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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Nigeria: Multinationale Konzerne unterstützen Korruption im Land !
Nigeria, Afrikas größter Ölexporteur, will und muss weg von der Ölwirtschaft! Jetzt, da die globalen Ölpreise extrem fallen, steht der Staat kurz vor einer Schuldenkrise. Die Lebenshaltungskosten steigen stetig an, während die Hauptexportquelle kaum noch Gewinne eintreibt. Zusätzlich zu der bereits verarmten Bevölkerung, welche in Nigeria mehr als 50 Prozent ausmacht, müssen nun auch Bürger der Mittelschicht ihre Luxusgüter zu Billigpreisen verkaufen. Investitionsgüter finden in solchen Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs einfach keine Abnehmer mehr.
Die Öl-Einnahmen sind von 114 auf 30 Dollar pro Barrel gesunken und reichen aktuell nicht aus, um Subventionen an andere Wirtschaftsbranchen zu zahlen. Mindestens 40 Dollar wären nötig, um einer Schuldenkrise zu entgehen. Präsident Buhari möchte deswegen nun mehr Geld in Landwirtschaft, Industrie, Bildung und Ausbildung investieren. Geld, das aktuell nicht zur Verfügung steht. 1) tagesschau.de: Nigeria will weg vom Öl – nicht mehr verfügbar
Der Staat bekommt von seiner Bevölkerung nur 46 Millionen Dollar an Steuereinnahmen. Das ist viel zu wenig, um andere Wirtschaftszweige zu finanzieren! Er konnte sich bisher nur finanziell über Wasser halten, da er Schecks der Ölkonzerne erhielt. Diese bleiben in der wirtschaftlichen Krise aus. Ein effektiveres Steuersystem muss her! Denn Korruption und Regelumgehung gehören zum Alltag in Nigeria. Auch deshalb war es für den nationalen Ölkonzern NNPC möglich, 16 Milliarden an Steuern im Jahr 2014 zu hinterziehen. Insgesamt sind in den letzten Jahren wohl um die 20 Milliarden $ nie beim Staat angekommen. 2) oilandgasinvestor.com: Auditor-General: Nigeria´s State Oil Company Withheld US$ 16 Billion in 2014 – Stand 17.03.2016 3) bbc.com: Nigeria´s NNPC „failed to pay“ $16bn in oil revenue – Stand 17.03.2016 Zusätzlich bringen Unternehmen aus Nationen welche im Corruptions Perceptions Index 2015 als Clean bezeichnet werden die Korruption durch den Handel mit Erdöl in das Land.
Der Ölminister Kachikwu ruft deshalb zur Diversifizierung auf. Kosten sollen gesenkt und die Korruption bekämpft werden. Der Aufruf geht an die Eliten des Landes, denn 50 Prozent der Bevölkerung lebt bereits in extremer Armut. Erdnüsse, Baumwolle und Viehzucht sind drei der Haupteinnahmequellen neben dem Öl. Die Ausschöpfung dieser und anderer Quellen ist die einzige Möglichkeit, um einer Schuldenkrise zu entgehen. 4) tagesschau.de: Nigeria will weg vom Öl – nicht mehr verfügbar
Mit 170 Millionen Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Jährlich steigt die Population um 8 Prozent und zwei Millionen Menschen treten zusätzlich in den Arbeitsmarkt ein, doch Stellen sind kaum vorhanden. 5) bbc.com: Nigeria´s supercar sellers hit by economic slow-down – Stand 17.03.2016
Aufgrund des Ölreichtum, mit Reserven von 37,2 Milliarden Barrel, wurde Nigeria vor ein paar Jahren zu einer der meist aufstrebenden Wirtschaftsmächte erklärt. Doch dadurch, dass der Staat einer einzigen Branche ausgeliefert und dem Weltmarktpreis ausgesetzt ist, ist das Ölgeschäft sehr riskant.
Der hochwertige Agrarsektor Nigerias könnte für zwei Drittel der Arbeitsplätze sorgen. Doch aufgrund des fehlenden Schritthaltens in Technologien und steigender Importmengen sowie der Ölverschmutzung stagniert dieser Sektor. Der Dienstleistungssektor leidet unter der inadäquaten Energieversorgung. Nur wenige Fremdinvestitionen fließen nach Nigeria. Im Ausland erwirtschaftetes Einkommen von Nigerianern ist zweitgrößte Einkommensquelle. 6) economywatch.com: Nigeria Economy – Stand 17.03.2016
Deswegen kommen viele verzweifelte Nigerianer nach Europa, auf der Suche nach Arbeitsplätzen und einem Existenzminimum. Wenn die Schuldenkrise wirklich eintritt, werden noch viele weitere Nigerianer ihre Heimat verlassen müssen.
Es bedarf also Sorgfalt beim Verbrauch jenes Energieträgers. Denn die Förderung von Öl in einem Land ist nicht gleichzusetzen mit dem Reichtum der Bevölkerung vor Ort. Es sind vor allem multinationale Konzerne und korrupte Eliten eines Landes, welche auf Kosten der Mehrheit Geschäfte machen. Dazu wird von Shell vor allem die umstrittene Methode des „Fracking“ benutzt um einfach und schnell an viel Erdöl zu gelangen. Öl wird einfach verbrannt und setzt somit Menschen und Natur deutlich zu. Gleichzeitig nutzen die Konzerne ihre Profite um die Regierungen zu bestechen, damit diese die Unruhen klein halten und ihre Raffinerien schützen. Somit schlagen sie Profit aus der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich.
Man kann nur hoffen, dass Buhari es mit seiner Kampagne schafft, die Korruption der Erdölkonzerne zu stoppen. Das Land war vor dem Öl-Handel bereits ein reiches Land, dann begann das Erdöl allerdings Infrastruktur, Politik und Wirtschaft zu kontrollieren. Durch gut geplante Umverteilung der Finanzen muss das Land jetzt sein Auge verstärkt auf den Agrar- und Dienstleistungssektor richten. Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg.
Fußnoten und Quellen:
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