Jemen: Friedenpläne gescheitert, Hungersnot droht – Internationale Hilfe ist nötiger denn je
Der jemenitische Bürgerkrieg verschärft sich. Wichtige Lebensmittellieferungen kommen nicht zu den notleidenden Menschen durch, da die Kämpfe und Belagerungen die Arbeit der internationalen Helfer verhindern. Der durch die UN vermittelte Friedensplan ist nun nach aller Wahrscheinlichkeit gescheitert. Wesentliche Forderungen, die einen Rückzug der Rebellen aus besetzten Städten und Regionen vorsehen, wurden von diesen abgelehnt.1)Aljazeera: Houthi rebels reject UN draft peace plan; Artikel vom 01.08.2016
Der Streit zwischen den schiitischen Houthi-Rebellen und der jemenitischen Zentralregierung existiert nun seit 2004. Waren in den ersten Jahren nur vereinzelte Scharmützel zu beklagen, ist der Konflikt seit Ende 2014 in einen offenen Krieg ausgeartet. Seit dieser Zeit besetzen die Rebellen die Hauptstadt Sanaa und belagern die zwei nächstgrößeren Städte des Landes, Aden und Taiz. Als Reaktion auf den Erfolg der schiitischen Rebellen intervenierte 2015 eine von Saudi-Arabien geführte Koalition mit Luftschlägen und Bodentruppen, um der sich mittlerweile im Exil befindlichen Zentralregierung beizustehen und die vermeintlich aus dem Iran unterstützten Rebellen an der Machtübernahme zu hindern. Alleine dieser Konflikt hat bis Januar 2016 über 8.100 zivile und militärische Opfer gefordert.2)Aljazeera: Key facts about the war in Yemen; Artikel vom 01.08.2016 Doch nicht allein die Kämpfe der Rebellen gegen die Regierung und ihre Verbündete zerrütten das Land, auch der jemenitische Ableger der Terrororganisation Al-Quaida sowie ISIS profitieren von dem bestehenden Chaos und destabilisieren es mit Anschlägen. Letzteres führte immer wieder zu amerikanischen Drohnenangriffen und gar zur Versendung einer kleinen Anzahl amerikanischer Bodentruppen in das Land im Süden der arabischen Halbinsel.3)Aljazeera: US government admits deploying troops in Yemen; Artikel vom 07.05.2016
Der UNHCR schätzt, dass mittlerweile 2,4 Millionen Jemeniten innerhalb des Landes vertrieben wurden und 120.000 in anderen Ländern, vor allem Djibouti und Somalia, Asyl suchen. Das bedeutet, dass über zehn Prozent der Bevölkerung ihre Heimat verlassen musste.4)Aljazeera: Key facts about the war in Yemen; Artikel vom 01.08.2016 Doch damit nicht genug wird geschätzt, dass aufgrund des Krieges und dem daraus folgenden Importrückgang bis zu 80 Prozent der Jemeniten für das tägliche Überleben auf Hilfe angewiesen sind. Schon vor dem Konflikt gehörte Jemen zu den ärmsten Ländern des Nahen Ostens. 95 Prozent der Lebensmittel mussten importiert werden, weshalb das Land stark von der nun zerstörten oder geschlossenen Infrastruktur wie Häfen und Flugplätzen abhängig ist. Ein langfristiges Ausbleiben der Lieferungen von vor allem Getreide, wie es nun seit über einem Jahr besteht, wird eine Hungersnot zur Folge haben. Vor allem in den belagerten Städten verschärft sich die Lage massiv. Längst sind die Menschen nur noch mit Hungerrationen an Grundnahrungsmitteln ausgestattet. Der Preis für Brot stieg um über 60 Prozent.5)The Guardian: Yemen: ‚Some people are living on one piece of bread a day‘; Artikel vom 08.06.2016
Doch abgesehen vom kürzlich gescheiterten Friedensangebot der UN und den wohl kontraproduktiven Waffenlieferungen an Saudi-Arabien und Luftangriffen auf jemenitisches Territorium seitens der USA hält sich das politische Engagement des Westens in Grenzen. Zwar schützen immer noch unter anderem deutsche Schiffe den für den europäisch-asiatischen Handel unumgänglichen Gold von Aden vor Piraterie, doch ist dies nur die Bekämpfung eines Symptoms, der Situation im Land hilft dies nicht weiter. Neben einem von der UN vorgelegten Friedensplan braucht es vor allem internationalen Druck auf die Kriegsparteien von ihren jeweiligen Verbündeten. Hier können vor allem der Iran und die USA zeigen, ob sie an tatsächlicher Stabilität in der Region interessiert sind. Die zweieinhalb Millionen Flüchtlinge würden es Ihnen danken.
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare