Ägypten: Wie der IWF eine Hungersnot in Kauf nimmt
Seit es in Ägypten 2011 nach dem Sturz der Regierung zahlreiche blutige Konflikte gegeben hat, sind die beiden wichtigsten Einnahmequellen weggebrochen: Der Internationale Tourismus und die ausländischen Direktinvestitionen. 1) jungeWelt: In den Fängen des IWF; veröffentlicht am 15.08.2016 Nun könnte eine weitere Flüchtlingswelle drohen.
Aus diesem Grund hat sich die ägyptische Regierung im August dieses Jahres auf ein Hilfspaket im Wert von 10,4 Milliarden Euro mit dem internationalen Währungsfond geeinigt. Dieses wird jedoch nur gewährt, wenn Ägypten einschneidende Auflagen erfüllt. Die Zahlungen sind bisher noch nicht von der Führungsebene des IWF genehmigt, doch bereits jetzt zeigen sich negative Auswirkungen der Reformen. 2) deutschlandfunk: Ägypten: Zentralbank gibt Währung frei; veröffentlicht am 03.11.2016, leider nicht mehr verfügbar Die wichtigste indirekte Verpflichtung war, dass Ägypten für einen flexibleren Währungskurs sorgen solle. Zunächst hatte das Land noch versucht, durch Aufkäufe anderer Währungen die Wechselkurse stabil zu halten. Da dies jedoch langfristig aufgrund sinkender Einnahmen nicht mehr finanzierbar ist, beugte sich die ägyptische Regierung den Forderungen des IWF. Am 3. November 2016 gaben sie den Wechselkurs des ägyptischen Pfundes frei. Mit drastischen Folgen: Die Währung verlor innerhalb eines Tages 48 Prozent ihres Wertes. Dies bedeutet im Umkehrschluss, einen Preisanstieg aller Importgüter, besonders von Grundnahrungsmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs. Ägypten ist beispielsweise der größte Importeur von Weizen weltweit, sodass die Preise für Brot extrem steigen werden. Der Preis für Zucker musste in den vergangenen Tagen bereits um 40 Prozent angehoben werden und es soll noch weiteres Geld bei den Subventionen der eigenen Landwirtschaft eingespart werden. 3) finanzmarktwelt: Dank IWF: Währungskollaps in Ägypten für die „Wettbewerbsfähigkeit“; veröffentlicht am 04.11.2016
Gerade die arme Bevölkerung ist davon stark betroffen, denn nicht nur Nahrungsmittel- sondern auch Heiz- und Benzinkosten werden ansteigen. Bereits im Jahr 2014 lebten 25 Prozent der Ägypter unterhalb der Armutsgrenze. 4) dw: Ägypten: Keine Antwort auf die wachsende Armut; veröffentlicht am 26.05.2014 Um zusätzlich einer extremen Inflation entgegenzuwirken, wurde der Leitzins von drei auf 14,5 Prozent angehoben. Auch nationale Kredite werden also teurer und gerade kleine Unternehmen müssen um ihre Existenzgrundlage fürchten. 5) finanzmarktwelt: Dank IWF: Währungskollaps in Ägypten für die „Wettbewerbsfähigkeit“; veröffentlicht am 04.11.2016
Diese Konsequenzen sind bereits zum jetzigen Zeitpunkt absehbar. Doch die Hilfsmittel sind noch nicht einmal bewilligt und es sind weitere Probleme zu befürchten. So soll Ägypten bereits für die ersten 1,8 Milliarden Euro 5,4 Milliarden Euro an Kofinanzierung von den arabischen Golfstaaten einwerben. Allerdings gibt es vor allem mit Saudi-Arabien Streitigkeiten über politische Maßnahmen in Syrien, im Jemen und in Russland. Deshalb sind bisher erst zwei Drittel dieser Gelder zugesagt worden. Außerdem muss Ägypten noch weitere Maßnahmen, wie die Einführung einer Mehrwertsteuer, Reformen im öffentlichen Dienst und die Privatisierung von Staatsbetrieben, erfüllen, deren langfristige Folgen bisher noch gar nicht absehbar sind. 6) ZeitOnline: Ägyptens Regime fürchtet den Volkszorn; veröffentlicht am 31.10.2016 Selbst wenn die Finanzmittel vom IWF gewährt werden, müssen sich die Menschen also auf drastische Einschränkungen einstellen und einen Mangel an Nahrungsmitteln befürchten. Die Regierung versucht diesen mit acht Millionen vergünstigten Lebensmittelpaketen entgegenzuwirken und erkennt also durchaus die schwierige Lage. 7) Sueddeutsche Zeitung: Teuer ist nur das Vertrauen; veröffentlicht am 03.11.2016 Bei einer Bevölkerung von über 94 Millionen 8) countrymeters: Ägypten Bevölkerung; aktualisiert am 09.11.2016 werden diese Hilfen aber nur sehr kurzfristig genügen und der finanzielle Aufwand für den Staat wird weiter zunehmen.
Aber obwohl die meisten Prognosen negativ erscheinen, gibt es Hoffnung. Denn durch den niedrigen Wert des ägyptischen Pfundes ist es für Europäer deutlich günstiger, in Ägypten einzukaufen. Dies könnte den Tourismus und die internationalen Direktinvestitionen ansteigen lassen. Hochrangige Mitglieder der ägyptischen Wirtschaft befürworten deshalb die Abwertung der Währung. Ob dies jedoch wirklich den erhofften Erfolg bringt, hängt auch mit der politischen Entwicklung des Landes und der Terrorgefahr durch den islamischen Staat zusammen, die man derzeit kaum einschätzen kann. 9) finanzmarktwelt: Dank IWF: Währungskollaps in Ägypten für die „Wettbewerbsfähigkeit“; veröffentlicht am 04.11.2016 Sollte es dem Staat also nicht gelingen, seine Bevölkerung zu ernähren und wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen, werden viele Ägypter als Ausweg nur die Flucht nach Europa sehen.
Fußnoten und Quellen:
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