Haiti: Von Klimawandel und Unterdrückung zerstört
Haiti, die ehemalige Goldgrube in der Karibik und erste lateinamerikanische Republik, liegt in Trümmern. Am 4. Oktober 2016 verwüstete Hurrikan „Matthew“ die Insel. Die Vereinten Nationen sprechen von mehr als zwei Millionen Menschen vor Ort, die akute Hilfe brauchen. Es fehlt an Trinkwasser, Nahrung, Medikamenten und Strom. Dazu kommt die Angst vor einer Cholera-Epidemie. Die US-Gesandte Sandra Honoré bezeichnet die politische und humanitäre Lage des Landes als extrem instabil. 1) Tagesschau: UN warnen vor humanitärer Tragödie – nicht mehr verfügbar Die Betroffenen haben praktisch alles verloren: ihre Häuser, ihre Felder und ihre Ernte. Die Lebensmittelpreise steigen und eine Hungerkatastrophe bahnt sich an. Die Verzweiflung schürt die Gewalt im Lande. Die Folgen des Klimawandels treiben abermals Menschen in die Flucht. 2) Neue Zürcher Zeitung: Auf Haiti regiert die pure Verzweiflung – veröffentlicht am 25.10.2016
Aber wieso löst der Klimawandel Migration aus? Die Erderwärmung wird durch Entwaldung, Verbrennung fossiler Energieträger, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft verstärkt. Das führt wiederum zu extremen Wetterereignissen wie Dürren, Überflutungen oder eben Stürmen. Und darunter leiden Menschen in betroffenen Regionen, was ein Auslöser für Flucht sein kann. Verantwortlich für Emissionen sind überwiegend Industrie- und Schwellenländer. 3) Fluchtgrund: Klimawandel – zuletzt aufgerufen am 27.10.2016 Auch tropische Wirbelstürme werden durch die erwärmte Meeresoberfläche beeinflusst. Ein Hurrikan „bezieht seine Energie zur Hauptsache aus der Kondensation von Wasserdampf, d.h. die bei der Bildung von Wolkentröpfchen freiwerdende Energie wird im Sturm in Bewegungsenergie umgewandelt.“ Damit gilt: Je wärmer die Meeresoberfläche, desto stärker wird der Sturm. 4) Climate Press: Verstärkt die globale Erwärmung Wirbelstürme? – 10/2006
Haiti hat nun mit den Folgen des Hurrikans zu kämpfen, einem der stärksten der letzten zehn Jahre. Und die Not ist noch lange nicht vorbei. Da die Ernte in Haiti vernichtet ist, droht eine Hungersnot. Die World Socialist Web Site erklärt, das „Erbe imperialistischer Unterdrückung“ sei der Hauptgrund dafür, dass Haiti nicht besser mit den Naturkatastrophen umgehen kann. 5) World Socialist Web Site: Die Verwüstung Haitis durch Hurrikan Matthew – veröffentlicht am 14.10.2016 Damit spielen sie auf Haitis Vergangenheit an. Seit ihrer Unabhängigkeit hatte die Republik nie eine reale Chance, einen funktionierenden Staat aufzubauen.
Dabei war die ehemalige französische Kolonie einst der Reichtum der Karibik. Im 18. Jahrhundert wurden dort 60 Prozent des in Europa konsumierten Kaffees und 40 Prozent des Zuckers produziert. Davon profierte aber einzig die Kolonialmacht Frankreich. 1791 erkämpfte sich Haiti schließlich in einem zwölfjährigen Krieg seine Unabhängigkeit und wurde 1804 die erste unabhängige Republik Lateinamerikas. Doch das Land lag bereits „in seiner Geburtsstunde in Trümmern“. 6) Die Tageszeitung: Ein Land ohne Chance – veröffentlicht am 20.01.2010 Dazu kam 1825 der „Knebelvertrag“ mit Frankreich. Haiti „verpflichtete sich dazu, für die enteigneten Plantagen eine Entschädigung von 150 Millionen Francs zu bezahlen“, eine unvorstellbar hohe Summe. 7) Die Tageszeitung: Ein Land ohne Chance – veröffentlicht am 20.01.2010 Die Republik musste bei Banken in den USA, Frankreich und Deutschland Kredite aufnehmen. Obwohl der Beitrag später auf 90 Millionen Francs reduziert wurde, brauchte Haiti bis 1947, um die Schulden mitsamt Zinsen abzubezahlen. Letztendlich waren 80 Prozent des Staatshaushalts aufgebraucht. Somit war eine wirtschaftliche Stabilität nie möglich, da sich das Land von Anfang an in einer permanenten Schuldenkrise befand. 2003 verlangte Präsident Jean-Bertrand Aristide eine Rückerstattung der heute ca. 22 Millionen US-Dollar – ohne Erfolg. 8) Die Tageszeitung: Ein Land ohne Chance – veröffentlicht am 20.01.2010
Auch im 21. Jahrhundert leidet das Land unter Ausbeutung. Das zeigt beispielsweise Bill Clintons Abkommen mit Haiti, „mit dem Einfuhrzölle auf staatlich subventionierten Reis aus den USA abgeschafft wurden“. 9) World Socialist Web Site: Die Verwüstung Haitis durch Hurrikan Matthew – veröffentlicht am 14.10.2016 Das ruiniere die lokalen Reisbauern, die mit den niedrigen Preisen nicht mithalten können. Die instabile Wirtschaft bietet keine Möglichkeit, das Land gegen Schäden von Naturkatastrophen vorzubereiten. Und so bleibt Haiti eines der ärmsten Länder der Welt. Eine Vielzahl an Flüchtlingen ist deswegen nicht überraschend. 10) World Socialist Web Site: Die Verwüstung Haitis durch Hurrikan Matthew – veröffentlicht am 14.10.2016 Allerdings verweigerte die USA haitianischen Flüchtlingen bereits nach dem Erdbeben 2010 eine Aufenthaltsgenehmigung. Die Katastrophe sollte laut der damaligen US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano „keine Gelegenheit für Einwanderung bieten“. 11) Focus Online: USA schicken Erdbeben-Flüchtlinge zurück – veröffentlicht am 22.10.2010 Auch heute möchte die USA keine haitianischen Flüchtlinge aufnehmen. Die Regierung rechtfertigt dies mit der Befürchtung, „dass ihre Aufnahme Hillary Clintons Chancen auf den Wahlsieg verschlechtern könnten“. 12) World Socialist Web Site: Die Verwüstung Haitis durch Hurrikan Matthew – veröffentlicht am 14.10.2016
Fußnoten und Quellen:
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