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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Folgen des Giftmüllskandals an der Elfenbeinküste vor 10 Jahren
Europas Konzerne laden oft giftigste Abfälle in Entwicklungsländern in Afrika ab, da die rechtmäßige Entsorgung in Europa sehr teuer ist. Das führt in den armen Ländern zu enormen Folgen. Das folgende Beispiel aus der Elfenbeinküste ist dabei nur ein Fall von vielen.
Im August 2006 beginnt der Skandal in Europa. Bei der Entladung des Frachtschiffes „Probo Koala“ in Amsterdam, treten so beißende Dämpfe aus, woraufhin die Anwohner nahe gelegener Wohngebiete die Polizei verständigten. Das Auspumpen der Ladung wird daraufhin von der Polizei gestoppt, da sich die Fracht als hochgiftigen Müll entpuppt und nicht wie deklariert, als harmlosen Abfall. Der Hafen bietet eine ordnungsgemäße Entsorgung an, für 250 000 Dollar. Das ist dem niederländischen Transportunternehmen Trafigura aber zu teuer und nach langem Suchen finden er schließlich eine Lösung: 500 Tonnen Müll werden in Abidjan, der größten Stadt der Elfenbeinküste entladen. Dort wird der giftige Schlamm aus Chemikalien, Benzin- und Rohölresten dann an 14 verschiedenen Stellen in der Stadt verteilt.
Kurze Zeit später leiden Tausende an Atemnot, Nasenbluten und Kopfschmerzen. Es kommen 17 Menschen ums Leben und 150 000 benötigen ärztliche Hilfe. 1) SZ: Tödliche Giftfracht; Umweltskandal an der Elfenbeinküste; Artikel vom 27.02.2015 Auch von Fehlgeburten und Missbildung ist die Rede. Ein Betroffener berichtet: „Es war furchtbar. Plötzlich hat es so schlimm gerochen, und bald darauf haben wir keine Luft mehr bekommen, im Haus war es fast unmöglich, zu atmen. Wir sind dann raus auf die Straße, aber da war es noch viel schlimmer. Also sind wir wieder rein und haben durch Stofftücher geatmet, die ganze Nacht, und in großer Angst. Es war furchtbar.“
Zehntausende sind bis heute krank. Chronische Atemwegerkrankungen, Hautausschläge und Sehbehinderungen sind seit 2006 dramatisch angestiegen. Die Betroffenen klagten gegen den Konzern Trafigura und 2009 zahlte dieser an 30 000 Personen je 1 100 Euro. Das Geld reicht aber nicht im Geringsten für die Behandlungen. 2) BR: Europas Giftmüll und die Folgen in der Elfenbeinküste; Zehn Jahre „Probo Koala“; Artikel vom 18.08.2016 Die Firma zahlte an die Elfenbeinküste ungefähr 152 Millionen Euro, damit nicht gerichtlich gegen sie vorgegangen werden konnte. 3) SZ: Tödliche Giftfracht; Umweltskandal an der Elfenbeinküste; Artikel vom 27.02.2015 Trafigura unterstützte teilweise die Aufräumarbeiten und übernahm auch einen Teil der Kosten für die Entsorgung. Dennoch warten immer noch mehr als 5 000 Opfer auf ihre Entschädigung und ein versprochenes Spezialkrankenhaus wurde auch nie gebaut. Selbst nach zehn Jahren ist die Sache noch weit nicht abgeschlossen. Grundwasser und Böden sind vergiftet und juristisch fühlt sich auch niemand so recht verantwortlich für den Fall. 4) BR: Europas Giftmüll und die Folgen in der Elfenbeinküste; Zehn Jahre „Probo Koala“; Artikel vom 18.08.2016
Auch wenn nach und nach Entschädigungen gezahlt werden, sollte Europa überdenken, wie es mit den Entwicklungsländern Afrikas umgeht. Den Giftmüll weit weg von Europa zu bringen, schafft das Problem nicht aus der Welt, sondern verschlimmert die Situation in den armen Ländern erheblich.
Fußnoten und Quellen:
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