Südsudan: Hungerkatastrophe bedroht 4,8 Millionen Menschen
Eigentlich hatte man vor wenigen Monaten Frieden im Südsudan geschlossen und den Bürgerkrieg damit offiziell beendet. Nichtsdestoweniger wird aktuell wieder gekämpft. Ganze Regionen und große Teile der Bevölkerung sind ständiger Gewalt ausgesetzt. Es handle sich nicht mehr nur um isolierte Gefechte. Die Lage sei sogar noch schlimmer für die Bevölkerung als während des Krieges, erklärte ein Sprecher der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Trotz Ende des Bürgerkriegs geht das Leid der Menschen also weiter. 1)Deutsche Welle: Das große Leid im Südsudan; 29.06.2016
Die Bevölkerung des Südsudan ist aus zahlreichen Ethnien zusammengesetzt. Von den 12 Millionen Einwohnern sind die meisten Christen und vor allem besonders jung: das Durchschnittsalter liegt bei 17 Jahren. Obwohl das Land reich an zahlreichen Bodenschätzen ist, gilt die Bevölkerung dennoch als verarmt. Auch politische und soziale Konflikte beherrschen das Land. Der „jüngste Staat der Erde“, hatte sich erst 2011 unabhängig vom Sudan erklärt. Seitdem kosteten Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Rebellen Zehntausenden das Leben. Seit 2013 führten Staatspräsident Salva Kiir und sein Gegenspieler Riek Machar einen blutigen Machtkampf und manövrierten das Land in eine politische Ausnahmesituation. Mehrere Waffenruhen waren gescheitert, bis im April die beiden Anführer ein Friedensabkommen geschlossen haben. Nun regieren sie gemeinsam, Kiir als Staatsschef und Machar als Vize. 2)Süddeutsche Zeitung: Mehr als ein Drittel der Menschen im Südsudan vom Hungertod bedroht ; 29.06.2016
Einige Milizen unterstehen jedoch keinem der beiden Machthaber und halten sich deswegen nicht an die Waffenruhe. Seit letzter Woche gibt es Informationen, dass neue Massaker und Kämpfe zwischen der südsudanesischen Armee und bewaffneten Oppositionellen ausgebrochen seien. Die Sicherheitslage in der Stadt Wau habe sich vergangene Woche extrem verschlechtert. Nach der Ermordung mehrerer Soldaten sei die Gewalt eskaliert. Was genau passiert ist, ist unklar. Schuldzuweisungen existierten von beiden Seiten. 3)Entwicklungspolitik online: Neue Massenflucht und unklare Menschenrechtslage; 27.06.2016
Tatsache ist jedoch, dass aufgrund der Massaker über 70.000 Menschen aus der Stadt fliehen mussten. „Wir wissen noch nicht, wie viele Menschen getötet wurden, aber es liegen noch immer Tote auf den Straßen“, sagte David Kahindi, stellvertretender Leiter von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. Unter den Verletzten hätten sich zahlreiche Menschen mit Schusswunden und vergewaltigte Frauen befunden, erklärte er weiter. 4)Tagesschau: 70.000 auf der Flucht – Hungerkrise droht; nicht mehr verfügbar Die UN-Friedensmission im Südsudan (UNMISS) berichtete am Montag, sie habe in den letzten drei Tagen in ihrer Basis in Wau 10.000 Menschen Zuflucht gewährt. 5)Entwicklungspolitik online: Neue Massenflucht und unklare Menschenrechtslage; 27.06.2016 Weitere Vertriebene hielten sich an verschiedenen Orten in der Umgebung auf. 6)Ärzte ohne Grenzen e.V.: Südsudan
Südsudan: Zehntausende fliehen vor Kämpfen in der Stadt Wau; 29.06.2016 „Es sind vor allem Familien, die fast nichts bei sich haben und dringend Nahrung, Wasser, Unterkünfte und medizinische Hilfe brauchen“, sagte der Vize-Leiter der medizinischen Sektion im Land, David Kahindi. 7)Deutsche Welle: Das große Leid im Südsudan; 29.06.2016
Der Südsudan ist damit auf dem Weg in die nächste humanitäre Krise. Laut UN seien nicht nur Menschen in den unmittelbaren Konfliktregionen und Flüchtlinge betroffen, sondern auch 4,8 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht. Das ist etwa die Hälfte der Bevölkerung des jungen Staates. 8)Entwicklungspolitik online: Neue Massenflucht und unklare Menschenrechtslage; 27.06.2016 Schuld daran seien die schlechten Ernten der Vorsaison, die durch die politischen Konflikte zusätzlich bestärkt würden. Steigende Preise, zerstörte Infrastruktur und nicht funktionierende Märkte führten dazu, dass die Ernährungssicherheit der Bevölkerung nicht gewährleistet werden könne. Das „diesjährige Niveau von Nahrungsmittelunsicherheit“ sei „beispiellos“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Welternährungsorganisation (FAO), des Welternährungsprogramms (WFP) und des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF). 9)ORF.at: Warnung vor „beispielloser“ Hungersnot im Südsudan; 29.06.2016
Gerade im Zusammenhang mit der katastrophalen humanitären Situation im Land kritisieren vor allem Menschenrechtsorganisationen die Pläne der EU zur stärkeren Kooperation mit Herkunftsländern um die Flüchtlingsströme einzuschränken. Pro Asyl nannte die Pläne „moralisch inakzeptabel.“ Durch die Zusammenarbeit mit Ländern wie Sudan oder Libyen würde die Union sich mitverantwortlich für die schweren Menschenrechtsverletzungen machen, zitierte die Süddeutsche Günter Burkhardt von Pro Asyl. Er vermutete, diese enthemmte Politik sei Reaktion auf den wachsenden Rechtspopulismus in Europa. 10)Süddeutsche Zeitung: Mehr als ein Drittel der Menschen im Südsudan vom Hungertod bedroht ; 29.06.2016
Fußnoten und Quellen:
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