Ethnische Säuberung in Myanmar: Neue Kämpfe verschärfen die Situation der Rohingya Minderheit
Myanmar, auch unter seinem früheren Namen Burma bekannt, ist ein hauptsächlich buddhistisch geprägtes Land. Die dort ansässigen Rohingya aber, sind eine ethnische und religiöse Minderheit, die vornehmlich im Norden des Landes lebt. Sie sprechen eine Sprache, die mit der der benachbarten Bengalesen verwandt ist und sind dem sunnitischen Islam zugehörig. Eine Million Rohingya leben in Myanmar, während etwa eine weitere Million von ihnen als Flüchtlinge in den Nachbarländern lebt. 1) Deutscher Bundestag: Internationale Reaktionen auf die Verfolgung der Rohingya in Myanmar; Wissenschaftliche Arbeit vom 27.04.17
Denn die Minderheit wird seit Jahrzehnten von der Regierung und der restlichen Bevölkerung angefeindet, diskriminiert und systematisch verfolgt. Sie gilt heute sogar als die meist verfolgte Minderheit der Welt. Die myanmarische Regierung und der sogenannte „sangha“, also die hohen buddhistischen Geistlichen, sehen die Rohingya als „Gefahr für den Buddhismus“ und als „illegale Einwanderer aus dem benachbarten Bengalen“. Seit 1982 wird der Minderheit offiziell die myanmarische Staatsbürgerschaft verweigert und somit gelten die Rohingya als staatenlos. Die Kommission für Menschenrechte der Vereinten Nationen dokumentierte in einem Bericht vom Februar 2017 Massenvergewaltigungen, Morde an Zivilisten, darunter auch an vielen Kindern und die Zerstörung von ganzen Dörfern durch Brandstiftung. Ein Beispiel dieser ausufernden Gewalt ist die Eskalation der Übergriffe auf die Rohingya-Minderheit im Oktober vergangenen Jahres. Im Norden von Rakhine, der ärmsten Region im Land, fielen burmesische Truppen in Dörfer der muslimischen Minderheit ein, brannten Häuser nieder, nahmen Männer fest oder töteten sie und misshandelten und vergewaltigten Frauen. Immer mehr Beobachter sprechen von Völkermord und ethnischer Säuberung. 2) UN News Centre: UN report details ‚devastating cruelty‘ against Rohingya population in Myanmar’s Rakhine province; Stand vom 03.02.17 3) FAZ: Sie missionieren mit Buddha und Schwert; 20.06.17 4) FAZ: Mehr als hundert Tote bei Gefechten in Myanmar; Artikel vom 28.08.17
Als Folge der Unterdrückung und der Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Minderheit schlossen sich militante Rohingya zur „Arakan Rohingya Salvation Army“, kurz Arsa zusammen, um sich gegen die Übergriffe wehren zu können. Nun eskaliert die Gewalt im südostasiatischen Staat abermals. Am letzten Wochenende griffen aufständische Arsa-Rebellen myanmarische Sicherheitskräfte an. Bei den Kämpfen kamen laut offiziellen Angaben über 100 Menschen ums Leben, zahlreiche Menschen wurden verletzt. Laut den Vereinten Nationen seien mindestens 5.000 Menschen ins benachbarte Bangladesch geflüchtet. Tausende Mitglieder der Minderheit halten sich zudem im Grenzgebiet auf. Mit weiteren Flüchtenden sei zu rechnen, denn Beobachter befürchten, dass das Militär einen Racheakt an den Rohingya verüben wird und sich so Szenen vom vergangenen Oktober wiederholen könnten.
Aung San Suu Kyi, Staatschefin Myanmars und Friedensnobelpreisträgerin, schweigt zu den Vorkommnissen. 20 Jahre stand sie während der Militärdiktatur unter Hausarrest und dennoch wird auch unter ihrer Regierung den Rohingya die Staatsangehörigkeit bisher verweigert. 5) Tagesschau: Rohingya fliehen-Suu Kyi schweigt; Artikel nicht mehr verfügbar 6) ZDF Heute: Tausende Flüchtlinge sitzen an Grenze fest; nicht mehr verfügbar
Zwar kritisieren viele westliche Staaten den Umgang der Regierung mit der Rohingya-Minderheit, doch bislang wurden von keinem Land Sanktionen aufgrund der begangenen Menschenrechtsverletzungen verhängt. Der UN-Sicherheitsrat hatte zwar über eine offizielle Stellungnahme bzw. Kritik an der myanmarischen Regierung nachgedacht, diese kam aber im März 2017 aufgrund des Vetos der Volksrepublik China und der Russischen Föderation nicht zustande. Es scheint daher absehbar, dass auch in Zukunft keine eindeutigen Impulse von dieser Seite zu erwarten sind. Auch die EU hat sich bislang nicht darauf geeinigt, eine Forderung nach einer Untersuchungskommission der Vereinten Nationen zu unterstützen. Es fehlt also an einer konsequenten und einheitlichen Reaktion der westlichen Welt auf die ethnische Säuberung in Myanmar, um die Situation der Rohingya endlich zu verbessern und ihnen eine gerechte Behandlung zukommen zu lassen. 7) Deutscher Bundestag: Internationale Reaktionen auf die Verfolgung der Rohhingya in Myanmar; Wissenschaftliche Arbeit vom 27.04.17
Fußnoten und Quellen:
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