Zwangsprostitution von Flüchtlingen ist keine Seltenheit
Mädchen und junge Frauen aus Nigeria erhoffen sich in Europa ein besseres Leben. Sie müssen in ihrem Heimatland meist mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen. Deswegen fliehen viele aus dem Land ins entfernte Europa. Durch den Flüchtlingsstrom ist es für Zuhälter und Schlepper leichter geworden unterzutauchen und unendeckt zu bleiben. Die jungen Frauen werden zur Prostitution gezwungen, um damit das Geld für die Schlepper abzubezahlen.
Ein Mädchen aus Nigeria erzählt ihre Geschichte. Sie wurde von ihrer Mutter nach Europa geschickt und sollte dort als Babysitterin arbeiten. Bevor sie fuhr, beschwor sie ein Voodoo-Pfarrer: Wenn sie den Schleppern nicht gehorcht, wird ihr schlimmes angetan. So ergeht es auch vielen anderen. Die jungen Frauen werden in Angst versetzt und leicht Opfer von Menschenhändlern. Als das Mädchen in Italien ankam, gelangt sie in die Fänge von einem Zuhälter. Sie sollte 70 000 Euro an den Schlepper zahlen. Deswegen ging sie fünf Jahre gezwungenermaßen auf den Strich, um die Summe begleichen zu können. Wenn sie zu wenig am Tag mitgebracht hatte, wurde sie von den Zuhältern beziehungsweise Schleppern geschlagen oder auch vergewaltigt. Sie arbeitete über die Hälfte des Geldes ab, dann floh sie in eine andere Stadt. Dort tauchten die Zuhälter wieder auf und drohten ihr etwas anzutun. Mithilfe eines Bekannten konnte sie schließlich nach Deutschland entkommen. Dort kam sie in ein Flüchtlingsheim.
Um die 50 000 minderjährige Nigerianerinnen sind bereits Opfer von Zwangsprostitution geworden. Hilfsorganisationen kümmern sich um die schwer traumatisierten Mädchen und versuchen ihnen eine Zukunft zu ermöglichen. Erschwerender Weise brauchen die Asylanträge lange Zeit, um bearbeitet zu werden. Es wird davon ausgegangen, dass in den Flüchtlingsunterkünften in Deutschland ebenfalls Prostitution stattfindet. Die Polizei kann nur schwer die Täter fassen, da wenige Frauen eine Aussage gegen die Zuhälter machen. 1) Artikel nicht mehr verfügbar; vom 15.10.15
Aber nicht nur Mädchen sind Opfer der Prostitution. Unbegleitete minderjährige Jungen sind den Schleppern oft schutzlos ausgeliefert. 6 000 Flüchtlingskinder haben die Behörden seit ihrer Einreise aus den Augen verloren, viele von ihnen sind wahrscheinlich auch in die Abhängigkeit von Menschenhändlern geraten. 2) Deutschlandfunk: Aubeutung befürchtet – Fast 6.000 minderjährige Flüchtlinge werden vermisst; Artikel vom 11.04.16
Die Kinder und jungen Erwachsenen sind meist jahrelang traumatisiert. Die psychische, geistige und körperliche Entwicklung ist durch die Erlebnisse oft gestört, sie fühlen sich minderwertig und wertlos. Dadurch versuchen viele Opfer einen Ausweg mit Drogen, Alkohol oder Selbstverletzung zu finden. Zudem infizieren sich einige an Geschlechtskrankheiten wie Aids. Davon sind vor allem sehr junge Kinder ab neun oder zehn Jahren betroffen, da die Freier sich oft junge Opfer suchen, im Glauben einer geringeren HIV-Infektionsgefahr. 3) kinder not hilfe: Gegen Kinderprostitution, Missbrauch und Gewalt
Der Menschenhandel und die Zwangsprostitution laufen im Untergrund ab. Für die Aufklärung der Verbrechen fehlen oft Beweise, aber meistens gibt es noch nicht einmal Hinweise. Vor vier Jahren schafften Münchner Ermittler einen Ring von Menschenhändlern zu sprengen, da sie einen Tipp aus der Szene bekamen. Ein seltener Glückstreffer. Die Gruppe verkaufte in einem Asylheim Frauen an Freier.
Ein weiteres Beispiel ist Mercy, eine junge Kenianerin, 22 Jahre alt. Sie ist geflohen und wurde in Europa schwanger. Auch sie geriet in die Hände von Zuhältern. Sie konnte vor ihnen fliehen, indem sie nach Deutschland kam. Als das Kind geboren wurde, tauchten die Zuhälter wieder auf. Diese organisierten dann sogenannte Kioskväter, meist Arbeitslose die für Geld die Vaterschaft übernehmen. Da Mercy das Kind eines Deutschen versorgt, bekommt sie Aufenthaltsrecht und der Unterhalt wird vom Staat bezahlt. Eine Vaterschaftsanfechtungsklage wurde 2013 abgeschafft. Das heißt, die Zuhälter können die Frau legal zur Arbeit schicken. Wehren wird sie sich durch den Voodoo Schwur wohl eher nicht.
Das sind keine seltenen Fälle. Alleine kommen die jungen Menschen nicht aus der Prostitution heraus. Ohne Hilfe von Sozialarbeitern werden sie es nicht schaffen und kaum ihre Traumata verarbeiten können. 4) Spiegel: In der Falle; Zwangsprostitution von Flüchtlingen; vom 16.04.2015
Fußnoten und Quellen:
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