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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Die unsichtbare Krise am Tschad-See: Boko Haram und Hunger vertreiben 2,7 Millionen Menschen
Es ist die am schnellsten wachsende Hungerkatastrophe in Afrika. Trotzdem ist die mediale Aufmerksamkeit kaum vorhanden. Über 2,7 Millionen Menschen wurden in der Region um den Tschad-See durch die Terror-Miliz Boko Haram und die wachsende Hungersnot vertrieben. Die Versorgung ist mangelhaft. Alleine 244.000 Kinder sollen an akuter Mangelernährung leiden. Insgesamt sind 1,5 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Trotzdem sollen bisher lediglich 22 Prozent der versprochenen Hilfszahlungen in geplanter Höhe von über einer halben Milliarden Euro eingetroffen sein. „Der Bedarf an Unterstützung ist riesig. Denn durch die Kämpfe wurden weite Teile der Infrastruktur wie Wasserversorgung, Krankenhäuser, Schulen, Straßen, Felder und Märkte zerstört“, berichtet Wolfgang Prangl, Leiter Humanitäre Hilfe bei Oxfam Deutschland. Doch die Situation ist nicht neu.1)Entwicklungspolitik Online: Zentralafrika – 2,7 Millionen Menschen in akuter Not; Artikel vom 02.09.2016
Bereits im Juni warnten die Vereinten Nationen vor über neun Millionen Menschen, die in der Region auf Lebensmittelversorgung angewiesen sind. Dies ist die direkte Folge der Kämpfe aller Nachbarländer des Tschad-Sees gegen Boko Haram, was auch dazu führt, dass tausende von Feldern nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Nahrungsmittelproduktion in der Region ist schlicht in sich zusammengefallen. Doch nicht nur in den Flüchtlingslagern ist die Lage angespannt, die Bevölkerung leidet genauso. Während in der Bundesrepublik im letzten Jahr circa eine Millionen Menschen aufgenommen wurden, kommen in der Stadt Maiduguri im Nordosten Nigerias zwei Geflüchtete auf jeden Einwohner.2)Tagesschau: Die übersehene Katastrophe; nicht mehr verfügbar
Dabei ist die Lage zwar kurzfristig auf die Terrormiliz und die durch sie ausgelöste Flucht zurückzuführen. Doch bereits seit den 1960er Jahren bedingen menschliche Eingriffe die heutigen Engpässe. Die ständig wachsende Bevölkerung, die Expansion der Landwirtschaft und Viehzucht erschöpften die einst grüne Steppe und führten zur Versandung des Bodens der Sahel. Doch besonders gravierend wirkt sich das Schrumpfen des Tschad-Sees auf die Lage aus. Dieser hatte 2008 nur ein Zwanzigstel seiner Größe von 1960. Die sich verschlimmernde Lage ist also seit langem vorhanden, nur entlädt sie sich in den letzten Monaten mit aller Stärke.3)Desertifikation: Die Sahel; nicht mehr verfügbar
Doch wieso bleibt die Hilfe trotzdem aus? Schuld daran ist vor allem die mediale und politische Aufmerksamkeit, die sich momentan auf den nahen Osten insbesondere Syrien konzentriert. Politische Initiativen und Hilfsgelder werden in großem Maße dorthin umgeleitet. Doch spielt sich in Nigeria, dem Tschad und Niger eine humanitär ebenso vernichtende Situation ab. Das einzige, das helfen kann, ist die internationale politische und mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen. Fast drei Millionen Menschen sind darauf angewiesen, das dies gelingt.
Fußnoten und Quellen:
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