Steigender Meeresspiegel bedroht Nigerias Küstenregionen
Lagos ist eine afrikanische Metropole. Die Stadt an der Küste Nigerias ist der ökonomische Motor des Landes. Sie wächst stetig und die Geschäfte florieren, die legalen wie die illegalen. 1) Die Zeit: Die Masche der Big Boys; Artikel vom 23.02.17 Doch nicht nur die Bevölkerungszahl steigt an, sondern auch der Meeresspiegel an der Küste. Prognosen zufolge sollen bereits 2050 viele Gegenden von Lagos unter Wasser liegen. Das bedeute für viele Menschen nicht lediglich den Verlust von Land – sondern ihnen droht der Verlust ihrer Heimat, ihrer Arbeit und ihrer Lebensgrundlage. Die BewohnerInnen der küstennahen Gemeinden leben meist vom Fischfang, der ebenfalls von den Klimafolgen beeinträchtigt wird. In den meisten Fällen haben die Menschen, die am stärksten betroffen sind, am wenigsten Informationen über die Ursachen, Auswirkungen und Gegenmaßnahmen zum Klimawandel. Sie wissen häufig nicht, wie diese extremen Naturphänomene entstehen und wie sie sich davor schützen können. 2)Oxfam: Versinkt Lagos?; Artikel vom 10.01.17
Doch es ist nicht nur der stetig steigende Meeresspiegel, der den Menschen an der nigerianischen Küste zu schaffen macht. Es häufen sich Überschwemmungen, heftige Sturmfluten und Erosion. Letzte Woche rief eine Gruppe von Umweltaktivisten in Lekki Beach die Regierung des Bundesstaates Lagos zur Hilfe: Sie brauchen Unterstützung, um die bedrohten Küstenstädte der Lekki Coast vor Erosion und Fluten zu schützen. Ein Großteil der Palmen, die gepflanzt wurden, um die Abtragung von Boden zu verhindern, wurde vom Wasser untergraben und entwurzelt. Es müssen dringend Dämme gebaut werden, um eine Katastrophe auf der dem Festland vorgelagerten Insel zu vermeiden. Bereits jetzt sind Häuser erodiert worden. Vor Ort gilt es somit zunächst das drohende Ausmaß der Klimafolgen zu begrenzen. Küstenschutzmaßnahmen wie der Bau von Deichen oder das Pflanzen von Bäumen sind zwingend notwendig. 3) The Guardian: Experts, communities urge FG to protect Lekki seashore; Artikel vom 01.05.17
Der steigende Meeresspiegel und die zunehmenden Überschwemmungen haben keineswegs nur Auswirkungen auf die nigerianische Küstenregion rund um Lagos. Die BewohnerInnen der Cateret-Inseln im Pazifik müssen ebenfalls ihre Heimat verlassen, da diese nach und nach im Meer verschwinden. 4) Der Spiegel: Wie der Pazifik das Paradies zerstört; Artikel vom 21.06.08 Und auch die Menschen der Funafuti-Inseln kennen die Sorgen, die der ansteigende Meeresspiegel mit sich bringt. Immer öfter werden ihre Felder überschwemmt, wobei das salzige Wasser die Ernte verdirbt. 5) Oxfam: Meersalz auf den Feldern; Artikel vom 22.03.12 Und dies sind nur einige Beispiele.
In Nigeria könnte ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels von nur 200 Millimetern bis zu 740 000 Menschen ihre Heimat nehmen und sie zwingen, sich an einem anderen Ort eine neue Existenz aufzubauen. 6) The Guardian: Confronting Climate change doom in Lagos; Artikel vom 04.02.16 Sie würden zu Klimaflüchtlingen werden. Doch wohin? Auch im Inneren des Landes spürt man den Klimawandel – hier jedoch in Form von Dürren und daraus resultierendem Hunger. Was folgt auf eine weitreichende Knappheit an Nahrung? Konflikte? Kriege? Wachsender Terrorismus?
Die Folgen des Klimawandels sind weitreichend und oft schwer in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Noch immer verschließen PolitikerInnen ihre Augen und wollen die Auswirkungen nicht sehen. Für die Personen vor Ort ist der steigende Meeresspiegel, der ganze Landschaften unbewohnbar macht, jedoch nicht zu übersehen. Sie hören von der Erderwärmung nicht nur in Radio und Fernsehen, sondern sie spüren sie in ihrem alltäglichen Leben.
Die G7-Staaten, zu denen auch Deutschland zählt, tragen eine deutliche Mitverantwortung für die hohen CO2-Emissionen, die den Klimawandel befördern. Betrachtet man den CO2-Ausstoß von 1850 bis 2011, so verursachten diese sieben Industrienationen die Hälfte der Emissionen. Diese Staaten sind aber nicht allein deswegen in der Verantwortung, weil sie eine Mitschuld an der Erderwärmung tragen, sondern insbesondere weil sie auch über Kapazitäten und Möglichkeiten verfügen, eine Veränderung anzustoßen. Denn für Forschung und Entwicklung erneuerbarer Energien, für die Verbesserung der Technik und für die Umstellung auf alternative Energiegewinnung benötigt es finanzielle Ressourcen und technisches Know-How. Es obliegt diesen Staaten, als gutes Vorbild voranzugehen und für ökonomisch schwächere Staaten Anreize zu schaffen, den Einsatz erneuerbarer Energien auszubauen. 7) Oxfam: Let Them Eat Coal; Briefing Paper vom 06.06.15
Die Klima-Aktivistin Chinma George aus Nigeria plädiert zusätzlich für mehr Aufklärung über Klimawandel. Kampagnen zum Thema können das Bewusstsein der globalen Bevölkerung stärken. Der Klimawandel sollte nicht länger negiert werden, sondern es sollte den Menschen Gehör geschenkt werden, die ihn tagtäglich erleben und von seinen Folgen berichten können. 8) Oxfam: „In Zukunft wird jeder vom Klimawandel betroffen sein. Es gibt nur einen Planeten“; Artikel vom 24.04.17
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare