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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Bhutan: Ethnische Säuberung im Land des Glücks
Bhutan, ein winziges Königreich im Himalaya, auch bekannt als das Land des Glücks. Seit 2008 steht das Glück als Ziel offiziell in der Verfassung. Doch hat das Land eine grausame Vergangenheit. Über 100.000 Menschen hat der König vertrieben, noch heute leben Tausende in Lagern in Nepal und hoffen auf eine bessere Zukunft. 1) Süddeutsche Zeitung: Vertrieben aus dem Land des Glücks; Artikel vom 17.09.2014
Anfang der 1990er Jahre wurden Hunderttausende Menschen aus ihrer Heimat gewaltsam vertrieben. Angeblich, weil sie „Illegale“ seien und das Land überfremden würden. Das Königreich Bhutan hatte in kürzester Zeit ein Sechstel seiner Bevölkerung vertrieben – eine Handlung, die als eine systematische, ethnische Säuberung beschrieben wird. 2) Süddeutsche Zeitung: Vertrieben aus dem Land des Glücks; Artikel vom 17.09.2014 3) Al Jazeera: Bhutan’s forgotten people; Artikel vom 30.05.2014
Die Revolution begann Anfang der 1970er Jahre im Nachbarland Sikkim, welches heute nicht mehr existiert. Vor allem die nepalesischstämmige Bevölkerung war in Auflehnung gegen den König und forderte stärkeren politischen Einfluss. Im Jahre 1975 wurde Sikkim infolge einer Volksabstimmung zum indischen Bundesstaat. Als erste Amtshandlung wurde der König verbannt. Das nepalesischstämmige Volk beraubte dem König von Sikkim der Macht und nahm ihm jeden Einfluss. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 200.000 Nepalesen im Südbhutan. Der bhutanesische König befürchtete, dass er das gleiche Schicksal wie der König von Sikkim erleiden müsse. Seiner Meinung nach drohte Bhutan eine Überfremdung durch nepalesische Einwanderer. Die Regierung versuchte die Demographie des Königreichs zugunsten der herrschenden ethnischen Gruppen zu verändern. Es folgte die Einführung der Politik „one nation, one people“. Fortan übte der König zunehmenden Druck auf die Bevölkerung aus, im ganzen Land die Tradition des Nordens zu leben und sich damit zu identifizieren. Von nun an mussten nepalesischtstämmige Südbhutanesen täglich traditionelle Kleidung tragen. Sie begannen zu protestieren und sich gegen die strengen Vorschriften des Königs zu wehren. Dieser wollte den Einfluss der Südbhutanesen reduzieren, sie waren ihm zu gefährlich geworden. Die strikte Bhutanisierung des Südens stieß auf Widerstand und Proteste im Kampf für Demokratie. 4) Süddeutsche Zeitung: Vertrieben aus dem Land des Glücks; Artikel vom 17.09.2014 5) Thomas Caspari: Bhutan – Politische Probleme; nicht mehr verfügbar
Schließlich bildete der Citizenship Act von 1985 den Kern des Problems, der eine neue Volkszählung anordnete. Danach war man nur Bürger Bhutans, wenn man bereits vor dem 31.Dezember 1958 im Bhutan gelebt hatte und auch offiziell registriert war. Somit fehlte tausenden Menschen die Staatsbürgerschaft und sie wurden plötzlich zu illegalen Einwohnern. Anfang der 1990er Jahre wurden die Regelungen des Citizenship Acts in die Tat umgesetzt und Regierungsbeamte kontrollierten die Unterlagen der Einwohner im Süden. Die diskriminierenden und gewalttätigen Maßnahmen zur Formulierung der nationalen Identität nahmen mit der Zeit immer weiter zu. Wer keine Dokumente vorweisen konnte, musste das Land verlassen. Nicht selten wurden die nepalesischstämmigen Einwohner brutal und gewalttätig vertrieben. Durch Verhaftungen, Einschüchterung und Diskriminierung entfachte ein Bürgerkrieg im Süden des Landes. Die örtlichen Beamten nutzten das Klima der Repression, um Nepalesen zu zwingen, ihr Land unter dem Zeitwert zu verkaufen und auszuwandern. Unterdrückung, Vergewaltigung, Folter, Körperverletzung sowie Drangsalierung durch Beamte der Regierung zwangen die Menschen, ihre Heimat zu verlassen. 6) Süddeutsche Zeitung: Vertrieben aus dem Land des Glücks; Artikel vom 17.09.2014 7) Thomas Caspari: Bhutan – Politische Probleme; nicht mehr verfügbar
