Kambodscha – Erschreckendes Ausmaß der Gier: Wie eine Familie ein ganzes Land ausbeutet
Über 31 Jahre lang hat Kambodschas 63-jähriger Ministerpräsident Hun Sen sein Land ausgeraubt. Während seiner Amtszeit sei es dem Politiker so gelungen, nahezu die gesamte Wirtschaft des südostasiatischen Staates an sich zu reißen. Der Missbrauch der Staatsgewalt nehme erschreckende Ausmaße an, berichtete die britische Nichtregierungsorganisation (NGO) Global Witness. Ende letzter Woche veröffentlichte sie den Bericht „Feindliche Übernahme – das Wirtschaftsimperium von Kambodschas führender Familie“ , dem Auswertungen des staatlichen Firmenregisters des Landes vorausgegangen waren. 1)NZZ: Kleptomanen in einem der ärmsten Länder der Welt; 11.07.2016
Konkret heißt das, dass seine Verwandten und deren Strohmänner nahezu die komplette Wirtschaft des Landes kontrollieren. Mindestens 27 Kinder, Geschwister oder andere nahe Verwandte besäßen dem Report zufolge (ganz oder teilweise) 114 Firmen aus insgesamt 17 wirtschaftlichen Sektoren. Alleine das Stammkapital dieser Firmen belaufe sich auf über 200 Millionen Dollar, Umsätze oder Erträge noch nicht einbezogen. Schätzungen beziffern das gesamte Familienvermögen der Huns auf 500 Millionen bis zu einer Milliarde Dollar. Daneben profitieren auch zahlreiche Gefolgsleute aus Militär, Geheimdiensten, Partei und Wirtschaft. Die Leidtragenden sind die gut 15 Millionen Untertanen, die von der Diktatur des Premierministers gebeutelt sind. 2)NZZ: Kleptomanen in einem der ärmsten Länder der Welt; 11.07.2016 Über 40 Prozent der Kambodschaner leben unterhalb der Armutsgrenze 3)Global Witness: Hostile Takeover; Stand: 12.07.2016 , im Index der menschlichen Entwicklung (HDI 2014) liegt Kambodscha auf Platz 143 von 188 Ländern und zählt damit weltweit zu den am wenigsten entwickelten Ländern. 4)Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Kambodscha: Situation und Zusammenarbeit; nicht mehr verfügbar Den Huns ist an der Verbesserung der allgemeinen Lebensverhältnisse augenscheinlich nicht viel gelegen. Im Gegenteil, viele Familienmitglieder haben eher einen zweifelhaften Ruf im Umgang mit Menschenrechten. So gehen Heroinschmuggel, Schießereien, tödliche Fahrerflucht, und vor allem Landraub auf ihr Konto. Durch letzteren wurden Massenvertreibungen der verarmten kambodschanischen Landbevölkerung verursacht und die Situation der Bevölkerung somit zusätzlich verschlimmert. Natürlich alles ohne rechtliche Konsequenzen für die Huns. Einem Landwirtschaftskonzern, der in Verbindung zur Familie steht, wurde nun allerdings vorgeworfen, er habe mit Brandstiftung und dem Einsatz von lebendigen Kobras die Bevölkerung aus ihren Häusern vertrieben, um sich im Anschluss deren Land anzueignen. Nun sei Klage beim Internationalen Gerichtshof erhoben worden, bei der Landraub in diesem Ausmaß als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet wird, berichtete Global Witness. 5)Global Witness: Hostile Takeover; Stand: 12.07.2016
Dass der Premierminister und ehemalige Khmer Rouge Kommandant sich überhaupt so lange an der Macht halten konnte, verdankt er auch seiner Familie. Mit ihren Schlüsselpositionen in Politik, Militär, Polizei, Medien und Charity sorgen sie dafür, dass durch Propaganda, Spenden und Gewalt der Regierungsapparat intakt bleibt. Und das, obwohl Hun Sen bereits 1993 demokratisch abgewählt wurde. Nachdem er sich weigerte, zurückzutreten, wurde seitdem bei jeder Wahl die Opposition gewaltsam unterdrückt. Aber nicht nur während der Wahlen wurden die politischen Gegner zerschlagen, generell ist das diktatorische Regime des Machthabers gekennzeichnet durch Mord, Folter und willkürlichen Verhaftungen von Kritikern. 6)Global Witness: Hostile Takeover; Stand: 12.07.2016
Aber auch der wirtschaftliche Aufschwung begünstigte den Machterhalt des grausamen Diktators. Nach China ist das Vereinigte Königreich der zweitgrößte Investor. Die USA sind der wichtigste Handelspartner und empfangen ein Drittel der kambodschanischen Exporte im Wert von etwa drei Milliarden US-Dollar jährlich. Diese Handelsbeziehungen haben Kambodscha zwar nach dem Khmer Rouge Regime geholfen, ein schnell wachsendes Wirtschafswachstum zu erreichen, allerdings profitiert davon nur ein kleiner elitärer Kreis, der überwiegend in Verbindung zu den Huns steht. Diese kontrollieren weitestgehend auch den ausländischen Kapitalfluss und unterhalten enge Beziehungen zu einflussreichen Unternehmen und Inverstoren. Verbindungen bestehen zu zahlreichen internationalen Marken wie Apple, Nokia, Visa, Unilever, Procter & Gamble, Nestlé, Durex und Honda. Dabei läge es gerade in der Macht ausländischer Investoren, die Gier der Huns zu stoppen. Ein Regime zu unterstützen, das Kritiker umbringt, einsperrt oder einschüchtert, das symptomatisch die arbeitende Bevölkerung unterdrückt und mit laschen Regulierungen keinen Schutz für seine billigen Arbeitskräfte bietet, könne nicht die Lösung sein. Opportunismus und die schockierende Ungleichheit, aber auch die Schamlosigkeit, mit der die Huns ihr unfaires Spiel betreiben, müsse gestoppt werden.7)Global Witness: Hostile Takeover; Stand: 12.07.2016 Stephen Peel, Vorstandsmitglied von Global Witness rät deshalb ausländischen Firmen, ihre Geschäftskontakte mit den Führungsfiguren des Landes kritisch zu hinterfragen. Schließlich wolle man nicht in Verdacht geraten, Hun Sens ausbeuterisches Regime zu finanzieren. 8)NZZ: Kleptomanen in einem der ärmsten Länder der Welt; 11.07.2016
Fußnoten und Quellen:
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