Spekulation mit Lebensmitteln: Neue EU-Richtlinie kann Preisanstieg nicht stoppen
Die EU-Kommission stellte bereits 2014 einen Vorschlag zur Verringerung der Lebensmittelspekulationen vor. Laut Oxfam ist dieser aber in der aktuellen Ausführung wirkungslos und verfehlt sein eigentliches Ziel. 1) epo: Oxfam; Geplante Regeln gegen Spekulation mit Nahrungsmitteln haben keinen Biss; Artikel vom 31.01.2017
Damit Bauern nach der Ernte abgesichert sind und mit den Erträgen planen können, handeln sie meist im Voraus die Getreidepreise aus. An Terminmärkten werden die Preise für die kommende Ernteperiode festgelegt und die Bauern können sich so absichern. An der Börse können diese in die Zukunft geplanten Liederdaten dann gehandelt werden, sogenannte Futures. Durch einen Zwischenhändler wird das Geschäft für Produzenten und Abnehmer leichter. Zu den Zwischenhändlern zählen Investoren, Banken und Fonds. Sie übernehmen Verluste, wenn der Preis des Agrarprodukts stark fällt; Bei überdurchschnittlichem Anstieg geht der Profit allerdings an die Zwischenhändler. Allgemein ist diese Handelsart marktstabilisierend, solange sie im Rahmen erfolgt. Allerdings stieg die Zahl der Spekulanten seit dem Jahr 2000 stark an. Neben den Futures gibt es sogenannte Indexfonds. Sie kaufen große Mengen an Futures ein, woraufhin ein Preisanstieg folgt. Indexfonds handeln nur mit Futures, die auf Preiszuwachs hoffen. Sogenannte Hedgefonds versuchen mit allen Mitteln, selbst bei Preisfall, noch Profite zu erzielen.
Viel zu viele Händler handeln mit denselben Rohstoffen, was zu einer Marktverzerrung führt. 2007 gab es in den USA 30-mal mehr Weizen-Futures als die tatsächlich produzierte Menge. Folglich werden häufiger Verträge abgeschlossen, die nicht mehr in Relation mit der realen Wirtschaft stehen. Die Folge sind starke Preisschwankungen, denn meist werden Trends von den Händlern schnell ausgenutzt. Die Spekulanten verdienen an den Preissprüngen; die preisstabilisierende Wirkung wird verfehlt. Lebensmittel sind nicht mehr von der Nachfrage abhängig, sondern von Finanzmärkten. 2) youtube: Nahrungsmittelspekulation; WEED e.V; hochgeladen am 03.08.2011
Die Lebensmittelpreise steigen, seit dem vermehrten Handel mit ihnen. In Industrieländern wie in Europa bemerken die Käufer zwar die inzwischen teureren Lebensmittel, die Bevölkerung kann sie sich aber noch leisten. In wirtschaftlich schwachen Ländern wird ein Großteil des Einkommens für Nahrungsgüter benötigt. Steigt der Preis, können sich die Menschen in diesen Staaten keine Nahrung mehr leisten und es folgen Hungersnöte. Gerade wenn Lebensmittel knapp werden, erzielen Spekulanten die größten Profite. 3) planet-wissen: Lebensmittelspekulation; nicht mehr verfügbar
Um gegen diese Entwicklung der Ausbeutung der Armen durch Lebensmittelspekulation vorzugehen, verabschiedete das Europaparlament 2014 die Finanzmarkt-Richtlinie. Zentraler Punkt war die Einführung von Obergrenzen für die spekulativ an der Börse gehandelten Agrarprodukte. Da Limits von bis zu 35 Prozent der Marktanteile möglich seien, versagt die Richtlinie laut Oxfam. Der exzessive Handel kann mit dieser Grenze nicht effektiv eingedämmt werden. Allein drei Personen könnten den gesamten Markt eines Rohstoffs kontrollieren, was wiederum zu starker Konkurrenz und extremer Spekulation führen würde. Die Obergrenze soll zudem Preisschwankungen minimieren und gegen Marktverzerrungen vorgehen. NGOs fordern ein Limit von zehn bis 15 Prozent für Nahrungsmittel und Rohstoffe. 4) epo: Oxfam; Geplante Regeln gegen Spekulation mit Nahrungsmitteln haben keinen Biss; Artikel vom 31.01.2017
Ein funktionierender Markt mit Lebensmitteln kann nur existieren, wenn die Produzenten und die Abnehmer, die die reellen Produkte kaufen beziehungsweise verkaufen, den Markt dominieren. Wenn die Macht bei Banken und Fonds liegt, die Preisentwicklungen nutzen wollen, verzerrt sich der Markt. 5) Heinrich-Böll-Stiftung: Märkte gesellschaftlich einbetten; Artikel vom 19.05.2015 Die Folgen für Menschen in ärmeren Staaten sind teilweise fatal.
Die Deutsche Bank war in Investments im Agrarsektor involviert, trat dann aber aus den Beteiligungen in Rohstoff-Fonds zurück. Sie bleiben aber weiterhin an Terminbörsen aktiv und bieten Indexfonds auf Lebensmittel an. NGOs und Banken streiten, ob die Preisschwankungen tatsächlich auf die Spekulationen zurückzuführen sind. Andere Kritiker stellen zudem die Frage, ob eine Eindämmung der Lebensmittelspekulationen die weltweiten Hungersnöte tatsächlich minimieren würde. 6) FAZ: Mit Essen spielt man nicht; Kampf gegen den Hunger; Artikel vom 28.01.2016 Laut NGOs werden Banken und Investoren bei uneingeschränkten Limits weiterhin für Lebensmittelknappheit und somit Hungersnöte in Entwicklungsländern mitverantwortlich bleiben. 7) Der Tagesspiegel: Spekulation auf dem Acker; Geldanlage; Artikel vom 15.01.2015
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare