Nachfrage nach Autoreifen zerstört die Lebensgrundlage kambodschanischer Bauern
Kambodscha gehört seit der Jahrtausendwende zu den Ländern, die für den Kautschukanbau zunehmend interessant geworden sind. Die geographische Lage und die klimatischen Bedingungen entlang des Äquators sind für die Kultivierung der Pflanze optimal. Zwei vietnamesische Firmen, namentlich HAGL und VRG, teilen sich dabei den Löwenanteil auf dem Absatzmarkt und vereinen auf sich die Vormachtstellung. Die Kautschukpflanze kommt ursprünglich aus Lateinamerika und wurde in den asiatischen Raum entlang des sogenannten Kautschukgürtels gebracht, um sie dort anzubauen. Mittlerweile wird der Großteil des weißen Goldes in Asien geerntet und nicht mehr in den Ursprungsländern. Ein Drittel der Fläche Kambodschas ist mittlerweile mit Plantagen für den Anbau von Naturkautschuk besetzt. 1)SÜDWIND – Institut für Ökonomie und Ökomene: Die „Tränen des Baumes“ als Wirtschaftsgut. Arbeitsbedingungen im Kautschuksektor – Stand 03.02.2016 – nicht mehr verfügbar
Die Gewinnung der zähen Masse wird vorwiegend für die Herstellung von Reifen benötigt. Zwar gibt es auch einen synthetischen Stoff, der aber weist eine geringere Elastizität auf und ist weniger belastbar. Autoreifen bestehen zu 50 Prozent aus Naturkautschuk und bei LKW- und Flugzeugreifen liegen die Anteile sogar bei 80 und 100 Prozent. Deutschland ist in Europa der größte Abnehmer. Die EU wiederum vereint 9 Prozent der weltweiten Nachfrage auf sich. 2)Deutsche Welthungerhilfe e.V.: Zwischen Kautschukplantagen und Luxushotels – Wie die Menschen in Kambodscha ihr Land verlieren – Stand 03.02.2016 3)SÜDWIND – Institut für Ökonomie und Ökomene: Die „Tränen des Baumes“ als Wirtschaftsgut. Arbeitsbedingungen im Kautschuksektor – Stand 03.02.2016 – nicht mehr verfügbar
Während der Besetzung durch das kommunistische Regime der Roten Khmer in den 1980er Jahren wurde die Bevölkerung Kambodschas weitgehend durch die Vernichtung sämtlicher offizieller Dokumente und Bodenkataster ihrer Besitzansprüche entledigt. Auch wurden große Teil der Stadtbevölkerung auf die Flucht getrieben, denn die Roten Khmer wollten einen Bauernstaat errichten. Für das Land das seit Generationen im Besitz einer Familie war brauchte es nicht zwangsläufig offizielle Dokumente, um es ihnen zuordnen zu können. Jedoch war im Gerangel mit ausländischen Investoren diese inoffizielle Aufteilung für die Bevölkerung fatal. Oftmals fehlte die Information wie sie sich schützen konnte, wer ihnen dabei hilft und wo sie einen Landtitel erwerben können. Die Großkonzerne nutzen diese Informationsasymmetrie schamlos aus. Denn ist das Land einmal vergeben, besteht die Konzession für 99 Jahre und die Bevölkerung wird ohne Vorwarnung und Entschädigung von ihrem Land – meist mit Gewalt – vertrieben. Zudem ist ein Landtitel nicht direkt ein Garant für den Schutz des Landes, denn sich gegen ein großes Unternehmen behaupten zu können, ist nicht leicht. Notfalls werden die Leute solange eingeschüchtert, bedroht und von Aufmischtrupps besucht, bis sie notgedrungen ihr Land abtreten. Auch die Tatsache, dass es ein sehr langwieriger Prozess ist, bis man einen Landtitel erworben hat, gestaltet die Situation der Kleinbauern schwierig. 4) Deutsche Welthungerhilfe e.V.: Zwischen Kautschukplantagen und Luxushotels – Wie die Menschen in Kambodscha ihr Land verlieren – Stand 03.02.2016
Dabei trifft es den Norden des Landes besonders hart. Die Temperatur und Feuchtigkeit ist dort optimal. So ist im vergangenen Jahrzehnt ein Landesteil quasi in eine riesige Plantage mit Monokulturen verwandelt worden. Die Natur ist nachhaltig geschädigt. Bodenerosion, die Biodiversität nimmt ab und die einseitige Belastung durch den Anbau von Monokulturen zerstört die Gebiete systematisch. Die Wälder sind verschwunden und die sich vorwiegend durch Subsistenzwirtschaft ernährende Bevölkerung wurde an den Rand ihrer Existenz gebracht. Gerade der Wald barg eine Vielzahl an essbaren Kräutern und Wurzel. Zwar versprachen die Firmen Arbeitsplätze zu schaffen, um den Verlust auszugleichen, doch die Realität sieht – wie so oft – anders aus. Die Arbeit auf den Kautschukplantagen reicht nicht aus, um die Familie zu ernähren, sofern die lokale Bevölkerung überhaupt beschäftigt wird. Viele der Plantagenarbeiter werden aus anderen Regionen für die Arbeit geholt und eingesetzt. Zudem sind durch das Ausbringen von Pestiziden die Arbeiter stark belastet. Meist geschieht das nur unter nicht ausreichenden Schutzvorkehrungen. 5) Global Witness: RUBBER BARONS. Vietnams’s two biggest rubber companies are moving into Cambodia and Laos, seizing farmland, flouting land and and forest protection laws and wrecking local livelihoods – nicht mehr verfügbar
Die Verstrickungen der EU kann dabei nicht geleugnet werden. Sowohl die IFC der Weltbank, die sich auf die Förderung von privaten Unternehmen spezialisiert hat, als auch die Deutsche Bank tauchen als Förderer der Konzerne auf. Obwohl bei diesen Firmen korrupte Handlungsweisen, Menschrechtsverletzungen und die massive Einwirkung auf die lokale Ökologie bekannt sind, scheint es keinen Handlungsbedarf zu geben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Motorisierung von Ländern wie China muss der stetig steigende Bedarf gedeckt werden. Die ökonomischen Vorteile überwiegen die sozialen Bedenken und am Ende werden Menschen sich gezwungen sehen, ihr Land zu verlassen, um zu überleben. Denn mittlerweile ist es gelungen, eine widerstandsfähigere Kautschukpflanze zu züchten, die in den Bergregionen ebenso angebaut werden kann. Die Folge: Noch mehr Plantagen und noch weniger Land für die Menschen. 6) Global Witness: RUBBER BARONS. Vietnams’s two biggest rubber companies are moving into Cambodia and Laos, seizing farmland, flouting land and and forest protection laws and wrecking local livelihoods – nicht mehr verfügbar
Fußnoten und Quellen:
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