![Bild: © Fairphone [CC BY-NC 2.0] - flickr.com Bild: © Fairphone [CC BY-NC 2.0] - flickr.com](https://www.fluchtgrund.de/files/2016/11/agbogbloshie-1-640x426.jpg)
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Unser Schrott in Afrika – Ist das Elektrogesetz eine Chance?
In diesen Tagen, in denen Wunschzettel geschrieben und die Läden nach Geschenken durchstöbert werden, produzieren wir in Deutschland einen großen Teil der 2 Millionen Tonnen unseres Elektroschrotts pro Jahr. 1) Das Erste: Wo landen unsere Schrottfernseher; veröffentlicht am 24.07.2014 Jedes Jahr ein anderes Handy, obwohl das alte noch funktioniert und ähnlich viel kann. Weil es das neueste ist, weil es stylisher ist, weil die anderen es auch haben.
Das Problem daran ist, dass gut ein Drittel des deutschen Elektromülls nicht auf Recyclinghöfen oder bei zertifizierten Rückgabestellen landet, sondern zum Beispiel in Agbogbloshie, einer rauchenden, stinkenden, hochgiftigen Müllhalde bei Accra, Ghana. Hier arbeiten Kinder und Erwachsene, die keine andere Wahl haben, die keine andere Arbeit finden. Sie brennen die Kabel und Gehäuse der ausgemusterten Geräte weg, bis der wertvolle Rohstoff übrig bleibt. Kupfer, Palladium und Silber können sie für kleinste Beträge weiterverkaufen. Der Job bedeutet für die Menschen einerseits Überleben, andererseits Zerstörung. Sie ruinieren ihre Gesundheit, das Grundwasser wird verschmutzt, die Böden vergiftet. Agbogbloshie ist einer der zehn verseuchtesten Orte der Welt und dazu trägt unser Elektromüll erheblich bei. 2) Das Erste: Wo landen unsere Schrottfernseher; veröffentlicht am 24.07.2014
Die Müllverwertung innerhalb der OECD-Mitgliedstaaten ist teuer, zudem produzieren z. B. die Ghanaer nur einen Bruchteil des deutschen Verschleißes an Elektrogeräten. 3) Fluchtgrund: Unser Elektroschrott vergiftet Ghanas Bevölkerung und die Umwelt; veröffentlicht am 15.12.2015 Folglich verschwinden 700.000 Tonnen als Wertgut deklariert aus Deutschland, 4) Das Erste: Wo landen unsere Schrottfernseher; veröffentlicht am 24.07.2014 obwohl die Baseler Konvention die Verschiffung außerhalb der Mitgliedstaaten verbietet. 5) Basel Convention: Text of the Convention; zuletzt geprüft am 28.11.2016 An dem illegalen Export verdienen Transportunternehmen, Zwischenhändler und letztlich gehen auch Kleinstbeträge an die Arbeiter auf den Müllhalden. 6) Das Erste: Wo landen unsere Schrottfernseher; veröffentlicht am 24.07.2014
Neue Erweiterungen des Elektro- und Elektronikgesetzes sollen eine bessere Entsorgung und Verwertung innerhalb Deutschlands erreichen. Das Gesetz verspricht, dass Verbraucher ihre ausgemusterten Elektrogeräte zum Händler zurückbringen können und dieser sie annehmen muss. Bedingung dafür ist eine Verkaufsfläche oder bei Online-Händlern eine Lager- und Vertriebsfläche von mindestens 400 Quadratmetern. Konsumenten können Handy, Toaster und Co. ohne Kassenbon abgeben, wenn die Kantenlänge höchstens 25 cm beträgt. Andernfalls muss im Austausch ein vergleichbares Gerät gekauft werden. Ob im Laden vorher eingekauft wurde oder nicht, ist nicht von Belang. Jeder den Bestimmungen entsprechende Fachhandel muss demnach die Geräte annehmen. 7) ZDF heute: Giftiger Export: Handel mit Elektroschrott; nicht mehr verfügbar Die Verwertung soll dann durch zertifizierte Anlagen in Deutschland erfolgen, die die wertvollen Rohstoffe zurückgewinnen. 8) Gesetze im Internet: Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten; zuletzt geprüft am 28.11.2016
Die Händler in die Pflicht zu nehmen, ist schwierig. Einige bieten die Rücknahme schon lange als Dienstleistung für Käufer an. Andere erschweren die gesetzmäßige Entsorgung durch Kosten und Umwege für die Verbraucher oder akzeptieren die Rücknahmepflicht nicht. 9) ZDF heute: Elektroschrott: Rücknahme mit Hindernissen; nicht mehr verfügbar Ikea wurde in diesem Kontext bereits von der Deutschen Umwelthilfe abgemahnt. 10) heise online: Rücknahmepflicht für Elektroaltgeräte; Ikea wehrt sich gegen Deutsche Umwelthilfe; veröffentlicht am 17.08.2016 Mehrere Online-Händler fühlen sich nicht gebunden, Geräte zurückzunehmen, die sie nicht in ähnlicher Weise verkaufen. 11) ZDF heute: Giftiger Export: Handel mit Elektroschrott; nicht mehr verfügbar
Für Verbraucher sind die einfachsten Möglichkeiten, die Altgeräte an einen seriösen Recyclinghof oder in großen Elektromärkten abzugeben. So kann die illegale Verschiffung verhindert werden. Vorher ist es lohnend, mit dem Kauf eine bewusste Entscheidung zu treffen, funktionierende Geräte weiterzuverwenden, zu verschenken oder das Handy erst einmal reparieren zu lassen, bevor man es entsorgt.
Dies sind erste Schritte, aber zusätzlich müssen Lösungen für die Menschen in Agbogbloshie gefunden werden, die ihr Überleben sichern. Ihnen würden nur alternative Verdienstmöglichkeiten helfen, die sie von der Ausweglosigkeit ihrer Situation befreien.
Fußnoten und Quellen:
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