Boko Haram: Zweifelhafte Erfolge im Kampf gegen den Terror
Der nigerianische Armee-Oberbefehlshaber Generalleutnant Tukur Buratai zeigt sich optimistisch: Sein Militär warte darauf, „dass Boko Haram bald den bewaffneten Kampf aufgeben werde“. Seit mehr als einem Jahrzehnt terrorisiert die Terrormiliz Teile Nigerias mit Anschlägen auf Armee und Zivilbevölkerung. 1) Epo: Boko Haram Terror hält an – veröffentlicht am 21.11.2016 Boko Haram will Nigeria in einen islamischen Staat umwandeln, der auf der Scharia als strengem, anti-westlich ausgelegtem Regelwerk basiert und in dem Ideale wie die „westliche“ Schulbildung verboten sind. 2) BBC: Who are Nigeria’s Boko Haram Islamist group? – veröffentlicht am 24.11.2016
Die nigerianische Armee konnte die Terrormiliz im vergangenen Jahr tatsächlich zurückdrängen, aber zu einem hohen Preis: Aufgrund der Nahrungsmittelknappheit könnte sich die Lage im Nordosten Nigerias laut den Vereinten Nationen zur größten Hungersnot in Afrika entwickeln. 3) Süddeutsche Zeitung: Nigeria – Printausgabe, vom 21.11.2016 Die Bauern können aufgrund der anhaltenden Kämpfe und der zerstörten Felder keine Landwirtschaft betreiben und weder ihre Familien noch die Dörfer versorgen. Allein im Bundesstaat Borno benötigen mindestens 4,4 Millionen Menschen akute humanitäre Hilfe. Besonders Kinder im Alter von unter fünf Jahren sind betroffen – in manchen Bezirken Bornos leiden bis zu 50 Prozent der Kleinkinder an Hunger. Laut den Vereinten Nationen droht bis zu 75.000 Kinder der Hungertod, „wenn die internationale Gemeinschaft nicht endlich handeln würde“. 4) Gesellschaft für bedrohte Völker: Nigeria: Arabische Welt darf die Leiden der Opfer des Terrors von Boko Haram nicht länger ignorieren – veröffentlicht am 22.11.2016
Trotz der bereits dramatischen Nahrungsmittelknappheit nutzt das nigerianische Militär die Strategie des Aushungerns: Die Bevölkerung wird in Lager zusammengebracht, der Rest des Landes wird abgeschottet, um die Islamisten auszuhungern. Dadurch brechen allerdings nicht nur die terroristischen, sondern auch die letzten wirtschaftlichen Strukturen zusammen. Die Armee ist währenddessen mit der Versorgung der Lagerinsassen in den Camps völlig überfordert. 5) Süddeutsche Zeitung: Nigeria – Printausgabe, vom 21.11.2016
Der Rückblick auf die Woche vom 14. bis 20.11.2016 zeigt die Realität: Montag und Dienstag wurden fünf Dörfer überfallen und mindestens 22 Personen getötet. Freitag verübte Boko Haram drei Anschläge durch Selbstmordattentäter, wodurch sechs Menschen starben. Sonntag gab es einen Schusswechsel zwischen Boko Haram und der nigerianischen Armee mit mindestens elf Toten und neun Verletzten. 6) Epo: Boko Haram Terror hält an – veröffentlicht am 21.11.2016
Und die Welt schaut zu. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) können bislang nur 39 Prozent der im Jahr 2016 benötigten 484 Millionen US-Dollar für die Abwendung einer humanitären Krise gedeckt werden. Die wichtigsten Geldgeber waren die USA, die EU, Deutschland und die Schweiz. Die arabischen Staaten aber haben „bislang keinen einzigen Dollar für humanitäre Soforthilfe gegeben“, laut GfbV. 7) Gesellschaft für bedrohte Völker: Nigeria: Arabische Welt darf die Leiden der Opfer des Terrors von Boko Haram nicht länger ignorieren – veröffentlicht am 22.11.2016
Boko Haram selbst zeigt sich nach wie vor kampfbereit und fest entschlossen, den Kampf im Land und gegen den Westen aufrecht zu erhalten. Am 13.11.2016 veröffentlicht sie auf dem Internetportal YouTube ein Reaktionsvideo zum Wahlsieg von Donald Trump. Darin fordert sie ihre Mitstreiter auf, sich nicht von Trump oder „anderen Militärkoalitionen“ täuschen zu lassen und weiterhin die „Brüder im Irak, in Syrien, in Afghanistan und anderswo“ zu unterstützen. „Wir sind mit Obama fertig, jetzt fangen wir mit Trump an“, versprach der Anführer von Boko Haram Abubakar Shekau. 8) Frankfurter Allgemeine: „Krieg gegen den Westen fängt mit Trump erst an“ – vom 14.11.2016
Die tatsächlichen Auswirkungen auf den „Westen“ bleiben abzuwarten. Doch in Nigeria leidet die Bevölkerung: In den vergangen sechs Jahren sind mehr als 20.000 Menschen wegen des Terrors durch Boko Haram und der brutalen Kriegsführung der Sicherheitskräfte gestorben und mindestens 2,6 Millionen Zivilisten vor dem Terror geflohen. Ohne internationale Unterstützung droht eine dramatische Hungerskrise, die sowohl Tote als auch Flüchtlinge fordern wird. Von einer Entschärfung ist das nigerianische Militär also noch weit entfernt. 9) Epo: Boko Haram Terror hält an – veröffentlicht am 21.11.2016
Fußnoten und Quellen:
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