Afrikas größte Seen bedroht – und damit über 10 Millionen Menschen
Zwei von Afrikas größten Seen sind bedroht: der Malawisee, mit den Anrainerstaaten Tansania, Malawi und Mosambik und der Tanganjikasee, der in der DR Kongo, Tansania, Sambia und Burundi liegt. Letzter wurde von Forschern der Global Nature Fund kürzlich zum „Bedrohten See des Jahres 2017“ gewählt. Allein er enthält fast 17 Prozent des gesamten Trinkwassers der Welt, ist Lebensraum vieler Tierarten und Lebensgrundlage für 10 Millionen Menschen. Landwirtschaft, Fischerei und Industrie haben das Gleichgewicht des Sees geschwächt, doch nun soll noch Erdöl und –gas gefördert werden. 1) Global Nature Fund: Der Tanganjikasee, ein See der Superlative, ist „Bedrohter See des Jahres 2017″; Pressemitteilung vom 31.01.2017 Im Katastrophenfall könnte das für unzählige Menschen die unausweichliche Flucht bedeuten. 2) Junge Welt: Systematische Plünderung; Artikel vom 14.02.2017
Der Tanganjikasee ist mit 673 Kilometern der längste See weltweit und beherbergt 1.500 Tier- und Pflanzenarten, 40 Prozent davon sind nirgendwo anders auf der Welt zu finden. 3) Welt: Tanganjikasee ist „Bedrohter See des Jahres 2017“; Artikel vom 31.1.2017 Er ist Heimat allein von 200 verschiedenen Fischarten, der Malawisee sogar von 800. 4) Neue Züricher Zeitung: Riskante Öl- und Gasförderungen in ostafrikanischen Seen; Artikel vom 23.11.2016 Aber nicht nur sie sind auf den See angewiesen, sondern auch die Menschen, die um den See herum leben. Aufgrund der Perspektivenlosigkeit und Armut in den Ländern, an denen der Westen durchaus Verantwortung trägt, haben sich viele auf den Fischfang fokussiert und sind von diesem direkt abhängig. Am Tanganyikabecken sind das bereits eine Million Menschen. Die Überfischung aufgrund der wachsenden Bevölkerung bedroht die Seen jedoch zunehmend. Auch Schadstoffe aus Industrie und Handwerk fließen ohne Vorbehandlung in den See. So nehmen die Fischbestände deutlich ab: zwischen 1995 bis 2011 ist der gesamte Fischereiertrag am Tanganjikasee um 25 Prozent gefallen, 5) Global Nature Fund: Der Tanganjikasee, ein See der Superlative, ist „Bedrohter See des Jahres 2017″; Pressemitteilung vom 31.01.2017 am Malawisee sind die Fischbestände von 1993 bis 2013 um 90 Prozent zurückgegangen. 6) africa: Malawi: Weniger Wasser, weniger Fisch; Malawi-See gerät zunehmend unter Druck; Artikel vom 29.5.2013
Ein Aussterben der Fischarten, ein Kippen des Sees oder eine großflächige Vergiftung hätte auch Auswirkung auf die gesamte Bevölkerung um die Seen und, aufgrund ihrer Größe, auch auf globale klimatische Entwicklungen. 7) Global Nature Fund: Der Tanganjikasee, ein See der Superlative, ist „Bedrohter See des Jahres 2017″; Pressemitteilung vom 31.01.2017 Die Lebensbedingungen der Bewohner der Anrainerstaaten werden nun noch mehr bedroht: In Zukunft sollen aus den beiden Seen Erdöl und Erdgas gefördert werden. Schon durch ein kleines Leck in einer Leitung könnte ihnen ihre ganze Lebensgrundlage genommen werden. Die Abgeschiedenheit der Seen würde ein schnelles Eingreifen bei einer Katastrophe allerdings nahezu unmöglich machen und ein kompletter Wasseraustausch der Seen würde 7000 Jahre dauern. 8) Neue Züricher Zeitung: Riskante Öl- und Gasförderungen in ostafrikanischen Seen; Artikel vom 23.11.2016
Ein weiteres Risiko stellt die politische Instabilität der Regionen dar, wie die Forscher erklären. Das Risiko eines Sabotageaktes oder eines bewaffneten Konflikts ist hoch. Sollten die Förderpläne realisiert werden, sei es nicht mehr die Frage, ob es zu einer Katastrophe komme, sondern nur noch wann. Die Anrainerstaaten erhoffen sich allerdings durch die Förderung und den Export neue Einnahmequellen, aufgrund ihrer schwachen Wirtschaft. 9) Junge Welt: Systematische Plünderung; Artikel vom 14.02.2017
Obwohl eine Katastrophe durchaus globale Konsequenzen mit sich ziehen könnte, wird diesem Problem viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Die Überfischung geschieht, da den Menschen Perspektiven und Nahrung fehlen. Daran tragen auch Industriestaaten des Westens Verantwortung, wie etwa durch Freihandelsabkommen, Ausbeutung, Schwächung der Länder durch frühere Kolonialisierungen oder Einfluss auf den Klimawandel. Schon jetzt wird mit Staaten Afrikas zusammengearbeitet, um Flüchtlingsströme aufzuhalten. Hier sollte aber akut gehandelt werden, um nicht zu verhindern, dass weitere Millionen Menschen aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensgrundlage ebenfalls in die Flucht getrieben werden.
Fußnoten und Quellen:
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