Syrische Flüchtlinge sitzen an der Grenze zu Jordanien fest
Nach Schätzungen der britischen BBC und NGOs sitzen an der Grenze zwischen Syrien und Jordanien 60 000 Menschen fest. Das Ziel der syrischen Flüchtlinge ist der jordanische Militärstützpunkt Rukban und dann die Weiterreise ins Landesinnere. Die Syrer verharren am Grenzstreifen in Zelten, meist aus Plastikbahnen, hinter einem Erdwall mitten in der Wüste. Die Bedingungen dort sind katastrophal. Seit Monaten leben sie dort ohne Sanitäre Anlagen, ohne ausreichend Nahrung, Wasser und Medikamente, inmitten der Hitze. Unter ihnen auch Schwangere, die unter gesundheitsschädlichen Umständen entbinden müssen. Die Zahl der Geflüchteten stieg im Juli und letzte Woche durch heftige Gefechte in Aleppo noch einmal an. 1) taz: In der Wüste gestrandet; 60.000 Flüchtlinge aus Syrien sitzen in einer jordanischen Sicherheitszone fest. Die Regierung in Amman fürchtet Terroristen; Artikel vom 07.06.2016
Der Bürgerkrieg in Syrien begann 2011. Es wurde gegen die Polizei und gegen die Geheimdienste des Landes protestiert sowie gegen das autoritäre Regime. Diese Proteste eskalierten innerhalb kurzer Zeit in einen handfesten Bürgerkrieg. Seitdem kämpft die Regierung gegen verschiedene Gruppen um die Macht. 7,6 Millionen Syrer sind Binnenvertriebene. Knapp fünf Millionen Syrer sind bis Ende 2015 bereits aus dem Land geflohen, meist in Nachbarländer. 2) UNO Flüchtlingshilfe: Flüchtlinge weltweit; Zahlen und Fakten; nicht mehr verfügbar Sie fliehen vor Kämpfen, Terror und Lebensmittelknappheit. Elf Millionen sind von humanitärer Hilfe abhängig, das entspricht der Hälfte der ursprünglichen Gesamtbevölkerung Syriens. 3) Tagesschau: Zahlen zum Fluchtland Syrien; Krieg in Syrien; nicht mehr verfügbar
Vor einer Woche scheiterte der Waffenstillstand in Syrien. Die Armee von al-Assad startete am Dienstag eine Bodenoffensive in Aleppo. Mithilfe der russischen Luftwaffe wird wieder verstärkt gegen Aufständische vorgegangen. Ziel ist es, die Rebellen in Aleppo endgültig zu besiegen. Die russischen Flugzeuge setzen auch Bomben ein, die Bunker zerstören können. Das stößt auf internationale Kritik, da hunderte Menschen in diesem Angriff sterben, viele davon sind Kinder. 4) Spiegel: Assads Armee startet Bodenoffensive in Aleppo; Artikel vom 27.09.2016 In das Grenzgebiet nach Jordanien fliehen viele wegen der Bombardements seit 2012 aus Aleppo, andere aus Homs, ebenfalls wegen russischer Angriffe. Andere kommen aus Raqqa wegen des IS.
Jordanien hat bereits 650 000 syrische Flüchtlinge aufgenommen, aber im Jahr 2014 begann das Land zunehmend die Grenzen abzudichten. Das geschah auch aus Angst, dass unter den Flüchtlingen Anhänger des „Islamischen Staates“ sind. Knapp die Hälfte der Menschen im Grenzstreifen bei Rukban sind minderjährig. Hilfsorganisationen wird der Zugang in das Camp erschwert. Die jordanische Regierung verteidigt die Grenzschließung mit der Begründung, Jordanien hätte schon über eine Million Syrer aufgenommen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Tausende in der Wüste feststecken. 5) taz: In der Wüste gestrandet; 60.000 Flüchtlinge aus Syrien sitzen in einer jordanischen Sicherheitszone fest. Die Regierung in Amman fürchtet Terroristen; Artikel vom 07.06.2016 In Folge von Protesten der UN beschlossen die Behörden, täglich 500 Syrer nach Jordanien zu lassen. Hinterbliebene können sich inzwischen auf dem Erdwall Wasser und Nahrung holen, Ärzte ohne Grenzen behandeln Kranke, insofern sie es auf den Wall schaffen.
Im Juni wurden sieben jordanische Soldaten bei einem Selbstmordanschlag nahe der Grenze getötet. Daraufhin durfte kein Flüchtling mehr ins Land einreisen und die Nahrungsverteilung wurde bis auf das Trinkwasser eingestellt. Seitdem haben Schlepper die Versorgung übernommen.
Jordanien will keine Geflohenen mehr aufnehmen, da die Hilfe von internationaler Seite kommen soll und nicht nur von einem einzigen Nachbarland. Die Initiative Deutschlands und Schwedens, die syrischen Flüchtlinge auf Europa zu verteilen, bestärkt die Hauptaufnahmeländer nahe des Konfliktgebiets, weniger Vertriebene zu beherbergen. Zudem gehört Jordanien nicht zu den Unterzeichnern der Genfer Flüchtlingskonvention, das Land muss also nicht zwingend Syrer aufnehmen. Es darf nur keine Person mehr in ein Kriegsgebiet abgeschoben werden. Als logische Konsequenz werden nun gar keine Flüchtlinge mehr aufgenommen. Nur etwa eine Million Syrer hat die EU aufgenommen, Jordanien sechseinhalb. Das zeigt deutlich, welche Folgen die europäische Abwehrpolitik mit sich bringt. 6) Zeit: Gefangen in der Pufferzone; Berm; Artikel vom 07.07.2016
Fußnoten und Quellen:
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