Ausverkauf in Äthiopien: Land-Grabbing raubt der Bevölkerung ihre Lebensgrundlage
„Kein Land, kein Leben“, sagte Marion Aberle, Landrechtsexpertin der Welthungerhilfe. 1) epo: Landrechte; Mangelnder Schutz führt weltweit zu Konflikten und Gewalt; Artikel vom 2.3.16 Kurz vor Angela Merkels Antritt ihrer Afrikareise im Oktober wurde in Äthiopien der Ausnahmezustand verhängt. Nach Angaben von Amnesty International und Human Rights Watch sind inzwischen mindestens 500 Menschen bei Protesten erschossen und 10.000 ohne Anklage festgenommen worden. Ein Grund für die Demonstrationen gegen den „Entwicklungsplan“ ist die größte Dürre seit 30 Jahren und der fortschreitende Verkauf von wertvollem Ackerland an ausländische Investoren. Mittlerweile hat es zwar geregnet, allerdings so stark, dass die Felder überschwemmt wurden. Vor diesem Hintergrund präsentiert sich das Problem des Landgrabbing, englisch für Landraub, in Äthiopien als tickende Zeitbombe. 2) Linke Zeitung: Ausverkauf in Äthiopien: Saudi-Arabien kauft massiv Ländereien am Horn von Afrika; nicht mehr verfügbar
Dort wo die einheimischen Bauern leben, ihre Felder haben und ihr Vieh weiden lassen, werden große Ackerflächen an ausländische Investoren verkauft. Diese legen Plantagen an, auf denen Lebensmittel oder Energiepflanzen, rein für den Export, angebaut werden. Die lokale Bevölkerung allerdings verliert ihre Lebensgrundlage und die Alternative ist neben der Arbeit als Tagelöhner auf den neuen Plantagen die Flucht. 3) welthungerhilfe: Landraub führt zu Hunger; Stand vom 14.11.16 Viele finden sich oft in den Slums der Großstädte wieder.
Obwohl fast 31 Prozent der Bevölkerung in Äthiopien von Hunger bedroht sind, wie die Welthungerhilfe erst kürzlich bekannt gab, wird noch immer Land an Investoren verkauft. Ganz vorne dabei ist Saudi Arabien. In den vergangenen Jahren kauften oder pachteten es über 500.000 Quadratkilometer des besten Ackerlandes – das entspricht etwa dem Zwölffachen der Fläche der Schweiz und fast der Hälfte Äthiopiens. Das führt nicht nur zu weiteren Hungersnöten, sondern auch zu einer wachsenden Vertreibung der einheimischen Bauern.
Doch damit ist Äthiopien nicht alleine: 2009 wurde in Madagaskar die Regierung gestürzt, nachdem es ebenfalls zu blutigen Protesten kam. Der Präsident Marc Ravalomanana hatte einen Vertrag mit einem koreanischen Konzern für die Verpachtung einer Fläche so groß wie Belgien für Reisanbau abgeschlossen.
„Landgrabbing ist eine Zeitbombe. Viele afrikanische Staaten, wie Äthiopien oder der Sudan, haben bereits jetzt schon die Fähigkeit verloren, ihre eigenen Bevölkerungen zu versorgen. Landgrabbing wird diese Situation noch weiter verstärken.“, so Ama Biney, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Birbeck College der University of London. Hinzukommt, dass laut dem Fond für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) die Preise für Lebensmittel bis 2020 um 27 Prozent ansteigen werden. Für Investoren eine weitere Einladung, noch mehr Land zu kaufen. 4) Linke Zeitung: Ausverkauf in Äthiopien: Saudi-Arabien kauft massiv Ländereien am Horn von Afrika; nicht mehr verfügbar
„Mehr Gerechtigkeit und weniger soziale Ungleichheit auf dem Land kann nur mit sicheren Landrechten erreicht werden“, erläuterte Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. „Der fehlende Schutz dieser Landrechte hat gravierende Folgen: Konflikte über Landrechte standen seit 1990 vielfach im Mittelpunkt von Bürgerkriegen.“ Aus dem Bericht „Common Grounds“, den eine Nichtregierungsorganisation veröffentlicht hatte, geht hervor, dass weltweit 2,5 Milliarden Menschen 50 Prozent der Landfläche nach dem Gewohnheitsrecht nutzen. Davon sind jedoch nur ein Fünftel rechtlich gegen Landraub abgesichert.
„Soziale Zerrüttung, Hunger und Armut sind die Folge“, erklärt Marion Aberle weiter. Deshalb fordern Oxfam und die Welthungerhilfe dazu auf, sich verstärkt für den Schutz der Landrechte einzusetzen. Diese sind nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch eine wichtige Voraussetzung für die Armuts- und Hungerbekämpfung, den Schutz natürlicher Ressourcen und der biologischen Vielfalt. Frieden ist nur dann möglich, wenn die Landkonflikte für alle Beteiligten auf eine akzeptable Weise gelöst werden. 5) epo: Landrechte; Mangelnder Schutz führt weltweit zu Konflikten und Gewalt; Artikel vom 2.3.16
Andernfalls werden wohl auch noch in Zukunft viele Menschen aus den betroffenen Gebieten fliehen müssen, da ihnen dort die Lebensgrundlage genommen wird.
Fußnoten und Quellen:
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