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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Landgrabbing in Brasilien – finanziert durch deutsche Pensionskassen
Im Nordosten Brasiliens leiden derzeit Mensch und Umwelt an den schwerwiegenden Folgen von illegalem Landgrabbing. Die Bewohner zahlreicher Gemeinden in der Region klagen über Wasserknappheit, Abholzungen, Verschmutzung durch Pestizide und erhebliche Gesundheitsschäden. Hinzu kommt die Tatsache, dass in vielen Fällen Dorfbewohner eingeschüchtert und dazu genötigt werden, ihr Land billig an Agrarkonzerne zu veräußern. In diesem Fall nutzen die Firmen das neu-erworbene Land, um dort Soja-Monokulturen anzupflanzen. 1) entwicklungspolitik online: Brasilien – Vergiftung, Landgrabbing und Wassermangel; Artikel vom 14.9.2017
Sogenannte „grileiros“, brasilianische Landräuber, roden die Vegetation, fälschen Landtitel und verkaufen die Anbauflächen schließlich an Großfirmen. Insbesondere der Einsatz von Pestiziden bei der Kultivierung von Soja birgt gesundheitliche Risiken für die hiesige Bevölkerung. In der Regenzeit werden die Chemikalien direkt in die Flüsse gespült, verunreinigen das Wasser und machen es somit ungenießbar. Auch aus der Luft werden die Felder mit den Mitteln besprüht, was anliegende Gemeinden in Mitleidenschaft zieht. Zudem sinkt der Grundwasserspiegel durch den zunehmenden Anbau von Monokulturen. Somit wird die Ernte anderer Agrarprodukte negativ beeinflusst, beispielsweise der Buriti-Palme, die ein wichtiges Handelsgut für die Gemeindebewohner darstellt. 2) entwicklungspolitik online: Brasilien – Vergiftung, Landgrabbing und Wassermangel; Artikel vom 14.9.2017
Laut Flavio Valente von FIAN-International vernachlässig der brasilianische Staat seine Schutzpflicht gegenüber der eigenen Bevölkerung: „Der brasilianische Staat war nicht nur komplett abwesend (…) durch die Begünstigung der Agrarindustrie ist er viel mehr selbst verstrickt in kriminelle Geschäfte. “ Dies habe zu einer Welle von Gewalt an der lokalen Bevölkerung und völliger Straflosigkeit geführt, so Valente weiter. 3) entwicklungspolitik online: Brasilien – Vergiftung, Landgrabbing und Wassermangel; Artikel vom 14.9.2017
Die beteiligten Agrarkonzerne werden aus Pensionskassen anderer Staaten unterstützt, beispielsweise aus den USA, Kanada, Schweden, den Niederlanden und Deutschland. 4) entwicklungspolitik online: Brasilien – Vergiftung, Landgrabbing und Wassermangel; Artikel vom 14.9.2017 Wenn derartige Investitionen aber zu kontinuierlichen Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden führen, müssen sie von den entsprechenden Geberländern kritisch bewertet und gegebenenfalls eingestellt werden. Gerade diese Länder stehen in der Pflicht, denn die in Schwellen- und Entwicklungsländern angebauten Produkte landen nur allzu oft in deren Supermärkten.
Nun ist Landraub kein Phänomen, das sich lediglich auf Südamerika beschränkt. Auch in Asien und insbesondere in Afrika werden Flächen in großem Stile aufgekauft bzw. illegal erworben, um dort für ausländische Märkte billige Lebensmittel oder Energiepflanzen zu produzieren. Für die lokale Bevölkerung bedeutet dies den Verlust ihrer Lebensgrundlage und der Selbstbestimmung. Besonders Kleinbauern befinden sich hier in einer enormen Gefahrensituation: Viele bewirten seit Generationen dasselbe Stück Land. 5) Lexikon der Nachhaltigkeit: Landraub; Stand 26.8.2015
Statt für die lokale Bevölkerung zu produzieren, werden vordringlich Exportprodukte hergestellt. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil es die Abhängigkeit von Importen und Hilfsgütern in diesen Staaten erhöht und soziale Probleme und Spannungen verschärft. 6) Globe Spotting: Wasser- und Landraub; Stand 15.9.2017
Fußnoten und Quellen:
Lola Martin-Umlauf
Veröffentlicht um 18:36h, 27 AprilWarum finanzieren ausgerechnet Pensionskassen das Landgrabbing? Welchen nutzen tragen SIE daraus? Mir ist der Zusammenhang von Altersvorsorge und Agrarraub absolut nicht schlüssig.
christian / earthlink
Veröffentlicht um 14:46h, 30 AprilHallo Lola,
auch Pensionskassen sind wie andere Unternehmen auf der Suche nach profitablen Investitionen und erhoffen sich dabei Gewinne. Grundsätzlich ist der Landkauf in Entwicklungsländern nicht verboten. Wenn jedoch bekannt wird, dass Land mit illegalen und menschenrechtsverletzenden Mitteln erworben wurde, sollten Investoren die Geschäftsbeziehungen mit den verantwortlichen Agrarkonzernen schnellstmöglich beenden. Insgesamt muß Landgrabbing in Entwicklungs- und Schwellenländern aber kritisch betrachtet werden, denn oftmals zieht die heimische Wirtschaft und die Bevölkerung keinen Nutzen daraus.
Dein earthlink-Team