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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Zentralafrikanische Republik: Ein Drittel der Bevölkerung auf der Flucht
Immer wieder hört man von Konfliktrohstoffen in afrikanischen Ländern und wie islamistsische Gruppierungen die Menschen ausbeuten, misshandeln und töten. Auch von Fluchtgründen in verschiedenen Teilen Afrikas wird viel berichtet, wie Mali, Nigeria, oder Somalia. Ein Land gerät dabei fast aus den Augen: die Zentralafrikanische Republik (ZAR). Welche, wie der Name schon verrät, ziemlich zentral in Afrika liegt, nördlich des auch von Krisen durchzogenen Landes der „Demokratischen Republik Kongo“. Das Land welches reich an Rohstoffvorkommen, etwa Gold oder Diamanten ist, gehört trotzdem zu den ärmsten Ländern der Welt – 2015 belegte die ZAR den vorletzten Platz auf dem Human Development Index. 1)HDR: Human Development Report 2015 – Stand: 26.01.2016
ZAR ist, wie viele afrikanische Länder, eine ehemalige französische Kolonie. Nachdem das Land seine Unabhängigkeit erhalten hat, war davon kaum etwas zu spüren. Mit französischer Unterstützung gelangten 1993 Ange-Félix Patassé und zehn Jahre später François Bozizé an die Macht. Durch diese Abhängigkeit der Regierung konnte man Raubbau ohne weiteres betreiben, zu dem auch der Abbau von Uran zählt. Nachdem sich jedoch eine Mine als nicht rentabel herausstellte, was die Betreiber von Areva allem Anschein schon wussten, ließ man den restlichen Schutt zurück. Untersuchungen zu der radioaktiven Belastung stellen sich wegen anhaltender Konflikten und fehlender Materialien als schwierig heraus. Desweiteren hat der französische Konzern Arbeitsplätze, eine Schule sowie ein Krankenhaus versprochen – heute zeigen nur Grundrisse die Pläne die Areva hatte. Der beginnende Konflikt führte zu einer gesamten Einstelllung des Uranvorhabens in ZAR. 2)ARTE: Zeitbombe der französischen Atomindustrie – nicht mehr verfügbar
Nachdem Bozizé am 24. März 2013 von der Rebellengruppe SELEKA („Koalition“) gestürzt wurde, marodierten diese trotzdem weiter. Grund dafür ist ein tief in der Geschichte des Lande verwurzelter Konflikt zwischen Muslimen und den Ureinwohnern. Früher haben Muslime und Araber die Ureinwohner als Sklaven in den heutigen Sudan verschleppt. Dieses Spannungsverhältnis hat sich auch in den letzten Jahrhunderten nicht gebessert, eher durch die Missionierung der Einheimischen noch verschärft. Der Kampf zwischen Soldaten und Rebellen ist schon lange keiner mehr um Freiheit und Gleichheit, nun ist er zu einem zwischen Muslimen und Christen geworden. Somit ist es ein leichtes, die Muslime als ausländische Macht zu sehen, da sie zumal arabisch sprechen. Folglich schloss sich eine christliche Miliz zusammen, die sogenannte Anti-Balaka („Gegen die Macheten“). Beide Gruppierungen verüben Gräueltaten an den andersgläubigen und verursachen Angst im gesamten Land. Dort stationierte französische Truppen unternahmen nichts, um der Bevölkerung zu helfen. Nicht einmal, wenn vor ihren Augen eine Person zusammengeschlagen wurde. Frankreich entsandte auch keine Truppen, wie es schon einmal der Fall war, um das Land zu stabilisieren. 3)Blätter: Völkermord mit Ankündigung – Stand: 26.01.2016
Human Rights Watch hat verschiedene Massaker von Konfliktparteien aufgezählt. Viele tauchen kaum in internationalen Medien auf. So wie ein Angriff von etwa 100 Anti-Balaka-Kämpfern auf ein Dorf mit 56 Toten, unter den Opfern sind laut dem lokalen Imam zufolge nur zwei Seleka-Kämpfer. Um diesen Taten ein Ende zu setzten, führten die Vereinten Nationen 2013 ein Militärbündnis ein, genannt „MISCA“ – Internationale Unterstützungsmission in der Zentralafrikanischen Republik. Als dieses jedoch kaum Wirkung zeigte, übernahm die Mission „MINUSCA“ – Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in der Zentralafrikanischen Republik. Jedoch ist diese Mission auch von Schatten überzogen. Kürzlich tauchten Anschuldigungen auf, UN-Soldaten und französische Truppen sollen Kinder missbraucht haben. Auch wird den Vereinten Nationen vorgeworfen, unzureichend gegen diese Missbrauchsvorwürfe vorgegangen zu sein. 4)ZEIT: UN reagierten falsch auf Missbrauchsvorwürfe – Stand: 26.01.2016 5)Human Rights Watch: They Came To Kill – Stand: 26.01.2016
Im Mai 2015 wurde an einem runden Tisch versucht die Gewalt zu unterbinden. Sowohl Teilnehmer der Konfliktparteien, der Regierung und der Zivilgesellschaft nahmen an diesem Treffen teil. Als Beschluss kam die Entwaffnung und Demobilisierung aller Kämpfer und ihre Integration in die Nationale Armee heraus. Kurz nach der Beendigung wurden jedoch die Kämpfe weitergeführt. Ein wichtiger Grund hierbei ist, dass sich die Parteien künftig mehr Einfluss in der Politik des Landes erhoffen. 6)Bundeszentrale für politische Bildung: Zentralafrikanische Republik – Stand: 26.01.2016
Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen leiden 2,5 Millionen Menschen – die Hälfte der Gesamtbevölkerung – an Hunger, diese Hungersnot verschlimmert die Gesamtsituation und führt zu Flüchtlingswellen. Nach den Flüchtlingszahlen von 2014 sind 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht, was nur eine Schätzung ist, die Dunkelziffer ist wohl deutlich höher. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge suchen in anderen Landesteilen Zuflucht, hundertausende zieht es in benachbarte Länder. Auf dem Weg in die Sicherheit ernähren sie sich zum Teil nur von Blättern und Gräsern. Wenn sie es geschafft haben, sind sie in so einer körperlichen schlechten Verfassung, dass den Kindern sogar eine spezielle Zusatznahrung verabreicht wird. 7) UNO-Flüchtlingshilfe: Die vergessene Katastrophe; nicht mehr verfügbar
Ende Januar finden in diesem Land Wahlen statt, die schon häufig verschoben wurden und die letzten sogar annulliert. Nun besteht Hoffnung, dass durch diese Wahlen eine Stabilität entsteht und die Flüchtlinge zurückkehren können. Ein nicht geringer Teil dieser Stabilität liegt auch bei den UN-Truppen und Frankreich selbst.
Fußnoten und Quellen:
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