Afghanistan: 16 Jahre Krieg und noch kein Ende in Sicht
Nach dem Anschlag am 11.09.2001 durch die Terrororganisation Al-Qaida, die unter der Talibanregierung Schutz in Afghanistan erhielt, wurde das Land durch die USA und weitere westliche Staaten angegriffen. Die Talibanregierung konnte gestürzt und Osama Bin Laden, der Kopf der Al-Qaida, 2011 gefunden und getötet werden. Allerdings ist das Land auch heute noch sehr instabil und von den Taliban nicht befreit. Die Regierung ist immer noch auf Unterstützung von außen angewiesen. 1) Wikipedia: Krieg in Afghanistan; Stand vom 12.07.17 2) Wikipedia: Krieg in Afghanistan seit 2001; Stand vom 12.07.17
Die Taliban haben heute die Macht über 11 Prozent Afghanistans und weitere 30 Prozent des Landes sind in Gefahr. Das bedeutet, dass die offizielle Regierung unter Präsident Aschraf Ghani gerade einmal 60 Prozent des Landes „schützen“ kann. Die Folge ist, dass um die 700.000 Afghanen seit 2014 fliehen mussten. Dieses Jahr sollen es 450.000 weitere sein. In Afghanistan kommt es häufig zu Vorfällen, die die Sicherheit der Bewohner gefährden. Laut der Uno kam es alleine im Mai dieses Jahres zu 6252 Zwischenfällen wie Kämpfe und Minenexplosionen. Normalerweise richten sich die Anschläge der Taliban gegen das afghanische Militär, oft fallen aber Zivilisten den Bomben zum Opfer. In den ersten drei Monaten diesen Jahr waren es ungefähr 2200 Menschen. Ende Mai gab es einen verheerenden Anschlag auf die deutsche Botschaft, dabei wurden 150 Bürger getötet und mehrere hundert verletzt. 3) Spiegel Online: Dutzende Tote bei Anschlag auf eine Bank; Artikel vom 22.06.17 4) Frankfurter Rundschau: Afghanistan im Kreuzfeuer; Artikel vom 04.07.17 5) Handelsblatt: Nato-Staaten schicken zusätzliche Truppen; nicht mehr verfügbar 6) Dlf24: Versteckter Sprengsatz tötet Zivilisten; nicht mehr verfügbar
Zwar wurde in Afghanistan schon etwas erreicht: zum Beispiel wurde die Infrastruktur ausgebaut. Aber die Regierung ist nicht in der Lage, die Straßen dauerhaft zu sichern. Die Zahl der Terroropfer steigt und Bestechung ist im ganzen Land ein Problem. Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen dass das Land noch nicht stabilisiert werden konnte. Die Korruption steht der wirtschaftlichen Entwicklung im Weg. Und sie führt dazu, dass Menschenrechtsverstöße nicht bestraft werden. Der UN-Sonderbeauftragte Tadamichi Yamamoto bestätigt: „Afghanistan hat eine ganze Reihe von internen Problemen, und zwar neben dem Kampf gegen bewaffnete Milizen, die immer mehr Regionen unter ihre Kontrolle bringen.“ Hinzu kommt, dass um die 20 terroristische Organisationen das Land destabilisieren – Das ist die stärkste derartige Konzentration von Terrorgruppen. Durch die ständige Bedrohung fällt es der Bevölkerung zunehmend schwerer, sich auf die Regierung zu verlassen. 7) Zeit Online: Der endlose Krieg; Artikel vom 04.07.17 8) tageschau.de: Erneut viele Tote bei Anschlag in Afghanistan; Artikel nicht mehr verfügbar
Die Uno vermutet, dass die letzten Auseinandersetzungen und Anschläge Zeichen dafür sind, dass sich die Situation noch weiter verschlimmert. Die im Voraus geplante Reduktion der Truppen gilt nicht als sinnvoll, da die Terroristen einfach nur warten, bis die Soldaten das Land verlassen. Deswegen planen die USA und die NATO die Truppenpräsenz in dem südasiatische Land zu erhöhen. Derzeit befinden sich 12.000 Soldaten der NATO in Afghanistan. Davon sind 9.800 US-Amerikaner. Die Soldaten sollen mit 3000 bis 5000 Mann aufgestockt werden. Die Bundesregierung hat nicht vor, ihr Kontingent von 980 Soldaten zu erweitern. Auf das Vorhaben reagierten die Taliban mit einer Drohung: „Wenn ihr denkt, dass ihr unsere Entschlossenheit brecht mit eurer militärischen Präsenz und einem Truppenaufbau, dann macht ihr einen Fehler.“ 9) Zeit Online: Nato will 4.000 Soldaten an den Hindukusch schicken; Artikel vom 30.06.17 10) Handelsblatt: Nato-Staaten schicken zusätzliche Truppen; nicht mehr verfügbar 11) stol.it: Taliban-Botschaft: Mehr Truppen für Afghanistan wären ein Fehler; nicht mehr verfügbar 12) Frankfurter Rundschau: Afghanistan im Kreuzfeuer; Artikel vom 04.07.17
