
Günstiger als Frischmilch ist Milchpulver. | Bild: © John Casey - Dreamstime
Der Teufelskreis der Milch: Eine Katastrophe für Burkina Faso
Während Millionensummen Entwicklungsgelder nach Afrika fließen um die dortige Milchwirtschaft zu stärken, entzieht die EU durch subventionierte Billig-Exporte lokalen Milchbauern die Lebensgrundlage.
In Westafrika leidet die Bevölkerung unter anderem unter der vom deutschen Landwirtschaftsministerium initiierten „Exportoffensive“. Bauern in Deutschland erhalten inzwischen lediglich ca. 28 Cent pro Liter Milch, in Burkina Faso finden Milchbauern für ihre Frischmilch nahezu gar keine Abnehmer mehr. Denn Milchpulver aus der EU wird dort zu Dumping-Preisen vertrieben und ist mit rund 34 Cent pro angerührtem Liter deutlich günstiger als die ca. dreimal so teure Milch der örtlichen Produzenten. Ein Drittel der Bevölkerung Burkina Fasos lebt jedoch von der Viehwirtschaft, ihre größtenteils auf Milchhandel gründende Existenz ist nun bedroht. 1) infosperber.ch: EU-Milchschwemme schadet Bauern in Afrika – Stand 01.06.2016
Lebensgrundlage, Ernährungssicherheit und geeignete Zukunftsperspektiven westafrikanischer Familien sind gefährdet durch die erhöhte Milchproduktion in der EU. Vom Klimawandel verschärfte Trockenheit, Landflucht und Urbanisierung sowie Konflikte um das von Viehhirten genutzte Land verschlechtern die Situation der Bevölkerung zusätzlich. 2) misereor.de: Das Milchpulver ist zu billig – nicht mehr verfügbar
Grund für die europäische Überproduktion von Milch ist die Abschaffung der sogenannten Milchquote. Diese wurde 1984 von der damaligen Europäischen Gemeinschaft zur Beschränkung der Milchproduktion eingeführt. Diese Beschränkung sollte die Preise stabil halten, was jedoch nicht zufriedenstellend funktionierte. Die Abschaffung der Quote hatte jedoch laut EU-Kommission den Grund, internationale Märkte zu erschließen und beispielsweise China als Hauptimporteur von Milch und Milchprodukten als Abnehmer zu gewinnen. 3) tagesschau.de: Aus für die Quote – gut für die Bauern? – Stand 01.06.2016
Nun sind die Milchpreise aufgrund der zunehmenden Überproduktion drastisch gesunken und deutsche Milchbauern sollen Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro erhalten. 4) tagesschau.de: Millionen für Milchbauern – Stand 01.06.2016
Bereits 2015 gewährte die EU ihren Milchproduzenten aus demselben Grund 500 Millionen Euro Soforthilfe. Eine Rückkehr zur Quote sei zu teuer und praktisch schlecht umsetzbar, hieß es. Der Kostendruck führte bereits vergangenes Jahr dazu, dass kleinere Betriebe schließen mussten, während die verbliebenen Milchproduzenten expandierten. Den Bauern selbst wurde durch Wegfallen der Milchquote die Verantwortung übertragen, ihre Produktion den Preisen anzupassen und beispielsweise durch spezielle Angebote wie außergewöhnliche Käsesorten ihre Existenz zu sichern. 5) zeit.de: Es gibt gerade zu viel Milch auf dem Markt – Stand 01.06.2016
Seit 2014 steigt der Export von Milchprodukten aus Ländern der Europäischen Union, während die Exportpreise sinken. 6) agrarheute.com: Milch: Export wächst, Exportpreise fallen – nicht mehr verfügbar Der Handel zu Dumpingpreisen, also unter dem Weltmarktpreis, lohnt sich dennoch – aufgrund von Subventionen. Überproduktion und Export werden von der Europäischen Union finanziert bzw. finanziell unterstützt, einheimische Bauern können mit der günstigen importierten Ware nicht konkurrieren. Zudem werden die Importzölle der Entwicklungsländer durch Verhandlungen der Regierungen niedrig gehalten, was ein „Überfluten“ der Märkte mit europäischen Produkten noch begünstigt. 7) shoutoutloud.eu: Eine Welt zwischen Überfluss und absolutem Mangel – nicht mehr verfügbar
Die Überproduktion von Milch und Milchprodukten in der EU schadet demnach nicht nur europäischen Bauern – sie verhindert auch die wirtschaftliche Entwicklung westafrikanischer Länder und entzieht einheimischen Bauern die Lebensgrundlage.
Anstelle von Soforthilfen für europäische Milchproduzenten und Entwicklungsgeldern für afrikanische Bauern wäre eine Reform der Produktionsbestimmungen und Handelsbedingungen notwendig, um die von wirtschaftlichen Interessen getriebene Ausbeutung jener Menschen zu stoppen.
Fußnoten und Quellen:
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