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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Asylpolitik im Vergleich – In Afrika empfängt man Flüchtlinge mit offenen Armen
Während sich Europa, die USA und Australien schon fast vor den Flüchtlingen „fürchten“ und eine eher zurückhaltende und restriktive Asylpolitik praktizieren, die Grenzen geschlossen werden und die Willkommenskultur oft viel zu wünschen übrig lässt, gibt es weltweit auch ganz andere Ansätze mit den Neuankömmlingen umzugehen. Vor allem in einigen Ländern Afrikas, dem ärmsten Kontinent der Welt, geht man mit gutem Beispiel voran.
Der Sudan wurde jüngst zu einem der Top Zielländer für syrische Flüchtlinge, obwohl das Land selbst sehr arm ist und von internen Problemen gespalten wird. Im Sudan leben zurzeit circa 2 Millionen Flüchtlinge, 100 000 davon sollen aus Syrien stammen. Der Grund für die Popularität des Landes liegt darin, dass der Sudan das einzige Land ist, in das Syrer ohne Visa und ohne Restriktionen nach der Ankunft einreisen können. Zudem haben Syrer automatisch das Recht auf Bildung und Arbeit und können nach 6 Monaten die Staatsbürgerschaft beantragen, was schon circa 1000 Syrer bisher gemacht haben. 1) Fairobserver; Sudan welcomes its newest refugees; Veröffentlicht am 01.11.2017 Nichtsdestotrotz ist auch das Leben im Sudan kein Zuckerschlecken, da die Mittel des Landes, die für die Flüchtlinge zur Verfügung stehen, sehr begrenzt sind und nicht alle von ihnen so herzlich empfangen werden wie die Syrer.
Uganda wurde von den Vereinten Nationen als eines der besten Länder für Heimatvertriebene bezeichnet. Der Staat hat 2016 mehr Flüchtlinge aufgenommen als jedes andere Land und insgesamt leben mittlerweile eine Million Menschen aus dem Südsudan in Uganda. Die Regierung in Kampala hat im Jahr 1999 die Self- Reliance Strategy beschlossen, seitdem bekommen alle Flüchtlinge ein eigenes Stück Land in der Größe von 900 Quadratmetern, um dort zu wohnen und sich selbst zu versorgen. Baumaterial für ein Haus sowie Kochutensilien und andere Alltagsgegenstände werden gestellt. Zudem haben die Neuankömmlinge das Recht zu arbeiten, bekommen Zugang zu Bildung und zur Gesundheitsvorsorge und leben inmitten der lokalen Bevölkerung. 2) ABC News; Uganda welcoming millions of South Sudanese refugees, earning praise of United Nations; Veröffentlicht am 03.11.2017 3) New Vision; Uganda: A safe haven for South Sudan refugees; nicht mehr verfügbar 4) The McGill International Review; Uganda’s refugee paradise; Veröffentlicht am 18.10.2017 Es gab zwar schon einige Dispute zwischen den Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung, aber die Regierung nutzt bis zu 30 Prozent der internationalen Gelder, um in die lokale Infrastruktur zu investieren. So profitieren die gastgebenden Gemeinden von neuen Straßen, Krankenhäusern, Schulen und einer verbesserten Trinkwasserversorgung. 5) ABC News; Uganda welcoming millions of South Sudanese refugees, earning praise of United Nations; Veröffentlicht am 03.11.2017 Trotzdem gibt es auch in Uganda Probleme, denn die Gelder reichen bei der großen Anzahl immer noch ankommender Südsudanesen nicht aus. Zudem ist die UN Kampagne für Uganda nur zu 25 Prozent finanziert worden. Da davon auszugehen ist, dass die meisten der südsudanesischen Flüchtlinge noch viele Jahre in Uganda bleiben werden, ist die Self- Relieance Strategy der ugandischen Regierung ein wichtiger Schritt in die Unabhängigkeit für diese Menschen. Einen Haken gibt es dabei jedoch: Sobald die Flüchtlinge eine gewisse Unabhängigkeit erreichen und mit selbstproduzierten Produkten aktiv an der Marktwirtschaft teilnehmen können, werden alle humanitäre Unterstützung und Essensrationen eingestellt. 6) ABC News; Uganda welcoming millions of South Sudanese refugees, earning praise of United Nations; Veröffentlicht am 03.11.2017 7) The McGill International Review; Uganda’s refugee paradise; Veröffentlicht am 18.10.2017
Auch im Tschad, dem drittärmsten Land der Welt, leben Flüchtlinge und Einheimische Seite an Seite. Davon profitiert auch die lokale Bevölkerung, denn die Flüchtlinge bringen ihre handwerklichen Fähigkeiten mit und geben sie an die Bevölkerung weiter. Auch die Programme der NGOs kommen allen Bewohnern, Flüchtlingen und Einheimischen zugute. Aber auch im Tschad sind die Programme stark unterfinanziert und viele NGOs haben in den letzten Jahren aus Spendenmangel die Arbeit in dem Land aufgegeben. 8) Reuters; In Chad, refugees on aid pittance turn to knitting and hair dressing; Veröffentlicht am 11.10.2017
