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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Bangladesch – Klimawandel könnte zu Millionen von Flüchtlingen führen
Bangladesch liegt direkt an der Mündung des weltgrößten Flussdeltas, wo die Flüsse Brahmaputra, Ganges und Meghna in die Bucht von Bengalen fließen. Zudem liegt fast ein Viertel des Landes nur knapp etwas über zwei Meter über dem Meeresspiegel und Zweidrittel des Landes liegen weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel. Bangladesch wird von circa 700 Flüssen durchzogen, hat eine lange Küstenlinie und in einem durchschnittlichen Jahr ist ein Viertel des Landes überschwemmt; alle 4 bis 5 Jahre gibt es sogar eine größere Flut, die gut 60 Prozent des Landes unter Wasser setzt. 1) Scientific American; The unfolding tragedy of climate change in Bangladesh; Veröffentlicht am 21.04.2017 2) Environmental Justice Foundation; Bangladesh: On the front line of climate change; nicht mehr verfügbar
In Bangladesch gibt es durch die niedrige Lage des Landes und die regelmäßigen Überschwemmungen große Probleme mit der Versalzung der Böden, Flusserosionen, wiederkehrenden Stürmen und der Erosion der Küstenlinie. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und viele Bauern mussten schon ihre Dörfer verlassen, weil die Landwirtschaft unmöglich wurde. Auch durch das Abschmelzen der Gletscher im Himalaya kommt es immer wieder zu erhöhten Pegelständen der Flüsse. 3) Environmental Justice Foundation; Bangladesh: On the front line of climate change; nicht mehr verfügbar 4) Scientific American; The unfolding tragedy of climate change in Bangladesh; Veröffentlicht am 21.04.2017
Jährlich sterben in Bangladesch tausende Menschen, weil sie Opfer von Überschwemmungen werden und viele ziehen daraufhin in die Städte. Vor allem die Hauptstadt Dhaka und die Stadt Chittagong haben die meisten der Klimaflüchtlinge aus den ländlichen Gebieten bisher aufgefangen. In den Städten lebt ein Großteil von ihnen in den ohnehin schon übervollen und unterversorgten Slums und dann oft unter der Armutsgrenze. Laut einem Report der Environmental Justice Foundation ist die Bevölkerung in den Slums in Bangladesch in den letzten 17 Jahren um 60 Prozent angestiegen, alleine 2016 stieg die Bevölkerung in Dhaka um mehr als eine halbe Million Menschen an. Aber auch die großen Städte sind von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und viele Stadtteile werden in den Monsunmonaten regelmäßig geflutet. 5) Environmental Justice Foundation; Bangladesh: On the front line of climate change; nicht mehr verfügbar 6) The Daily Star; Why Dhaka’s liveability is only worsening; Veröffentlicht am 01.01.2018 7) The Guardian; Boats pass over where our land was: Bangladesh’s climate refugees- photo essay; Veröffentlicht am 04.01.2018
Der Klimawandel hat heute schon reale Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen in Bangladesch, doch auch die Prognosen für die Zukunft des Landes sehen nicht besonders gut aus. Die Environmental Justice Foundation geht davon aus, dass jährlich bis zu 250 000 Menschen in Bangladesch ihre Heimatorte verlassen müssen aufgrund der sich verschlechternden klimatischen Bedingungen. Für die nächsten 50 Jahre erwartet das Land 25-30 Millionen Klimaflüchtlinge. Das ist jeder 6. Bewohner, denn bei einem Meeresanstieg von einem Meter, so wie er als wahrscheinlich von dem IPCC vorhergesagt wird, würde Bangladesch 17- 20 Prozent seiner Landfläche an das Meer verlieren. Bis 2100 könnte der Anstieg des Meeresspiegels sogar noch weitaus mehr als ein Meter sein, wodurch Bangladesch noch mehr seiner Landmasse verlieren würde und bis zu 50 Millionen Menschen ihr Zuhause verlieren könnten. 8) Scientific American; The unfolding tragedy of climate change in Bangladesh; Veröffentlicht am 21.04.2017 9) The Guardian; Boats pass over where our land was: Bangladesh’s climate refugees- photo essay; Veröffentlicht am 04.01.2018
Das Land würde mit so einer Flut von Klimaflüchtlingen nicht zurechtkommen. Da Bangladesch ein recht armes und kleines Land ist, hat es allein nicht die Mittel dafür und Klimaflüchtlinge sind bislang noch nicht in der UN-Flüchtlingskonvention anerkannt und können auch in anderen Ländern keinen Schutz suchen. Zudem könnte dies zu einem Problem werden, welches das Land destabilisiert und zu internen Konflikten führen könnte. Wer wird dann die Verantwortung übernehmen für solch eine humanitäre Katastrophe? 10) Environmental Justice Foundation; Bangladesh: On the front line of climate change; nicht mehr verfügbar
Bangladesch produziert nur 0,3 Prozent der Treibhausgase, die verantwortlich sind für den Klimawandel, trotzdem bekommt es schon jetzt die Auswirkungen der Erderwärmung zu spüren. Die ohnehin arme Bevölkerung des Landes, die kaum etwas zu den klimatischen Veränderungen beigetragen hat, muss die Fehler der westlichen Welt ausbaden. Wir können unseren Fortschritt und Wohlstand nicht länger auf dem Rücken der weniger entwickelten Länder austragen. Klimaabkommen müssen bindend umgesetzt werden, es müssen Regelungen geschaffen werden für Klimaflüchtlinge und der Westen hat gegenüber den Menschen in Bangladesch eine Verantwortung, damit auch diese ein würdiges Leben führen können. 11) Scientific American; The unfolding tragedy of climate change in Bangladesh; Veröffentlicht am 21.04.2017
Fußnoten und Quellen:
Judith Freitag
Veröffentlicht um 19:35h, 01 JuniVielen Dank für diesen wichtigen Beitrag