Irak: IS zwingt der besetzten Bevölkerung extreme Regeln auf – mit brutalen Bestrafungen
Die Rückeroberung von Mossul durch die irakische Armee und ihre Verbündeten ist seit Wochen ein wichtiges Thema in den Nachrichten. Doch wie ist das Leben unter der Herrschaft des sogenannten Islamischen Staates für die Bevölkerung?
Mossul ist bereits seit dem Jahr 2014 in Hand der Dschihadisten. Zu Beginn wurde der IS von vielen Einwohnern Willkommen geheißen. Die Bevölkerung war froh über das erhoffte Ende der Anarchie, das seit dem Sturz des Diktators Saddam Hussein vorgeherrscht hatte. Schon bald änderte sich dies jedoch, als sich zeigte, was für strenge Regeln und Vorgaben der Islamische Staat den Menschen abverlangte. 1) mopo: Leben unter dem IS-Terror – wie gehen die Syrer mit ihrer alltäglichen Angst vor Bestrafungen um?; nicht mehr verfügbar In kürzester Zeit hatte er ein Regime errichtet, das im Einklang mit seinen Vorstellungen und seiner Auslegung des Glaubens stand. Vergehen werden dabei mit brutalen Strafen belegt. Doch nicht nur das, alles ist anders als zuvor, angefangen schon bei den Schulen. Die Verwendung von Farbstiften ist verboten, Jungen und Mädchen werden schon in der Vorschule voneinander getrennt unterrichtet und Mädchen, die schon etwas erwachsener aussehen als andere, haben weite Kleidung zu tragen und ihr Gesicht zu verschleiern. Geschichte und Geographie dürften nicht länger gelehrt werden, stattdessen lernen die Kinder arabisch und werden im Dschihad unterrichtet. 2) orf.at: Massenflucht vor brutaler Diktatur; Artikel vom 15.11.2014
Der Islamische Staat ist eine sunnitisch-islamistische Vereinigung, er lehnt Schiiten, Christen, Juden und andere Religionsgemeinschaften ab. Minderheiten und Andersgläubige wurden vom IS vor die Wahl gestellt, zum Islam zu konvertieren, eine Religionssteuer zu bezahlen oder getötet zu werden. Manchmal wurde ihnen sogar die Option gelassen, das Land augenblicklich zu verlassen, welche viele nutzten. Auch das Leben für die zurückgebliebenen Einwohner ist nicht leicht. Häufig werden Straßenposten vom IS errichtet, um nach Gegnern zu suchen, dabei wird regelmäßig grundlos die Bevölkerung terrorisiert. 3) orf.at: Massenflucht vor brutaler Diktatur; Artikel vom 15.11.2014 Die Hisba ist eine spezielle Religionspolizei, die Aussehen und Verhalten der Bevölkerung überprüft. Frauen haben sich in der Öffentlichkeit vollkommen zu verschleiern, sie dürfen ihr Haus nur in männlicher Begleitung verlassen, Rauchen ist verboten und Männer müssen fünfmal am Tag zum Beten in die Moschee. Die geringste Strafe bei einem Verstoß die man erwarten kann, ist ein Bußgeld, im schlimmsten Fall droht einem der Tod. 4) welt.de: Küssen, Schuhe anschauen und enge Jeans verboten; Artikel vom 21.09.2015 , 5) mopo: Leben unter dem IS-Terror – wie gehen die Syrer mit ihrer alltäglichen Angst vor Bestrafungen um?; nicht mehr verfügbar
Die Bestrafungen für Vergehen sind brutal. Neben Geldbußen gilt das Auspeitschen noch als relativ milde Strafe. Diese bekommt man für Verleumdungen, Alkoholkonsum oder das Rauchen einer Zigarette. Bei Diebstahl wird dem Dieb eine Hand abgehackt, für das Begehen von Ehebruch werden Männer von einem Hochhaus in den Tod gestürzt, Frauen werden gesteinigt. Auch auf eine Abwendung vom Islam steht die Todesstrafe. Diese Bestrafungen finden öffentlich statt, um Menschen einzuschüchtern und sie dazu zu bewegen, die Vorgaben einzuhalten. Für Frauen ist es unter diesen Bedingungen besonders schlimm, häufig werden sie zudem von IS-Kämpfern als Sex-Sklavinnen verkauft und verschleppt. Sie dienen als Anreiz für die Rekrutierung junger Kämpfer. 6)Spiegel Online: Saudi-Arabien richtet wie der „Islamische Staat“; Artikel vom 23.01.2015 , 7) kurier.at: Leben unter Joch des IS ist die Hölle; Artikel vom 10.06.2015
Mit dem Ausrufen eines sogenannten Islamischen Staates im Irak und Syrien 2014 war der IS verpflichtet, diesen funktionierend aufzubauen und zu finanzieren. Es gelang ihm, sich verschiedene Finanzierungsquellen zu sichern. Die wichtigste dabei war von Anfang an der Erdölschmuggel über die türkische oder iranische Grenze. Hohe Einnahmen konnte er auch durch Lösegelderpressungen und Spenden aus Kuwait, Katar und Saudi-Arabien erzielen. 8) Spiegel Online: Die Beute-Ökonomie; Artikel vom 23.11.2015 Für die Finanzierung und den Wiederaufbau der Städte konfiszierte der IS zusätzlich ein Viertel des Einkommens von jedem Einwohner. Jedoch ist das Arbeitsangebot unter seiner Herrschaft sehr beschränkt. Nur wenige haben noch einen Laden oder einen Beruf. Die Besitzer eines Geschäfts müssen zudem darauf achten, sich an die strengen Gebetszeiten zu halten, da Läden sonst geschlossen werden und schlimme Strafen folgen. Aus Angst vor diesen wagt es kaum jemand, sich Regeln zu widersetzen. 9) BBC News: Inside Mosul: What’s life like unter Islamic State; Artikel vom 09.06.2015
Doch auch nach der Vertreibung des IS aus einer Stadt wird das Leben nicht unmittelbar leichter. Viele Häuser sind von der irakischen Regierung und der US-Luftwaffe zerbombt, häufig sind Straßen und Häuser mit Sprengfallen vermint. Diese zu entfernen ist nicht nur extrem gefährlich, sondern auch mit sehr hohen Kosten verbunden. Die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau werden Schätzungen zufolge in die Milliarden Dollar gehen. 10) Südwest Presse: Leben unter der IS-Herrschaft – das Schicksal vom Mossul; nicht mehr verfügbar
Obwohl der Islamische Staat in vielen Teilen des Landes zu Anfang als positive Alternative zur Regierung wahrgenommen und empfangen wurde, änderte sich die Grundeinstellung ihm gegenüber schnell. Er ließ Märkte sperren, offizielle Büros schließen, führte die Scharia ein und offenbarte seine Grausamkeit mit unzähligen Hinrichtungen. Minderheiten flohen zu tausenden Hals über Kopf aus den besetzten Gebieten. Doch nicht nur für sie wurde das Leben unmöglich, auch viele Sunniten flohen vor der Brutalität des Islamischen Staates. 11) ZeitOnline: „Wer nicht zahlen wollte, wurde umgebracht“; Artikel vom 07.07.2014 , 12) ZeitOnline: Die endlose Flucht der Jesiden; 25.08.2014
Fußnoten und Quellen:
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