Frankreichs unfaire Entkolonialisierung sorgt immer noch für Unsicherheit in der Elfenbeinküste
Zum Ende der letzten Woche haben ungefähr 8.400 ehemalige Rebellen der Elfenbeinküste gemeutert. Dies reichte, um Teile des Landes lahm zu legen. Die Soldaten waren Teil der ehemaligen Rebellenarmee, welche die Regierung durch Verhandlungen und einen versprochenen Sold auf ihre Seite gebracht hatte und so eine zurückliegende Revolte beendete. Die Kämpfer bestreikten das Land, weil sie ihren versprochenen Lohn nicht bekommen hatten. Die Regierung argumentierte, dass kein Geld mehr da sei, um die Überweisungen vorzunehmen, weil der Kakaopreis zu niedrig sei. Die Soldaten blockierten daraufhin Straßen und besetzten Städte. Das Beharren auf den versprochenen Lohn löste bei der ivorischen Bevölkerung Unverständnis aus. Die Forderung der Soldaten schien aus der Sicht des Volkes überzogen. Die anschließenden Proteste der Bevölkerungen endeten in Gewaltausbrüchen mit den Meuternden. Dabei wurde auf Zivilisten geschossen und eingeprügelt. Ein Mensch musste bei dem Aufstand sein Leben lassen, 16 weitere wurden verletzt. 1) Heute: Toter und Verletzte in Elfenbeinküste; nicht mehr verfügbar 2) Deutsche Welle: Elfenbeinküste: Meuterei weitet sich aus; Artikel vom 15.05.17
Aufgrund der revoltierenden Soldaten stockten die wichtigen Kakao-Exporte. Kakao ist das bedeutendste Exportgut des Landes. Durch die anhaltenden Meldungen sind in den vergangenen Tagen die Preise pro Tonne gestiegen. Das Land ist auf den Export des Rohstoffs angewiesen. Eskaliert sind die Aufstände in den Städten Abidjan und Bouaké. Sie stellen zentrale Orte für den Kakaohandel dar. Der Preis für eine Tonne Kakao ist zuletzt eingebrochen und durch den tagelang anhaltenden Aufstand der Soldaten ist der Preis angestiegen. Der Grund für die Unsicherheit der Märkte ist die immer noch sehr lebhafte Erinnerung an den zurückliegenden, blutigen Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste. Bis ungefähr 2011 hielt dieser das Land im Westen Afrikas in Atem. Seitdem befindet sich der Staat in einer stetigen Aufwärtsspirale, entwickelt sich aber langsam. Durch die aufflammende Gewalt, die von den Soldaten ausgeht sind viele Zivilisten zu Hause geblieben, um sich zu schützen. 3) GodmodeTrader: Kakao klettert auf Fünfwochenhoch; Artikel vom 16.05.17 4) Al Jazeera: Ivory Coast mutineers reject deal to end crisis; Artikel vom 16.05.17
Die Entwicklung in Elfenbeinküste könnte wahrscheinlich schneller voranschreiten, wenn die ehemalige Kolonialmacht Frankreich nicht alle Ex-Kolonien in Abhängigkeit hielte. Frankreich verlor nie die eigenen Interessen aus den Augen. 15 afrikanische Länder, die in den 60er und 70er Jahren unabhängig geworden waren, sind in zwei Währungsunionen organisiert, deren Reserven bei der französischen Nationalbank liegen. Für Paris sind die Ressourcenreichtümer der Region von enormer Bedeutung. Nicht nur Kakao, sondern auch Erdöl und Uran sind Rohstoffe, die die Atommacht dort bevorzugt abbaut. Darüber hinaus sind in den ehemaligen Kolonien französische Unternehmen sehr präsent und werden zum Teil auch bevorzug behandelt. Die Pariser Elite hat seit langer Zeit erheblichen Einfluss auf die Afrika-Politik Frankreichs. Es scheint nicht abzusehen, dass sie den Einfluss auf die Ex-Kolonien in naher Zukunft aufgeben wird. 5) Deutschlandfunk: Warum die Ex-Kolonien so wichtig sind; Artikel vom 29.04.17
Die Unsicherheit und die Instabilität der Côte d’Ivoire ist auch ein Resultat Frankreichs andauernder Kolonialpolitik, von der die ehemalige Großmacht nicht abrückt. Dass eine kleine Irritation über die Bezahlung von Soldaten die Elfenbeinküste an den Rand einer Staatskrise bringen kann, ist kein gutes Anzeichen für ein Land, das man auf dem Weg hin zu mehr Stabilität wähnte. Es sieht so aus, als ob die Vergangenheit des Landes noch nicht aufgearbeitet wäre. Die ethnischen und religiösen Konflikte des Staats scheinen nur an der Oberfläche beigelegt und können, wie man an der Meuterei erkennen kann, jederzeit wieder ausbrechen. 6) Der Standard: Elfenbeinküste stoppt wegen Meuterei Kakaoausfuhr; Artikel vom 15.05.17
Fußnoten und Quellen:
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