Wird der neue Präsident Mnangagwa seinem Ruf als Hoffnungsträger Simbabwes gerecht?
Drei Tage nach dem Rücktritt von Robert Mugabe wurde am vergangenen Freitag sein Nachfolger Emmerson Mnangagwa als neuer Präsident Simbabwes vereidigt. 1) Deutsche Welle: Simbabwes neuer Präsident Emmerson Mnangagwa vereidigt; Veröffentlicht am 24.11.2017 Für die Bevölkerung gilt er als Hoffnungsträger, denn Mugabe wirtschaftete Simbabwe in seiner 37-jährigen Amtszeit in den Ruin. Nachdem er in den letzten Wochen erst vom Militär unter Hausarrest gestellt und ihm dann mit einer Amtsenthebung gedroht worden war, trat er schließlich von seinem Amt als Präsident zurück.
Emmerson Mnangagwa, der in Simbabwe auch unter dem Name „das Krokodil“ bekannt ist, stand als neuer Präsident bereits zur Stelle. Der langjährige Vizepräsident war Anfang November von Mugabe entlassen worden. Vermutlich, um für dessen Ehefrau Grace Platz zu machen, welche schon als mögliche Nachfolgerin im Präsidentenamt gehandelt wurde. 2) Süddeutsche Zeitung: Bleibt alles in der Familie; Veröffentlicht am 07.11.2017 Doch dann kam es zum „Staatsstreich“. Mnangagwa ist neuer Präsident Simbabwes, zumindest bis zu den nächsten Wahlen, die für das kommende Jahr geplant sind. Robert und Grace Mugabe können sich über eine Abfindung in Millionenhöhe sowie Straffreiheit bezüglich aller Vergehen während der Präsidentschaft freuen. 3) The guardian: Zimbabwe: Robert Mugabe to get $10m payoff and immunity for his family; Veröffentlicht am 26.11.2017
In seiner Antrittsrede letzten Freitag kündigt Mnangagwa an, was sich die Menschen in Simbabwe seit Jahren wünschen: „Wir werden Jobs für unsere Jugend schaffen und die Armut für die gesamte Bevölkerung verringern“. 4) Deutsche Welle: Simbabwes neuer Präsident Emmerson Mnangagwa vereidigt; Veröffentlicht am 24.11.2017 Auch die Korruption im Land wolle er bekämpfen. Zudem räumt er ein, dass in der Vergangenheit „Fehler“ von der Regierung gemacht wurden. Er verkündet, enteignete Farmer zu entschädigen. Seit dem Jahr 2000 wurden im Zuge von Landreformen tausende, überwiegend weiße Farmer vom Staat enteignet. Er wirbt in seiner Rede auch internationale Investoren an: „Jedes ausländische Investment wird in Simbabwe sicher sein.“ Außerdem bittet er um einen internationalen Schuldenerlass. Ein Großteil der Bevölkerung scheint begeistert vom neuen Präsidenten zu sein. Viele von ihnen kannten bisher nur Mugabe als Staatschef, jetzt hoffen sie auf einen Neuanfang. Bei der Vereidigung von Mnangagwa im Nationalstadion jubeln ihm Zehntausende zu. Manche haben Schilder mit den Aufschriften „Keine Rache“ oder „Der Beginn einer neuen Ära“ mitgebracht. 5) Deutsche Welle: Simbabwes neuer Präsident Emmerson Mnangagwa vereidigt; Veröffentlicht am 24.11.2017 6) Süddeutsche Zeitung: Das Krokodil ist zurück; Veröffentlicht am 24.11.2017 7) Spiegel Online: Klappe halten, zurück an die Arbeit; Veröffentlicht am 24.11.2017
Doch inwiefern sich Mnangagwas Regierungsstil von dem seines Vorgängers unterscheiden wird, bleibt fraglich. Denn immerhin ist er seit den 70er Jahren ein enger Vertrauter Mugabes. Beim grausamen Massenmord von 20 000 Menschen durch das Militär im Süden Simbabwes 1983 spielte Mnangagwa eine tragende Rolle. Zudem war er für die Ermordung tausender Oppositioneller während Mugabes Amtszeit verantwortlich. 8) Deutsche Welle: Kommentar: Das „Krokodil“ Mnangagwa ist kein Hoffnungsträger für Simbabwe; Veröffentlicht am 24.11.2017 Er bekleidet seit Jahrzehnten hohe Ämter in der Regierung Simbabwes. In dieser Zeit soll er von der vorherrschenden Korruption profitiert und enorme Reichtümer angehäuft haben. Laut eines UN-Berichts steht er in Zusammenhang mit der Ausbeutung von Rohstoffen im Kongo. Die meisten der alten Führungsriege der Regierungspartei Zanu-PF gehören zu Mnangagwas Fürsprechern und werden das Land wohl auch weiterhin ähnlich wie bisher regieren. 9) Welt: Aus einer blutigen Vergangenheit soll ein florierendes Simbabwe wachsen; Veröffentlicht am 26.11.2017 10) Spiegel Online: Wer beerbt den greisen Diktator? Veröffentlicht am 15.11.2017
Allerdings gilt der neue Präsident als nicht so „ideologisch“ wie Mugabe. Mit ihm könnte in Simbabwe eine neue Realpolitik verwirklicht werden. 11) Deutsche Welle: Kommentar: Das „Krokodil“ Mnangagwa ist kein Hoffnungsträger für Simbabwe; Veröffentlicht am 24.11.2017 Der Politikredakteur der staatlichen Zeitung „The Herald“, Tichaona Zindoga meint: „Er gilt als unternehmerfreundlich, was zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage beitragen könnte“. 12) Welt: Aus einer blutigen Vergangenheit soll ein florierendes Simbabwe wachsen; Veröffentlicht am 26.11.2017
Mnangagwas Rückhalt in der Bevölkerung scheint vor allem darauf zu beruhen, dass die Menschen nach fast vier Jahrzehnten mit Mugabe endlich Hoffnung auf eine politische Veränderung im heruntergewirtschafteten Land haben. „Ich glaube, dass sich die politische Situation mit Mnangagwa als Präsident verbessern wird. Nach einer so langen Zeit ohne wirklichen politischen Wandel, ist uns eigentlich jede Änderung recht“, sagt der 29-jährige Journalist Latwell aus Simbabwe zum Onlinemagazin Jetzt. Die 25-jährige Samantha (Name geändert) sagt außerdem zu Jetzt: „Soweit ich das einschätzen kann, ist fast jeder im Land froh über die Veränderungen, die gerade stattfinden. Alte und junge Menschen lieben und verehren Mnangagwa sehr. Viele von ihnen feiern ihn aber wahrscheinlich nur deshalb, weil sie so froh sind, dass er Mugabe endlich ablöst.“ 13) Jetzt: „Mugabe hat meine Generation auf dem Gewissen“; Veröffentlicht am 25.11.2017
Zumindest bleibt die Hoffnung, dass Simbabwe unter Mnangagwa in den nächsten Monaten einen Schritt in Richtung Demokratie macht und nächstes Jahr freie Wahlen stattfinden. Dann könnte die Bevölkerung ihren Präsidenten endlich auf demokratischem Wege selbst bestimmen.
Fußnoten und Quellen:
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