Angola – Beispiel für systematische Plünderung und Konflikte durch Eingriff westlicher Mächte
Wie sich Kolonialisierung, Sklaverei und Zwangsarbeit bis in die Gegenwart auf die Fluchtbewegungen eines Landes auswirken können, lässt sich besonders am Beispiel Angolas beschreiben. Dabei zählt das Land zu den potenziell reichsten Staaten der Welt: es ist gut geeignet für Landwirtschaft und besonders reich an Rohstoffvorkommen. Auch diese führten zur systematischen Plünderung des Landes. Letztendlich ließen kriegerische Auseinandersetzungen ein geschwächtes Land zurück. In jüngster Vergangenheit ist zwar ein wirtschaftlicher Boom durch Erdölexporte zu erkennen, dieser ist jedoch dennoch nicht nur positiv zu bewerten. 1) terre des hommes: Flucht und ihre Ursachen; Unterrichtsbogen von 2010
Nach Einbindung in das portugiesische Kolonialreich Ende des 15. Jahrhunderts wurden über vier Millionen Angolaner als Sklaven nach Brasilien verschleppt. Mehr als 500.000 flohen von Mitte des 19. Jahrhunderts bis weit in das 20. Jahrhunderts vor der brutalen Zwangsarbeit auf den Plantagen portugiesischer Siedler. 1961 begannen die Angolaner für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. 2) terre des hommes: Flucht und ihre Ursachen; Unterrichtsbogen von 2010 Weit über 10 Jahre dauerte der Kampf, bis 1975 die Unabhängigkeit erklärt wurde. Doch die bewaffneten Auseinandersetzungen wurden abgelöst durch den Kampf zwischen der MPLA-Regierung (Volksbewegung für die Befreiung Angolas) und der Rebellenbewegung UNITA (Nationalunion für die volle Unabhängigkeit Angolas). Hierbei kann man von einem Stellvertreterkrieg sprechen: MPLA wurden von Kuba unterstützt, UNITA von der Apartheid-Regierung Südafrikas und den USA. 3) AG Friedensforschung: Diamanten und Öl; Hintergründe des Bürgerkriegs in Angola; Stand 2015 Es gab mehr als eine Million Todesopfer, 70.000 haben Gliedmaßen durch Kriegsverletzungen oder Minen verloren. Die Konflikte lösten immer wieder massive Fluchtbewegungen aus: etwa fünf Millionen Angolaner sind seit 1961 aus ihrer Heimat geflohen, mehr als 4,5 Millionen davon blieben Binnenflüchtlinge (bis 2010). Erst 2002 wurde ein Friedensvertrag ausgehandelt. 4) terre des hommes: Flucht und ihre Ursachen; Unterrichtsbogen von 2010
Dabei zählt Angola zu den potentiell reichsten Staaten der Welt. Die Voraussetzungen würden effektive Landwirtschaft ermöglichen und das Land weist reiche Vorkommen an Bodenschätzen auf, wie Erdöl, Eisenerz und Diamanten. Durch die jahrelange Unterdrückung und Schwächung der Wirtschaft durch den Krieg konnte Angola allerdings nur schwer und langsam angepasste wirtschaftliche Strukturen entwickeln. Auch in diesem Land kann man vom „Ressourcenfluch“ reden: mit Exporten möchte das Land seine Leistungsfähigkeit stärken, es wird dadurch allerdings abhängig von Importeuren und Preisen. 5) terre des hommes: Flucht und ihre Ursachen; Unterrichtsbogen von 2010 Zusätzlich wurden gerade durch Exporte die Waffen für die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen finanziert: UNITA erzielte Gewinne durch Diamanten, die MPLA durch Öl. Importeure des angolanischen Öls waren Exxon, Chevron (USA) und Elf Aquitaine (Frankreich). 6) AG Friedensforschung: Diamanten und Öl; Hintergründe des Bürgerkriegs in Angola; Stand 2015
Auch jetzt profitieren durch Korruption nur wenige Angoler. Die Erlöse des Öl-Exports machen zwar nur noch etwa 40 Prozent der Staatseinnahmen aus, dennoch gibt es keine unabhängigen Kontrollen, weshalb NGO mehr Transparenz fordern, um eine gerechtere Verteilung der Gewinne zu erzielen. Im August wird es Wahlen geben, zuvor möchte Präsident José Eduardo dos Santos, der seit 1979 im Amt ist, zurücktreten. Neue Anwärterin könnte seine älteste Tochter sein – sie ist die reichste Frau des Kontinents und steht der nationalen Erdölfirma Sonangol vor. Die Zukunft des Landes wird sich durch den mehr oder weniger friedliche Ablauf in der Führungsspitze im August entscheiden. Grundsätzlich prangerten Umweltaktivisten die Ölförderung in Afrika nie groß an, wenn sie auch seit Jahrzehnten die Umwelt verheerend zerstört und zu Bürgerkriegen führte. Ihr Kritikpunkt ist viel mehr, dass trotz existierenden Verteilungsschlüssels, nachdem die Gewinne der Exporte aufgeteilt werden sollten, viel zu wenig in die Förderung des Landes fließt. 7) Junge Welt: Sytematische Plünderung; Artikl vom 14.2.2017
Wenn auch im Land noch Korruption herrscht, sind durch das Wirtschaftswachstum und die Bemühungen des Staates auch Verbesserungen zu erkennen. Durch die wirtschaftlichen Erfolge konnten viele Nachwehen der Bürgerkriege überwunden werden. Dennoch, wie etwa im Bereich Infrastruktur, wird es noch Jahre andauern, bis sich die Lebensbedingungen der Angolaner verbessern werden. Die Perspektivenlosigkeit macht der hauptsächlich jüngeren Bevölkerung immer noch zu schaffen. Doch die Verbesserung der Menschenrechtslage, der Wiederaufbau und die Erhaltung der inneren Stabilität gibt dem Land eine Vorbildfunktion. 8) Auswärtiges Amt: Angola; Stand August 2016
Seit dem Bürgerkrieg hat Angola ein beachtliches Wirtschaftswachstum zu verzeichnen und so stellt sich die Frage, wie es dem Land und seiner Bevölkerung ohne die Schwächung durch Unterdrückung, Sklaverei und Bürgerkriege hätte ergehen können.
Fußnoten und Quellen:
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