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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Preise lebensnotwendiger Medikamente werden künstlich hochgehalten – Entwicklungsländer besonders betroffen
Im März 2017 legte Ärzte Ohne Grenzen und 17 weitere zivilgesellschaftliche Organisationen beim Europäischen Patentamt einen Einspruch ein – gegen das Patent der Firma Gilead Science auf das Hepatitis-C-Medikament Sofosbuvir. Was wollen sie damit erreichen? Eine Aufhebung des Patents würde eine Produktion von Nachahmerpräparaten ermöglichen, die dann durch den bestehenden Wettbewerb auch eine Preissenkung ermöglichen würde. Diese Preissenkung ist dringend nötig! 1) Ärzte Ohne Grenzen: Hilfsorganisationen fechten Patent auf teures Hepatitis-C-Medikamet in Europa an; Artikel vom 27.03.17
Nach Schätzungen der WHO sind etwa 80 Millionen Menschen weltweit an Hepatitis C erkrankt. Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber, die zu Leberzirrhose oder Leberkrebs führen kann. Noch gibt es keinen Impfstoff – dafür aber Medikamente, die gute Heilungschancen versprechen. 2) World Health Organization: Hepatitis C; Fact Sheet vom April 17 Insbesondere das genannte Arzneimittel Sofosbuvir der Firma Gilead Science wird häufig verwendet. Doch dieses Pharmazeutikum ist extrem teuer. In Europa kostet eine zwölf-wöchige Behandlung bis zu 55.000 Euro, in den USA werden bis zu 84.000 Dollar verlangt. Dies entspricht etwa einem Wert von 1.000 Dollar pro Pille, die jedoch in ihrer Produktion lediglich Kosten in Höhe von etwa einem Dollar verursacht. Diese extrem hohen Verkaufspreise kann das Unternehmen Gilead Science aufgrund seiner Monopolstellung verlangen. Der Pharmakonzern verfügt über das Patent für die Produktion von Sofosbuvir. Dieses Patent verhindert die Produktion eines Nachahmerpräparats, eines sogenannten Generikums.3) Ärzte Ohne Grenzen: Hilfsorganisationen fechten Patent auf teures Hepatitis-C-Medikamet in Europa an; Artikel vom 27.03.17
Eine aktuelle Alternative zu Sofosbuvir stellt das Arzneimittel Interferon dar, welches jedoch schwerwiegende Nebenwirkungen hervorrufen kann. Die PatientInnen sind von der Therapie häufig so geschwächt, dass sie ihrer Arbeit nicht nachgehen können oder die Behandlung frühzeitig abbrechen. Auch bei einer Beendigung der vorgesehenen Gabe von 70 Spritzen ist keine erfolgreiche Bekämpfung der Erkrankung garantiert. Die Anwendung mit Sofosbuvir ist bei weitem schmerzfreier und effektiver. Doch die extrem hohen Preise versperren vielen Erkrankten den Weg zu einer Genesung. 4) Ärzte Ohne Grenzen: „Wenn bei ihnen Hepatitis C diagnostiziert wird, fürchten die Patienten zu sterben zu müssen; Artikel nicht mehr verfügbar Ärzte ohne Grenzen benötigt den Wirkstoff in Myanmar, Indien, Pakistan, Russland und Usbekistan, wobei die Zahl der Erkrankten in Pakistan besonders hoch ist. Alleine in der Stadt Karachi, im Süden des Landes, waren nach Schätzungen der Ärzte Ohne Grenzen, im letzten Jahr bis zu eine Million Menschen erkrankt. 5) Ärzte Ohne Grenzen: „Wenn bei ihnen Hepatitis C diagnostiziert wird, fürchten die Patienten zu sterben zu müssen; Artikel nicht mehr verfügbar
Doch das Medikament Sofosbuvir ist nur eines von vielen Beispielen für die extreme Abhängigkeit der Gesundheit von finanziellen Ressourcen. Ärzte Ohne Grenzen hat die Aktion „The Access Campaign“ ins Leben gerufen, um über solche Missstände aufzuklären. Ein Teil dieser Kampagne ist beispielsweise die Forderung, die Kosten für den Pneumokken-Impfstoff, der bei Lungenentzündung eingesetzt wird, auf fünf Dollar zu senken. Die Hersteller GlaxoSmithKline und Pfizer stimmten im vergangenen Jahr schon einer Senkung des Verkaufspreises auf zehn Dollar für Hilfsorganisationen wie Ärzte Ohne Grenzen zu – jedoch fordern diese Organisationen auch eine Preissenkung für die Regierungen betroffener Länder. Weltweit ist Lungenentzündung bei Kindern unter fünf Jahren eine der häufigsten Todesursachen. 6) Doctors without borders: Investors Urge Pfizer to Lower Price of Pneumonia Vaccine; Artikel vom 27.04.17
Durch die Monopolstellung in der Produktion eines Pharmazeutikums kann eine Firma den Verkaufspreis künstlich hochhalten. Dies hat oft fatale Auswirkungen. Besonders in ärmeren Ländern müssen Menschen ihre lebensnotwendigen Arzneimittel meist selbst bezahlen, weil sie nicht über eine Krankenversicherung verfügen. Durch die hohen Kosten wird eine Behandlung für diese Personen unerreichbar. 7) Die Zeit: Eine Pharmafirma ist keine Hilfsorganisation; Artikel vom 27.08.14
Zudem kann die Angst vor Krankheit dazu führen, dass Menschen ihre Heimat verlassen, da sie sich in anderen Regionen Schutz und eine bessere medizinische Versorgung erhoffen. Dies wurde vor allem deutlich beim Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika 2014. Damals flohen Tausende aus Furcht vor dem Virus aus den betroffenen Gebieten in Nachbargemeinden. 8) Tagesspiegel: Vertrieben vom Virus; Artikel vom 25.09.2014 Auch der Ausbruch einer Krankheit wie Hepatitis C kann beim Fehlen medizinischer Versorgung und entsprechender Medikamente im schlimmsten Fall zu einer seuchenartigen Verbreitung führen. Dies trifft Menschen in weniger entwickelten und armen Staaten besonders hart.
Ein weiteres Problem besteht in der Forschung zu neuen Medikamenten. Pharmakonzerne sind privatwirtschaftliche Unternehmen, für die die Entwicklung eines Präparats nur dann lukrativ ist, wenn potentielle KäuferInnen vorhanden sind. Wenn jedoch die Erkrankten nicht über ausreichend Geld verfügen, Arzneimittel kaufen zu können, werden diese gar nicht erst produziert. Dies ist beispielsweise bei der vernachlässigten Schlafkrankheit oder auch bei tropischen Infektionskrankheiten der Fall. 9) Die Zeit: Eine Pharmafirma ist keine Hilfsorganisation; Artikel vom 27.08.14 Es ist nicht zu erwarten, dass privatwirtschaftliche Pharma-Konzerne in Zukunft aus ethischen Gründen auf ihre Gewinne verzichten werden. Gefordert ist deswegen vor allem auch die Politik, mehr in die Forschung zu vernachlässigten Krankheiten zu investieren. 10) Deutschlandfunk: Manuskript: Heilung für alle, Artikel vom 03.08.14
Fußnoten und Quellen:
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