Es soll keine Kampfmission gestartet, sondern die bereits vorhandene Ausbildunsmission erweitert werden. 15 Nationen möchten die Mission unterstützen. Die Soldaten sollen die afghanische Armee und Polizei verstärken und punktuell im Land verteilt werden. Ziel ist es, die einheimischen Sicherheitskräfte zu befähigen in Zukunft Afghansitan selbst zu sichern. 13) Zeit Online: Der endlose Krieg; Artikel vom 04.07.17 14) Zeit Online: Nato will 4.000 Soldaten an den Hindukusch schicken; Artikel vom 30.06.17
1996 eroberten die Taliban Kabul und der ehemalige Präsident wird auf offener Straße erhängt. Hunderte weitere Menschen werden ermordet und viele fliehen aus der Stadt. Von keinem westlichen Staatschef ist zu diesem Zeitpunkt Protest an der Machtübernahme durch die Taliban und deren brutaler Vorgehensweise zu vernehmen. Das Interesse des Westens an Afghanistan wird sich nach dem 11. September 2001 jedoch schlagartig ändern. Die Taliban-Führung verurteilte die Angriffe und wies jegliche Verantwortung von sich. Präsident Bush gab dem Taliban-Regime in Kabul eine Frist von zwei Wochen, verdächtige Terroristen an die USA auszuliefern, eine sehr kurz angelegte Aufforderung. Dies wiederum legt die Vermutung nahe, dass die USA es von Anfang an darauf anlegten, schnell einen Sündenbock zu finden und somit der aufgebrachten amerikanischen Öffentlichkeit Genüge zu tun. Gleichzeitig sollte erwähnt werden, dass die Anschläge des 11. Septembers nicht von einem Staat ausgeführt wurden, der sich gegen die USA wandte. Der 11. September war das Werk einer terroristischen Vereinigung. 15) Huffington Post: Afghanistan: 15 years ago the Taliban took Kabul; Stand 24.11.2015 16) BBC: 1996: Afghan forces routed as Kabul falls; Stand 24.11.2015 17) E-International Relations: Was the NATO Invasion of Afghanistan Legal?; Stand 27.11.2015 18) Ali, Tariq: Fundamentalismus im Kampf um die Weltordnung – Die Krisenherde unserer Zeit und ihre historischen Wurzeln – 2002
Der Afghanistan-Krieg dauert fast 17 Jahre und ist somit einer der längsten Kriege überhaupt, trotzdem scheint er nicht zu enden. Er hat viele hundert Milliarden Dollar gekostet, Traumatisierte und Verletzte hinterlassen und zahlreiche Tote gefordert. Es ist fraglich, ob die Stabilisierung des Gebirgsland mit 15.000 Soldaten gelingt, nachdem sie mit zeitweise 130.000 Mann schon nicht erreicht werden konnte. 19) Zeit Online: Der endlose Krieg; Artikel vom 04.07.17
Fußnoten und Quellen:
Gretelpein@web.de
Veröffentlicht um 15:20h, 25 JuliSie haben den Ausgangspunkt ganz vergessen:
http://www.zeit.de/zeitlaeufte/sietz_afghanistan
christian / EarthLink
Veröffentlicht um 16:41h, 25 JuliDanke für Ihre Anregung. Natürlich haben Sie recht, der Konflikt mit der Sowjetunion gehört ohne Frage dazu, wenn man die Situation Afghanistans verstehen möchte. Dies würde jedoch den Rahmen eines Blogs sprengen. Auf unserer Länderseite zu Afghanistan (http://www.fluchtgrund.de/land/afghanistan/) versuchen wir, das Bild zu vervollständigen. Schauen Sie doch einmal vorbei!
Beste Grüße,
Ihr earthlink-Team