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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Illegale Holzwirtschaft in Brasilien verstärkt die Vertreibungen von Kleinbauern
Weit mehr als die Hälfte des Holzes aus den beiden größten Holzbaugebieten Brasiliens stammt vermutlich aus illegalen Quellen. 78 Prozent des Holzes aus dem riesigen Amazonas Staat Pará und 54 Prozent des Holzes aus Mato Grosso werden illegal gefällt. 1) The Guardian: Brazil laundering illegal timber on a ‚massive and growing scale‘; Artikel vom 15.05.2014
In Brasilien wird illegaler Holzeinschlag in wachsendem Übermaße betrieben und anschließend an unwissentliche Käufer in Großbritannien, USA, Europa und China verkauft. Aufgrund der schlechten Kontrollsysteme ergibt sich den Großgrundbesitzern die Möglichkeit, mehr Bäume zu fällen, als es ihnen rechtlich zusteht. Diese verkaufen sie anschließend an Holzfabriken und andere Landwirte weiter. Die Situation verschlimmert sich rapide. Zwischen 2011 und 2012 stieg der Bereich der illegalen Holzabschlagung um 151 Prozent in Pará und um 63 Prozent in Mato Grosso. 2) The Guardian: Brazil laundering illegal timber on a ‚massive and growing scale‘; Artikel vom 15.05.2014
Die illegalen Holzfäller verwenden verschiedene betrügerische Techniken: die Verfälschung der Anzahl und Größe von seltenen Bäumen, das Fällen von Bäumen, die unter Naturschutz stehen und übermäßige Abholzung. Auch Vertreter der Waldbewirtschaftung sind in das Fehlverhalten verwickelt und in der Vergangenheit wurden schon mehrere für ähnliche Verbrechen verurteilt oder verhaftet. Der weit verbreitete Missbrauch von geltenden Vorschriften für die Abholzung ermöglicht es illegalen Holzfällern, fragwürdige Kredite zu beziehen. Das unkontrollierte Fällen von Holz ist oft der erste Schritt zur Entwaldung. Die Extraktion der wertvollsten Bäume reduziert die Überschirmung der Baumkronen und es entstehen Pfade, die oftmals zum Ausgangspunkt von Bränden für die illegale Landabfertigung verwendet werden. 3) The Guardian: Brazil laundering illegal timber on a ‚massive and growing scale‘; Artikel vom 15.05.2014
Aufgrund der Machtübernahme durch private Großgrundbesitzer und der Freigabe von Land für internationales Kapital sowie der partiellen Auflösung der Agrarreform entstehen Konflikte, die zu Gewalttaten, Auftragsmorden und Vertreibungen führen. Bei dem Massaker am 20.April 2017 im Landkreis Colniza in Mato Grosso wurden mindestens acht Menschen getötet. Darunter auch Kinder und Jugendliche. Viele Menschen wurden verletzt oder gelten immer noch als vermisst. Seit Jahren ist diese Region Schauplatz von teilweise tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Landlosen und Grundbesitzern. 4) Amerika21: Zehn Tote bei Massaker an Landlosen in Brasilien; Artikel vom 24.04.2017 Im Jahr 2016 waren 910.000 Menschen in ganz Brasilien in Landkonflikte involviert und 61 Indigene, Kleinbauern und Landlose sind ermordet worden. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Morde um 22 Prozent angestiegen. Das ist der höchste Wert seit 2003. Damit steht Brasilien an der Spitze von Todesfällen in Auseinandersetzungen um Land. Zudem sind in 2016 die Fälle von Vertreibungen von Bauern um mehr als das Doppelte gestiegen. 5) Carta Capital: 2016 tem aumento de 232% na expulsão de famílias do campo; nicht mehr verfügbar All diese Faktoren bilden eine erhebliche Gefahr für die Bevölkerung auf dem Land und den sozialen Frieden in Brasilien.
Nach einer zweijährigen Untersuchung deckte Greenpeace einen systematischen Missbrauch und ein fehlerhaftes Kontrollsystem in der Holzwirtschaft auf. Dieses widerspricht den Ansprüchen der brasilianischen Regierung, das Problem der Entwaldung im Amazonasgebiet zu bewältigen. Es werden somit alarmierende Lücken in der Regierungskontrolle deutlich. „Die Regierung ist nicht in der Lage zu überprüfen, wann die Erlaubnis für die Fällung erteilt wird“, sagte Marcio Astrini, Aktivist für Greenpeace. „Das Regierungssystem ist schwach, unsicher und unfähig, den Kunden zu versichern, dass sie nachhaltiges Holz kaufen. So finanzieren die Käufer in Brasilien und Übersee unwillkürlich die kriminellen Machenschaften.“ Die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet sei absolut außer Kontrolle. Das derzeitige Kontrollsystem wird dazu verwendet, um illegale Erträge mit der gesetzwidrigen Holzwirtschaft zu generieren, berichtet Astrini. Die Untersuchung dürfte den Druck auf die Regierung erhöhen, ihre Überwachungs- und Zertifizierungssysteme zu verschärfen, um den Schaden im Amazonas zu minimieren. 6) The Guardian: Brazil laundering illegal timber on a ‚massive and growing scale‘; Artikel vom 15.05.2014
Die brasilianische Regierung hat die Probleme im System erkannt, obwohl sie das Ausmaß der illegalen Holzfällung bestreitet. Im vergangenen Monat sagte das brasilianische Umweltministerium, dass die illegale Holzwirtschaft in Pará für den rechtswidrigen Verkauf von 26,8 Millionen Kubikmeter Waldprodukten verantwortlich sei. Bisher behaupten Regierungsbeamte, dass sie die Ursachen und Schlupflöcher identifiziert haben und angemessen handeln. Aber die Bundesstaatsanwälte in Pará sind von den bisherigen Ergebnissen nicht überzeugt. Die Behörden müssen das Kontrollsystem verschärfen und die Anzahl an Inspektionen erhöhen, um die Richtigkeit und die Rechtsgültigkeit der Holzfällungen überprüfen zu können. 7) The Guardian: Brazil laundering illegal timber on a ‚massive and growing scale‘; Artikel vom 15.05.2014 Dies könnte den Konflikt zwischen den Kleinbauern und Großgrundbesitzern schwächen und die Gewalt, Ausbeutung und Vertreibungen der Landlosen reduzieren.
Fußnoten und Quellen:
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