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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
UN-Klimakonferenz: Südseeinseln versinken im Pazifik
Vergangenen Montag begann in Bonn die 23. UN-Weltklimakonferenz – Gastgeber ist die Republik Fidschi. Der Inselstaat gehört zu den Ländern, die bereits jetzt die Folgen des Klimawandels Tag für Tag zu spüren bekommen. 1) Süddeutsche Zeitung: Viele Inseln sind schon verloren; Veröffentlicht am 03.11.2017
Im Jahr 2016 wurden 55 000 Menschen in Fidschi obdachlos, da der Zyklon Winston ihre Häuser zerstörte. Die ökonomischen Schäden belaufen sich dabei auf rund fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Aktuell plant die Regierung in den nächsten fünf bis zehn Jahren 45 Küstendörfer umzusiedeln, die wegen des ansteigenden Meeresspiegels bald nicht mehr bewohnbar sind. Dabei ist Fidschi nur einer von vielen Inselstaaten des Pazifiks, die mit den Auswirkungen der Klimaveränderungen zu kämpfen haben. Vor allem auf den Marschallinseln, Tuvalu und Kiribati wird der Meeresspiegelanstieg erhebliche Auswirkungen auf die Bevölkerung haben. Bei einer möglichen Erwärmung um 4 °C würden dort 75 – 90 Prozent der Bevölkerung vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein. Hunderttausende müssten ihre Heimat für immer verlassen. 2) Oxfam International: Uprooted by climate change; Veröffentlicht im November 2017 3) Süddeutsche Zeitung: Flucht aus dem Paradies; Veröffentlicht am 29.10.2017 4) Climate Central: Mapping Choices; Carbon, climate, and rising seas our global legacy; Veröffentlicht im November 2015
Das klingt nach wüsten Zukunftsprognosen. Doch in Kiribati ist der Klimawandel bereits in der Gegenwart angekommen und die Bewohner werden täglich damit konfrontiert. Einige Dörfer sind bereits vom ansteigenden Meeresspiegel überschwemmt, landwirtschaftliche Nutzflächen wurden zerstört und durch das eindringende Salzwasser sind Süßwasserreserven ungenießbar. Der Großteil des Landes liegt nicht höher als drei Meter über dem Meeresspiegel. Aus diesem Grund ergreift die Regierung des 110 000-Einwohner-Staats bereits jetzt Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Sie schloss mit Australien und Neuseeland Abkommen über einen einfacheren Zugang zu deren Arbeitsmarkt für die kiribatische Bevölkerung. Auch Fidschi, das im Vergleich zu anderen Inselstaaten über mehr höher gelegene Landflächen verfügt, bot den betroffenen Einwohnern Kiribatis einen Zufluchtsort an. 5) Oxfam International: Uprooted by climate change; Veröffentlicht im November 2017
Nicht nur in der Südsee sind Menschen auf Grund der voranschreitenden Klimaveränderung gezwungen, zukünftig ihre Heimat zu verlassen. Ein Bericht des internationalen Entwicklungshilfeverbunds Oxfam führt auf, dass eine Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur um 2 °C und der damit einhergehende Meeresspiegelanstieg weltweit 280 Millionen Menschen heimatlos machen würden. Neben dem Meeresspiegelanstieg vertreiben auch zunehmende Extremwetterereignisse die Menschen aus ihren Heimatregionen. Intensivere und vermehrt auftretende Stürme verstärken die Erosion der Küsten und führen zu Überschwemmungen ganzer Landstriche, auch häufigere und längere Dürreperioden machen einige Regionen der Welt dauerhaft unbewohnbar.
Im Jahr 2016 mussten Oxfam zufolge 23,5 Millionen Menschen wegen klimabedingten Katastrophen fliehen, das wären dreimal so viele wie vor Krieg und Gewalt. Diese Zahl beinhaltet allerdings noch nicht die Menschen, die auf Grund von längerfristigen Extremwetterlagen, wie zum Beispiel Dürren, ihr Zuhause verlassen müssen. Das waren laut Oxfam in den ersten neun Monaten des Jahres 2017 weltweit 1,9 Millionen Menschen. 6) Oxfam International: Uprooted by climate change; Veröffentlicht im November 2017
Im Bericht von Oxfam wird darauf hingewiesen, dass Menschen in ärmeren Ländern einem fünffach höheren Risiko ausgesetzt sind, auf Grund von extremen Wetterereignissen aus ihrer Heimat flüchten zu müssen, als Menschen aus reicheren Nationen. Auch die Länder, in denen die Menschen besonders von einem ansteigenden Meeresspiegel betroffen sind, gehören zu denen mit niedrigem bis sehr niedrigem Pro-Kopf-Einkommen. Beispielsweise Tuvalu und Kiribati, aber auch Bangladesch, Vietnam und Indien. 7) Climate Central: Mapping Choices; Carbon, climate, and rising seas our global legacy; Veröffentlicht im November 2015
Verantwortlich für den Klimawandel und damit die Ursache des steigenden Meeresspiegels sind allerdings zum größten Teil die Industrienationen. Auch das Austragungsland des derzeitigen Klimagipfels, Deutschland, zählt mit seinen vergleichsweise hohen Treibhausgasemissionen zu den Hauptverursachern. Zwar wird oft mit den Fingern auf die USA und Donald Trump mit seiner ohne Zweifel fragwürdigen Klimapolitik gezeigt, aber auch die deutsche Politik hat in den letzten Jahren keine großen Fortschritte geleistet, was die Umsetzung der Klimaschutzziele angeht. Laut dieser Ziele sollen beispielsweise die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent gesenkt werden. Aller Voraussicht nach werden es nur um die 32 Prozent sein. Hierzu muss allerdings erwähnt werden, dass ein Großteil dieser Einsparung nicht auf die nachhaltige Klimapolitik der letzen Jahre zurückzuführen ist, sondern auf den Zusammenbruch der DDR. 8) Zeit Online: Wir Großmäuler; Veröffentlicht am 06.11.2017
Es ist ein sofortiges Handeln auf politischer Ebene gefragt. Bundesumweltministerin Hendricks fordert im Zuge der Eröffnung des Klimagipfels, neben einem baldigen Kohleausstieg, auch dringende Veränderungen in den Sektoren Verkehr und Landwirtschaft. 9) Zeit Online: Hendricks kritisiert deutsche Klimapolitik; Veröffentlicht am 06.11.2017 Andere europäische Länder wie Frankreich oder Großbritannien sind uns beim Kohleausstieg und auch beim Verbot der Verbrennungsmotoren weit voraus. Zudem darf der Einfluss der Massentierhaltung auf den Treibhauseffekt, durch die enorme Freisetzung von Methan, nicht unterschätzt werden. Es müssen dringend strengere Begrenzungen der Bestandsgrößen eingeführt werden. 10) Zeit Online: Wir Großmäuler; Veröffentlicht am 06.11.2017
Es bleibt abzuwarten, welche Resultate der derzeitige Klimagipfel mit sich bringt und ob die Fidschis zusammen mit den anderen Ländern, die bereits jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden, den Rest der Welt zum Umdenken und vor allem zum sofortigen Handeln animieren können. Denn wenn der KIimawandel nicht aufgehalten oder zumindest verlangsamt wird, werden bald Millionen von Menschen ihre Heimat für immer verlieren.
Fußnoten und Quellen:
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