Indien sah sich nicht in der Verantwortung, sich um das Problem Bhutans zu kümmern und brachte die Flüchtlinge an die Grenze zu Nepal. Dort wurden schließlich Flüchtlingslager errichtet. Die Vereinten Nationen schritten nicht ein, da sie die Vertreibungen zunächst als interne Angelegenheit betrachteten. Sie gingen lange Zeit davon aus, dass ein erheblicher Teil der Menschen später wieder zurückkehren dürfte. Erst als hunderttausend Flüchtlinge versorgt werden mussten, schaltete sich die UN ein. Nach einem Besuch der Flüchtlingslager von einer Delegation der bhutanischen Regierung 2003 kam es dort zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Schließlich wurde den Flüchtlingen eine Rückkehr nach Bhutan verwehrt. Ohne Indiens Unterstützung konnte die nepalesische Regierung Bhutan nicht beeinflussen. In den vielen Jahren waren die Flüchtlinge nicht in der Lage, nach Bhutan zurückzukehren. 8) Süddeutsche Zeitung: Vertrieben aus dem Land des Glücks; Artikel vom 17.09.2014 9) Al Jazeera: Bhutan’s forgotten people; Artikel vom 30.05.2014
In Nepal sieht man die Menschen als bhutanische Eindringlinge, in Bhutan als nepalesische Illegale. Aus der Heimat vertrieben, ohne Perspektive und mit der Hoffnung, sich ein neues Leben aufbauen zu dürfen. Jedoch bekommen die Flüchtlinge in den Lagern keine Erlaubnis, zu arbeiten. Heute ist jeder dritte Bewohner dort geboren. 2007 wurde ein Resettlement-Programm von der internationalen Gemeinschaft beschlossen, welches den Flüchtlingen helfen soll, umzusiedeln und eine neue Heimat zu finden. Nach fast einem Jahrzehnt sind mittlerweile mehr als 100.000 bhutanische Flüchtlinge ins Ausland gezogen. Viele sind in die USA, Australien oder Kanada emigriert. Doch noch immer leben mehr als 30.000 Menschen in den Flüchtlingslagern in Nepal und hoffen auf eine bessere Zukunft. 10) Süddeutsche Zeitung: Vertrieben aus dem Land des Glücks; Artikel vom 17.09.2014 11) PRI: As Bhutanese refugee camps in Nepal wind down, resettlement program is considered a success; Artikel vom 28.12.2016
Fußnoten und Quellen:
A.B.W.
Veröffentlicht um 20:44h, 13 JuliZitat: Die Revolution begann Anfang der 1970er Jahre im Nachbarland Sikkim. Im Jahre 1975 wurde in Sikkim der König verbannt. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 200.000 Nepalesen im Südbhutan. (…) Anfang der 1990er Jahre wurden 100.000 Nepalesen aus Südbhutan (ihrer Heimat) gewaltsam vertrieben.
Ihrer Heimat?
Finde den Fehler.
Wenn ich fremd einwandere, ist das nicht meine Heimat.
Und wenn ich die Regierung stürzen will, muss ich gehen.
Dieser Bericht ist politisch diskriminierend. Er könnte sich um die Gräultaten kümmern, aber darf nicht die Verhinderung eines Staatstreiches in Form von Demokratie-Einfügung von Einwanderern als illigitimes Handeln darstellen. Niemand hat das Recht, einem Volk Demokratie aufzuzwingen. Daran haben sich schon die USA als weltweiter Hegemon verhoben. Diese euro-zentristische, „aufklärerische“ Sichtweise ist zu tiefst kolonial und rassistisch gegenüber jedem Volk, ob in Afrika, Nah-Ost oder Asien, dass anders glücklicher ist.