Hungersnot treibt Familien dazu, ihre Töchter zu verkaufen
Seit fünf Tagen hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Dieser Monat ist einer der bedeutendste Monate im Islam. Weltweit fasten Muslime täglich vom Anbruch der Dämmerung bis zum Sonnenuntergang und nach Sonnenuntergang wird das Fasten gebrochen, das sogenannte „Iftar“ mit Familie und Freunden. Im Jemen ist dieses Jahr das dritte Jahr, in dem Ramadan eine Qual ist, da nicht genügend Lebensmittel vorhanden sind. 1) Aljazeera: Millions of Yemenis face hunger during Ramadan; Artikel vom 29.05.17 . Gründe dafür sind der Krieg seit 2015, die gestiegenen Preise, die Armut und seit Monaten das Ausbleiben von Löhnen. Der Jemen befindet sich aktuell in einer noch nie gesehenen Krise. Fast sieben Millionen Menschen sind vom Hungerstod bedroht 2) Ntv: Nach Ausbruch der Cholera Bürgerkriegsland Jemen erklärt den Notstand; Artikel vom 15.05.17 .
Die Leute im Jemen sind verzweifelt und suchen vergebens einen Ausweg aus ihrer miserablen Lage. Viele sehen als einzige Lösung den „Verkauf“ ihrer Töchter, um der Familie eine Existenz mit der Mitgift bieten zu können 3) Stuttgarter Zeitung de: Flucht in die Zwangsheirat; Artikel vom 29.05.17 . Das Problem bei dieser Art von Ehe ist, dass es sich zum einen fast ausschließlich um eine Zwangsehe und zum anderen um eine Kinderehe handelt. Das Land hat heute kein Gesetz, das Kinderehen verbietet. Ausschließlich der Geschlechtsverkehr mit Mädchen, die noch nicht in der Pubertät sind, ist verboten 4) Stuttgarter Zeitung de: Flucht in die Zwangsheirat; Artikel vom 29.05.17 . Das Gesetz, Ehen erst ab einem Mindestalter von 15 Jahren zu erlauben, wurde 1999 abgeschafft 5) Human Rights Watch: Yemen: End Child Marriage; Artikel vom 10.09.13 . Die Konservativen hatten die Liberalen unter Druck gesetzt und behauptet, dass die Scharia kein Verbot von Kinderehen vorsehe und es sich bei diesem Verbot um ein Konstrukt des Westen handle und es somit erst recht außer Kraft treten müsse. 6) Stuttgarter Zeitung de: Flucht in die Zwangsheirat; Artikel vom 29.05.17 . Laut der Daten von UNICEF 2016 werden 9 Prozent der Mädchen unter 15 Jahren und 32 Prozent der Mädchen unter 18 Jahren verheiratet 7) Human Rights Watch: Yemen: End Child Marriage; Artikel vom 10.09.13 . Die Zahlen 2014 lagen bei 14 Prozent der unter 15-Jährigen und 52 Prozent der unter 18 Jährigen 8) UNICEF: Child Marriage; Stand vom Mai 2016 . Dennoch muss vermutet werden, dass die Zahl der Kinderehen 2017 wieder gestiegen ist.
Aus Angst vor einer Zwangs- und Kinderheirat fliehen sehr viele Mädchen. Oftmals flüchten diese auch erst nach der Hochzeit, da einige von ihren Männern vergewaltigt werden. Zahlreiche Mütter fliehen mit ihren Töchtern, um diese schützen zu können.
Viele Initiativen befassen sich mit der Problematik und versuchen das Mindestalter von Ehen auf 18 Jahre zu erhöhen. Eine Initiative ist „Girls not Brides“- über 700 Organisationen haben sich dort zusammen getan und wollen diese Forderung in die Tat umsetzen 9) Girls not brides: About girls not brides; zuletzt aufgerufen am 30.05.17 . Nachdem ein 8-jähriges Mädchen 2013 starb, indem sie ihren Verletzungen aus den Folgen der Vergewaltigung durch ihren Mann erlag, will das Land etwas ändern 10) The Guardian: Yemen child marriage: Minister calls for ban after death of eight-year-old girl; Artikel vom 18.09.13 . Bis heute ist aber kein Gesetz entstanden, welches Minderjährige schützen soll. Ein Entwurf, der vorsah, das Mindestalter auf 17 zu erhöhen, wurde vom Parlament abgelehnt. Ein weiterer Antrag zur Erhöhung des Mindestalters auf 18 wurde zwar noch nicht abgelehnt, dennoch verabschiedete die Regierung kein neues Gesetz 11) Girls not brides: Child marriage around the world: Yemen; zuletzt aufgerufen am 30.05.17 .
Durch den Krieg entstand die Hungersnot. Deswegen greift die jemenitische Bevölkerung auf veraltete „Methoden“, sich Geld zu verschaffen, zurück. Töchter werden verkauft, um mit der Mitgift selbst überleben zu können. Es ist ein Teufelskreis, und ohne offizielle Verbote wird sich nichts verändern können. Die Regierung ist gefragt und ein Gesetz, welches Kinderehen verbietet. Nur so können Mädchen Mädchen sein.
Im jemenitischen Bürgerkrieg bekämpfen sich die Rebellengruppe der Huthis und die Regierung. Der erbarmungslose Krieg hat auch andere Länder mit hineingezogen. Der Iran unterstützt die Huthis und Saudi Arabien stärkt die Regierung. Genau genommen kann dieser Krieg nur funktionieren, da die jeweiligen „Partner“ der verfeindeten Gruppen sie mit Waffen und militärischer Hilfe unterstützen. Deutschland ist ein Waffenlieferant Saudi Arabiens und somit indirekt auch für das Leid verantwortlich. Die Waffen des Westens werden das Leid der Menschen nur vergrößern.
Fußnoten und Quellen:
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