Mögliche Ursachen für das Phänomen der wachsenden sozialen Ungleichheit
Jeden Tag werden wir von unseren Medien über tägliches Leid in der Welt informiert. Als logische Folge dieser Reizüberflutung geht oftmals eine Abstumpfung der Wahrnehmung einher. Viele Menschen des globalen Nordens werden durch unzählige kleine Informationsfetzen aus den Medien kaum dazu angeregt, sich ein größeres Bild zu machen.
Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie in der heutigen Zeit. Daten des UNHCR erfassten im Dezember 2014 weltweit 59,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr zuvor 51,2 Millionen und vor zehn Jahren 37,5 Millionen Menschen. Die verhältnismäßige Steigerung um 16 Prozent von 2013 auf 2014 war die höchste, die jemals dokumentiert wurde. 1) Uno-Flüchtlingshilfe.de: Zahlen und Fakten – nicht mehr verfügbar
Die Fluchtursachen reichen teilweise weit zurück in die Geschichte. Im 19. und 20. Jahrhundert legte die weltweite Kolonialexpansion mit ihrer willkürlichen Grenzziehung, ihren Kriegen, der geforderten Ausbeutung von Rohstoffen und Arbeitsplätzen und der Erschließung von internationalen militärischen Stützpunkten den Grundstein. Im 21. Jahrhundert wirkt die Handels- und Agrarpolitik der westlichen Mächte auf die vielen Länder des globalen Südens wachstumsblockierend und krisentreibend. 2) Migazin.de: Bades Meinung – Fluchtursachen und Systemfragen – Stand 10.03.2016 Die schon lange bekannten Folgen des großen, teils durch Industrienationen angekurbelten, Klimawandels müssen nun von Ländern des globalen Südens getragen werden.
Wir leben in einer Welt, in der heute fast die Hälfte des globalen Reichtums in den Händen von weniger als einem Prozent der Weltbevölkerung liegt. 3) Freitag.de: Im Namen der Menschlichkeit – nicht mehr verfügbar Die 62 reichsten Menschen der Erde besitzen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Der ärmere Teil der Weltbevölkerung besteht aus rund 3,6 Milliarden Menschen. Im Jahr 2010 wogen diesen Teil die 388 reichsten Menschen auf. 4) Oxfam.de: Soziale Ungerechtigkeit – Stand 10.03.2016 Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf warnt in einer neuen Studie vor einer Zunahme der Ungleichverteilung. Im globalen Durchschnitt würden mittlerweile bis zu 40 Prozent aller Einkommen auf die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung entfallen. Hingegen kämen die ärmsten zehn Prozent insgesamt nur auf zwei Prozent der weltweiten Einkommen. Einer von neun Menschen auf der Erde hat nicht genug zu essen; eine Milliarde Menschen müssen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag zurechtkommen. 5) Huffingtonpost.de: Schere zwischen arm und reich: 1 Prozent der Menschen besitzt so viel Vermögen wie die restlichen 99 Prozent; nicht mehr verfügbar
Oxfam stellt fest, dass diese wachsende soziale Ungleichheit Ergebnis einer Politik ist, die Vermögende bevorzugt. Wohlhabende Eliten und große Unternehmen weltweit würden die Politik zu ihren Gunsten beeinflussen und die Gesetze in ihrem Sinne festlegen. Dieses Phänomen untergrabe demokratische Grundsätze. Es stellt sich die Frage, wie in einem vermeintlich demokratischen System, in dem sich die wählende Bevölkerung nur zu einem kleinen Teil aus den reichsten zehn Prozent zusammensetzt, dieses Phänomen der sozialen Ungerechtigkeit im eigenen Land legitimiert werden konnte. Eine Lösung sozialer Ungleichheit entgegen zu wirken, sei es, das Steuersystem in Ländern der Welt zu ändern, so Oxfam. Dies müsse zu Gunsten der ärmeren Bevölkerung geschehen. Regierungen in den Ländern der Welt müssten mit den Geldern soziale Leistungen ausbauen, anstatt sie zu beschneiden. Durch Steuervermeidung transnationaler Konzerne zum Beispiel würden armen Ländern über 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr entgehen. Dieser Betrag kommt dem Betrag der jährlichen weltweiten Entwicklungshilfe von über 130 Milliarden Dollar nahe. 6) Oxfam.de: Soziale Ungerechtigkeit – Stand 10.03.2016
Ferner ist auch die These, dass steigender Wohlstand der Reichen früher oder später auch in die unteren Gesellschaftsschichten durchsickere, von vielen Ökonomen infrage gestellt worden. Ein Forscherteam von der Harvard University untersuchte den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Wachstum am Beispiel von zwölf Industriestaaten im Zeitraum der Jahre 1905 bis 2000. „Wir finden keine systematische Beziehung zwischen dem Einkommensanteil der Topverdiener und dem Wirtschaftswachstum“, lautet das Fazit. Es mehren sich Belege und Stimmen, die der Meinung sind, dass eine zu große Einkommensungleichheit in einer Gesellschaft mit erheblichen sozialen und ökonomischen Nachteilen verbunden sei. „Wenn sich die Einkommensverteilung zu stark auseinander entwickelt, dann ist der soziale Zusammenhalt gefährdet“, so der Mannheimer Ökonom Grüner. 7) Handelsblatt.com: Ökonomie – Das Problem der Schere zwischen Arm und Reich – Stand 10.03.2016
Fußnoten und Quellen:
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