Der Fluch der Bodenschätze- Wie Europa den Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik mitfinanziert
Seit 2013 tobt ein blutiger Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik, als die überwiegend muslimischen Seleka- Rebellen den damaligen christlichen Präsidenten stürzten. Obwohl es Anfang 2016 friedliche Neuwahlen gab, brach im Juni 2016 wieder das Chaos im Land aus, als es neue Kämpfe zwischen der muslimischen Ex- Seleka Allianz und der christlichen Anti-Balaka Militia im Nordwesten der Zentralafrikanischen Republik gab. 1) UNHCR: CAR Situation: Stand 10.06.17
Noch immer suchen über 450 000 Menschen in den Nachbarländern Schutz, 30% davon sind Kinder unter 18 Jahren. Auch innerhalb der Zentralafrikanischen Republik haben mindestens 500 000 Menschen ihr Zuhause verlassen. 2) UNHCR: Regional Response to the refugee crisis in the Central African Republic: Stand 21.06.17 Seit Mai 2017 haben die Konflikte in den östlichen Provinzen wieder zugenommen und alleine im letzten Monat haben 68 000 Menschen ihr Zuhause verloren. 3) allAfrica: Central African Republic: World’s Most Neglected Conflict Rages On: kostenpflichtig 4) UN News Centre: Central African Republic, UN rallies support for displaced: Veröffentlicht am 30.05.17
Seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 wird das Land immer wieder von Bürgerkriegen, Putschen, sowie religiösen und ethnisch motivierten Kämpfen heimgesucht. Korrupte und unfähige Politiker stehen auf der Tagesordnung. 5) Encyclopaedia Britannica: Central African Republic: Stand 10.06.17
Obwohl das Land reich an Bodenschätzen ist, zählt es weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt und ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Zu den wichtigsten Exportgütern zählen Diamanten und tropische Hölzer, zusammen machten Sie 2013 über 75% der Exporte aus, wobei vor allem die Bedeutung von tropischen Hölzern seit Kriegsausbruch zunahm. 6) Observatory of Economic Complexity: Central African Republic: Stand 10.06.17 Diamanten sind schon lange als Konfliktmineral bekannt, aber auch tropische Hölzer spielen bei internen Konflikten eine entscheidende Rolle. Beide können Bürgerkriege so profitabel machen, dass sie sich um Jahre in die Länge ziehen.
Ein großer Teil der Diamanten und des Holzes landen auf dem europäischen Markt und finanziert so die Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik. Rebellentruppen verlangen von den internationalen Firmen Sicherheitsgebühren und Steuern, um davon dann Waffen zu kaufen und die eigene Bevölkerung zu terrorisieren. Viele Minen sind unter der Kontrolle der Rebellengruppen, dabei kommt es oft zu Zwangsarbeit und zur Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten. 7) Global Wittness: Central African Republic Diamonds: not ready for sale: Veröffentlicht 11.11.14 8) Global Witness: Blood Timber: How Europe played a significant role in funding war in the Central African Republic: Veröffentlicht 15.07.15
Obwohl der Handel mit Diamanten aus der Zentralafrikanischen Republik 2013 unter dem Kimberley Prozess ausgesetzt wurde, haben seitdem über 100 000 Carat an Rohdiamanten ihren Weg auf den internationalen Markt gefunden. Denn nur der internationale und nicht der nationale Handel wird von dem Abkommen beeinträchtigt. Somit werden die Diamanten in die Hauptstadt Bangui verkauft, wo sie dann von großen Europäischen Firmen aufgekauft und bis zum Ende des Konflikts gelagert werden. Allen voran die bekannten Diamantenhändler aus Antwerpen. Auch der Schmuggel über die langen und unkontrollierbaren Landesgrenzen kann nicht ausgeschlossen werden. 9) Quartz Africa: The blood diamond trade is tearing the Central African Republic apart: Veröffentlicht am 01.05.14 10) Global Witness: Central African Republic Diamonds: not ready for sale: Veröffentlicht am 11.11.14
Auch im Holzhandel gehen die Geschäfte wie gewöhnlich weiter und die Exportzahlen waren auch im Konfliktjahr 2013, direkt nach dem erfolgreichen Putsch, fast unverändert. So flossen 2013 allein 3,4 Millionen Euro an die Rebellengruppen, mit denen sich europäische Firmen die Rechte zum illegalen Holzabbau sicherten. Die Holzfirma SEFCA hat so auch direkt nach dem Putsch 381 000 Euro an die neue Seleka Regierung gezahlt. 11) Gloabl Witness: Blood Timber: How Europe played a significant role in funding war in the Central African Republic: Veröffentlicht 15.07.15 All dies passiert trotz der EU -Holzhandelsverordnung von 2013, die den Handel mit illegalem Holz untersagt. 12) European Commission: EU Timber regulation 2013: Stand 10.06.17
Obwohl der Handel mit Diamanten und Tropenholz aus der Zentralafrikanischen Republik weiter geht und viele europäische Firmen schon jahrelang davon profitieren, ist die UN- Kampagne zur Hilfe der neuen Flüchtlingswelle mit nur 6% hoffnungslos unterfinanziert. Wenn sich dies nicht verbessert, wird sich die Situation der ohnehin schon armen und von jahrelangen Konflikten geplagten Bevölkerung weiter verschlimmern. 13) UN News Centre: Central African Republic: Amid fresh violence, UN rallies support for displaced: Veröffentlicht am 30.05.17
Wenn die westliche Welt endlich die Mitverantwortung für den Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik übernehmen würde und ihn durch die Profitgier großer Unternehmen nicht auch noch mitfinanzieren würde, könnte auch endlich der Weg zur Aufarbeitung der Kriegsverbrechen geebnet werden. Die UN hat in einem vor kurzem veröffentlichten Bericht schon einige Empfehlungen zum Aufarbeitungsprozess gegeben: So soll ein spezieller Gerichtshof und auch eine Wahrheits- und Versöhnungskommission etabliert werden. 14) allAfrica: Central African Republic: World’s most neglected conflict rages on: kostenpflichtig
Fußnoten und Quellen:
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