Dürre in Kenia: Hirten attackieren Elefanten, um Weideflächen für Herden zu schaffen
In Kenia hat sich die Zahl der auf Hilfslieferungen angewiesenen Personen im Laufe des letzten Halbjahres fast verdoppelt, auf aktuell 2,7 Millionen Menschen. Besonders sind Distrikte im Westen des Landes betroffen, die als extrem trocken gelten. Aber auch Counties, die nicht als ASAL, also trocken oder halbtrocken (arid or semi arid), eingestuft werden, sind von der Dürre betroffen. Grund dafür sind die atypisch geringen Regenfälle in der zweiten Jahreshälfte 2016. So sind ein großer Teil der erwarteten Ernten ausgefallen und Hirten können ihre Herden nicht mehr genügend mit Wasser und Nahrung versorgen. 1) NDMA: Drought Resilience January 2017 Issue; Stand vom 09.02.17
Ein Viertel der kenianischen Wirtschaft ist auf den Agrarsektor angewiesen – und das nicht nur für den inländischen Handel und Eigenbedarf an Lebensmitteln. Kenianischer Kaffee wird weltweit gehandelt und das Land exportiert weltweit am meisten schwarzen Tee. Die Exportziele für diese beiden Produkte werden aufgrund der Dürre sehr wahrscheinlich verfehlt, was der Wirtschaft des Landes enormen Schaden zufügen wird. 2) DownToEarth: Drought in Kenya puts livestock at risk; crop failure triggers fear of starvation; Artikel vom 24.01.17 Viele Bauern führen die Wassernot auf schlechtes Management und Überweidung der Flächen zurück. 3) DownToEarth: Drought in Kenya forces herders to invade wildlife habitats; Artikel vom 08.02.17
Der Wassermangel führt nun viele nomadische Hirten zu extremen Maßnahmen, da sie ihre Herden nicht mehr mit Nahrung versorgen können. In den letzten Wochen drangen bewaffnete Hirten in Lebensräume von Wildtieren ein und versuchten gewalttätig, diese für ihre Herden als Weideland zu sichern. Die Hirten treffen beispielsweise an Wasserlöchern auf Elefanten und schießen auf diese, um sie zu vertreiben. Teilweise sind die Hirten traditionell Jäger, die auf Grund eines Übergangsrituals Elefanten töten. Durch das Eindringen der Herden in ihre Lebensräume leben immer mehr Elefanten auf immer kleineren Flächen. Oft müssen sie deswegen auf neue Gebiete ausweichen und kommen so in Konflikte mit Farmern, die ihre Gehöfte dort haben. 4) DownToEarth: Drought in Kenya forces herders to invade wildlife habitats; Artikel vom 08.02.17
Die nomadischen Hirten besitzen gute Kontakte zu Wilderer-Netzwerken. Dies kann für sie ein Anreiz sein, Elefanten nicht nur zu verjagen, sondern diese umzubringen und das Elfenbein zu verkaufen. 5) DownToEarth: Drought in Kenya forces herders to invade wildlife habitats; Artikel vom 08.02.17
Die Farmer werden auch von den nomadischen Hirten, die mit automatischen Gewehren bewaffnet sind, angegriffen. So wurden systematisch Gehöfte und andere Besitztümer der Landwirte attackiert. In Anbetracht der anstehenden Wahlen in diesem Jahr werden diese Angriffe von manchen als politisch motiviert angesehen. Die Nomaden sollen dazu benutzt worden sein, bestimmte Stämme zu schwächen. 6) DownToEarth: Drought in Kenya forces herders to invade wildlife habitats; Artikel vom 08.02.17 Jedoch ist davon auszugehen, dass der Klimawandel als hauptsächliche Ursache für das Eindringen der Hirten in die Lebensräume der Wildtiere und das Land der Landwirte zu nennen ist.
So entstehen in Kenia zweierlei Fluchtgründe. Zum einen fliehen die nomadischen Hirten vor der Dürre, zum anderen führen genau diese Fluchtbewegungen dazu, dass Landwirte auf ihrem Land angegriffen werden und von diesem vertrieben werden könnten. Die Situation in Kenia zeigt, dass der Klimawandel Konflikte hervorruft, die man zuvor nicht erahnt hätte, auch mit dem Wissen über unseren Einfluss auf die Klimaveränderung.
Fußnoten und Quellen:
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