Ostafrika verdurstet – Weltgemeinschaft fehlen der Willen und die Mittel zur Hilfe
In Ostafrika hat es in den letzten fünf Jahren kaum geregnet. In vielen Regionen fordert dies nun seinen Tribut. Die anhaltende Dürre führte zu gewaltigen Einbußen in der landwirtschaftlichen Produktion und in der Viehhaltung. 20 Millionen Menschen sind durch die Dürre bedroht. Durst und Hunger treiben sie dazu, in vermeintlich bessere Gebiete zu fliehen und dort auf Wasser und Hilfe zu hoffen. Die Bevölkerung in Qardho, einer Stadt im Nordosten Somalias, verdoppelte sich seit Beginn der Trockenheit auf 420.000. Hier ist auf keine Hilfe mehr zu hoffen. Die Dürre breitet sich aus. Und die Hoffnung auf Regen schwinde, wie der Bürgermeister Abdi Said Osman zu berichten hat. „Hoffnung ist nur noch der Regen, aber wir wissen, dass er ausbleiben wird. Und wenn der Regen nicht kommt, werden die Menschen sterben“ 1) Stern: Hunger am Horn von Afrika; Artikel vom 23.04.17 . Das Wetterphänomen „El Niño“ wird für die Trockenheit verantwortlich gemacht. Wenn die Oberflächentemperatur des Südwest-Pazifiks um mehr als ein Grad ansteigt, ändert sich die Windrichtig. Folge davon sind extreme Wetterverhältnisse wie in Ostafrika 2) Tagesspiegel:Welche Spuren hinterlässt El Niño?; Artikel vom 07.05.16 .
In Puntland, der nördlichsten Region, ist es besonders schlimm. Flussbette trocknen aus und den Nomaden verenden die Tiere. Das zwingt sie an einem Ort zu bleiben und sich auf einmal im Monat gelieferte Wasser- und Nahrungsrationen zu verlassen. Die USA sind dabei größter Geldgeber. Die unter Präsident Trump geplanten Geldkürzungen werden zu einer Verschlimmerung der Lage beitragen 3) Stern: Hunger am Horn von Afrika; Artikel vom 23.04.17 .
Wegen der Wasserknappheit sei die Cholera ausgebrochen, wie der Tagesspiegel im März dieses Jahres berichtete 4) Tagesspiegel: In höchster Not; Artikel vom 18.03.17 . Das Ärzteblatt vermeldete die ersten Toten in Burao, einer Stadt im Norden des Landes 5) Ärzteblatt: Sorge um Kinder nach Cholera-Ausbruch in Somaliland; Artikel vom 02.06.17 . Problematisch ist das insofern, da Buarao zu dem sich 1991 unabhängig erklärten Somaliland gehört, welches bisher von keinem anderen Staat anerkannt wird. Das bedeutet, dass es keine internationale Hilfe erhalten wird. Lokalen NGOs fehlen momentan die finanziellen Mittel. Durch die vielen derzeitigen anderen Krisen steht weniger Geld zur Verfügung. Auch die Zentralregierung in Mogadischu kann aktuell keine ausreichende Hilfe mehr leisten. Ihre Haupteinkünfte des Landes stammen zu großen Teilen aus Steuereinnahmen der Viehzucht – etwa 75 Prozent der Bevölkerung lebt nomadisch von der Viehhaltung. Durch den Mangel an Wasser verenden die Tiere und auch hier lassen die Menschen sich zwangsweise am Rande von Siedlungen nieder und hoffen auf Hilfe. Zum vierten Mal in Folge regnet es nicht während der Regenzeit. Im östlichen Teil fliehen die Menschen Richtung Westen. Zwecklos, die Dürre folgt ihnen 6) Stern: Hunger am Horn von Afrika; Artikel vom 23.04.17 .
Die Trockenheit führt zu einer Hungerskatastrophe, die im Umfang der von 2011 ähnelt. Die Dürre 2011 bedrohte insgesamt 13 Millionen Menschen. Allein in Somalia forderte sie rund 260.000 Opfer 7) Spiegel: 258.000 Menschen sterben bei Hungerkatastrophe; Artikel vom 02.05.13 . Seitdem hat es insgesamt in weiten Teilen Ostafrikas zu wenig geregnet. Erschreckend ist, dass schon vor Monaten die Welthungerhilfe vor einer neuen Dürre warnte. Trotzdem fehlten die finanziellen Mittel, um die Krise vor ihrem eigentlichen Ausbruch zu bekämpfen und in Folge dessen abzuschwächen oder sogar zu verhindern. Auch anderen NGOs fehlten finanzielle Mittel, um entsprechend handeln zu können. Anfang des Jahres rief die kenianische Regierung den Notstand aus und forderte Hilfsgelder an. Diese scheinen jedoch nicht schnell genug oder teilweise gar nicht bewilligt worden zu sein 8) Zdf heute: Dürre in Ostafrika: „Man hätte es wissen müssen“; nicht mehr verfügbar .
In Äthiopien gilt seit der Dürre 2015/16 die Nahrungssituation als schwierig. Immer wieder ausbleibende Regenfälle sorgen für Missernten und Viehsterben 9) Tagesspiel: In höchster Not; Artikel vom 18.03.17 . Laut wateraid haben 42 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser 10) wateraid: Ethiopia; aufgerufen am 07.06.17 . Auch in Sululta, einer Region, in der zumindest mehr Regen fällt als im restlichen Land, müssen die Menschen teilweise lange Wege zurücklegen, um Wasser zu erhalten. Kurios erscheint, dass der Nahrungsmittelkonzern Nestlé stündlich 50.000 Liter Grundwasser pumpt. Die städtischen Wasserwerke schaffen gerade die Hälfte. Nestlé veröffentlichte in seiner Erklärung zu der Fabrik, sie werden sich dafür einsetzen, dass sich der Zugang zu sauberem Trinkwasser sich verbessere 11) Nestlé Waters: Nestlé Waters and the owners of the Abyssinia Springs business announced the creation of a joint-venture; Artikel vom 02.05.16 . Angesichts der Versorgungsnotstände erscheint es seltsam, dass das Unternehmen trotz der Dürre weiter Wasser abschöpft, während die durstige Bevölkerung sich das teure Flaschenwasser nicht leisten kann und die städtischen Werke den Bedarf nicht decken können. So verschlimmert sich die Dürre weiter, während Nestlé sich bereichert 12) The guardian: The Ethiopian boomtown that welcomes water firms but leaves locals thirsty; Artikel vom 09.03.17 .
Die Situation in Ostafrika ist nicht besonders gut. Zu hoffen bleibt nur, dass es bald wieder regnet, denn sonst besteht keine Hoffnung für die Menschen mehr. Zu viele andere Krisen fordern die Aufmerksamkeit der Nationen, die helfen könnten und müssten. Protektionismus einzelner Staaten ist dabei nicht hilfreich, ebenso wenig wie die Profitgier einzelner Unternehmen.
Fußnoten und Quellen:
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