Afrika: Westliche Hilfsgelder verschlimmern Fluchtursachen
Eine neue Migrationswelle aus Afrika ist klar abzusehen und Europa ist ebenso schlecht darauf vorbereitet wie letztes Jahr. Die Entwicklungshilfe der vergangenen 60 Jahre scheint kaum etwas bewirkt zu haben. Die größten Aufbauprogramme können nichts verändern, wenn der Staat grundlegend unterentwickelt ist und mit Schwierigkeiten wie Korruption, fehlenden Rechtssystemen, inkompetenten Politikern und mangelndem Eigentumsschutz zu kämpfen hat. 1) Zeit Online: Und wieder wird Europa nicht vorbereitet sein, Eine Kolumne von Jochen Bittner; Artikel vom 15.09.16
Klar ist: Die Fluchtursachen müssen bekämpft werden, damit Menschen nicht mehr ihre Heimat verlieren. Die meisten Afrikaner fliehen vor Bürgerkriegen, Armut, ethnischen Spannungen, Klimawandel und Unterdrückung.
Die meisten europäischen Politiker verweisen lediglich auf die Ursachen in den Krisenländern und weisen so die Aufmerksamkeit von sich. Außerdem geht die EU Bündnisse mit dem diktatorisch geführten Land Eritrea oder dem Kriegsverbrecherregime im Sudan ein, um die Grenzen dieser Länder zu verstärken. Das zeigt kein strategisches Vorgehen und keine Besserung in der Bekämpfung der Fluchtgründe. Zusätzlich führt unsere Handelspolitik zu weiteren Fluchtursachen. Besonders die Exportförderung industrieller Landwirtschaft durch Agrarsubventionen und Raubfischerei setzen die afrikanischen Länder unter Druck. 2) Taz: Debatte Fluchtursachen in Afrika, Die wahren Gründe des Exodus; Artikel vom 20.09.16
Die meisten afrikanischen Geflüchteten, die aktuell in Europa ankommen, sind dabei nicht einmal die „Ärmsten der Armen“. Meist handelt es sich um Menschen, die knapp oberhalb der Armutsgrenze leben, denn sonst könnten sie sich kaum die Gebühren der Schlepper und Schleuser leisten, ohne die die Flucht nach Europa unmöglich ist. Bekanntermaßen nimmt somit die Migrationsbereitschaft bei steigendem Pro-Kopf-Einkommen zunächst zu und erst ab einem bestimmten Vermögen wieder ab. Insofern sind das starke Wirtschaftswachstum und die wachsende Mittelklasse Afrikas eine direkte Ursache für Flucht. Entwicklungshilfegelder tragen dazu ebenso bei.
Der größte Fluchtgrund ist jedoch die Arbeitslosigkeit und das Bevölkerungswachstum. Bis 2050 wird sich laut Studien die Einwohnerzahl Afrikas auf 2,4 Milliarden Menschen verdoppeln. Somit wird die Arbeitslosenquote, aber auch die Mittelklasse wachsen und immer mehr Menschen haben die finanziellen Möglichkeiten, nach Europa auszuwandern. 3) Hanns Seidel Stiftung: Flucht und Migration in Afrika; Stand vom 26.09.16 Ugandas Staatschef Museveni wies bei seinem Besuch des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft in Berlin darauf hin, dass es im Laufe der letzten 20 Jahre trotz mangelnder Bildung, Infrastruktur und regionaler wirtschaftlicher Integration, zu einem Wirtschaftswachstum kam. Aber das Hauptproblem bleibt: Es werden trotzdem keine neuen Arbeitsplätze geschaffen!
Es gibt zu viele junge Menschen und kaum Arbeit oder jegliche Perspektiven. Die Entwicklungshilfe schafft kaum Arbeitsplätze, außer selbst in der Entwicklungshilfe – genau das muss geändert werden. Für eine gelungene Bekämpfung der Fluchtursachen müsste die westliche Privatwirtschaft anders in Landwirtschaft und Industrie integriert werden. Sie müsste neue Arbeitsplätze schaffen, ohne dabei Umwelt- und Sicherheitsstandards zu vernachlässigen. 4) Taz: Debatte Fluchtursachen in Afrika, Die wahren Gründe des Exodus; Artikel vom 20.09.16
Des Weiteren müsste man die Schleuserindustrie auflösen, nicht nur damit weniger Menschen nach Europa gelangen, sondern hauptsächlich wegen der grausamen Menschenrechtsverletzungen, die durch dieses Geschäft begangen werden. Besonders hierfür ist eine verbesserte Kommunikation zwischen Afrika und Europa bedeutsam.
Die UN versuchte sich bereits häufig an der Friedens- und Konfliktsicherung. Alleine im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen neun Missionen durchgeführt, die jedoch teilweise stark kritisiert werden. Sie sprechen sich kaum mit regionalen und nationalen Truppen ab und der Schutz der Zivilbevölkerung sowie die Absprache mit der Entwicklungspolitik sei äußerst mangelhaft. 5) Hanns Seidel Stiftung: Flucht und Migration in Afrika; Stand vom 26.09.16
Europa muss gemeinsam langfristige Lösungen für die Situation Afrikas finden. Die Hilfsgelder müssen anders eingesetzt werden, damit der Arbeitsmarkt und die Infrastruktur ausgebaut werden und die Jugendlichen nicht in einer Aussichtlosigkeit versinken.
Fußnoten und Quellen:
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