Während viele Länder in Afrika Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen und ihnen die Möglichkeiten geben, ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen, wird es immer schwieriger und gefährlicher, überhaupt nach Europa oder die USA zu kommen, um dort einen Asylantrag zu stellen. Zudem sind auch die Anerkennungsquoten stark gesunken und man versucht, die Flüchtlinge im Tausch für eine größere Summe Geld „freiwillig“ nach Hause zu schicken. 9) The Diplomat; Between home and a hard place: Paying refugees to return; Veröffentlicht am 27.10.2017 10) The Local; 10 things to know about refugees and asylum in Germany; Veröffentlicht am 01.09.2017
So versucht auch Australien, die Flüchtlinge mit Geld wieder in ihr Heimatland zu verfrachten. So wurden einigen Rohingya bis zu 25 000 australische Dollar geboten, um wieder nach Myanmar zurückzukehren. 11) The Diplomat; Between home and a hard place: Paying refugees to return; Veröffentlicht am 27.10.2017 Australien ist für seine restriktive Flüchtlingspolitik bekannt, denn seit 2013 wird die „Operation Sovereign Borders“ vom Militär umgesetzt und Flüchtlingsboote werden einfach wieder zurück nach Indonesien gebracht. Falls es manche von ihnen doch an die australische Küste schaffen, werden die Asylanträge nicht in Australien bearbeitet, sondern in Flüchtlingscamps in Nauru und Papua Neuguinea, wo die Konditionen völlig inadäquat sind. Auch wenn die Asylbewerber als Flüchtlinge anerkannt werden, können sie nicht nach Australien übersiedeln, sondern werden in Ländern wie Kambodscha, Nauru und Papua Neuguinea angesiedelt. 12) BBC News; Australia asylum: Why is it controversial?; Veröffentlicht am 31.10.2017
Auch wenn es in Europa nicht ganz so restriktiv ist wie in Australien, ist es doch schwer, eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen. Flüchtlinge müssen in Camps leben und auch hier wird von einigen Regierungen versucht, sie mit Geldzahlungen in die Heimat zurückzuschicken. 13) The Diplomat; Between home and a hard place: Paying refugees to return; Veröffentlicht am 27.10.2017 14) Al Jazeera; Refugees in Greece feel like prisoners and hostages; Veröffentlicht am 03.10.2017 Als Flüchtling in die USA zu kommen, ist noch schwieriger, denn die Bewerber werden komplett durchleuchtet und bei Menschen aus muslimischen Ländern zum Teil auch vom amerikanischen Geheimdienst. Amerika hat mit die strengsten Sicherheitsvorkehrungen für Flüchtlinge weltweit. 15) Vox; 9 questions about the global refugee crisis you were too embarrassed to ask; Veröffentlicht am 20.06.2017
Aber auch in der westlichen Welt gibt es Länder, die mit gutem Beispiel vorangehen. So wurden in Neuseeland die ersten Weichen für ein Programm für Klimaflüchtlinge gestellt. 16) The Daily Orange; Ask the Experts: New Zealand’s potential climate change refugee program; Veröffentlicht am 08.11.2017 Auch Kanada hat ein sehr umfassendes Umsiedlungsprogramm, das Flüchtlinge gut in die neue Gesellschaft integriert und ihnen den Neustart stark erleichtert. 17) The Globe and Mail; After Syria initiative, UN looks to Canada as a refugee haven; Veröffentlicht am 03.11.2017
Während viele reiche Staaten die Anzahl der Flüchtlinge begrenzen und ihnen wenig Handlungsfreiraum schenken, gehen Staaten in Afrika, Neuseeland und Kanada mit neuen Konzepten und gutem Beispiel voran. Oftmals verbringen Flüchtlinge viele Jahre in Camps ohne große Aussicht auf ein besseres Leben. Europa muss seine Strategie, mit Flüchtlingen umzugehen, neu überdenken, denn die Abschottung einer gesellschaftlichen Gruppe führt nur zu Unmut und trägt recht wenig zur Integration bei. 18) The Guardian; Why denying refugees the right to work is a catastrophic error; Veröffentlicht am 22.03.2017 Vor allem sollte sich Europa auch im Handlungszwang sehen, denn die meisten Flüchtlinge leben in Ländern mit viel begrenzteren Mitteln und Möglichkeiten, die Flüchtlinge überhaupt mit ausreichend Nahrung und Medizin zu versorgen. Diese Problematik gibt es in Europa nicht, daher müssen wir uns auch nicht davor fürchten, dass unser Lebensstandard durch die wenigen Flüchtlinge, die es überhaupt hier her schaffen, leiden würde.
Fußnoten und Quellen:
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