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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Die EU-Wirtschaftspolitik treibt afrikanische Bauern in die Flucht
Die Economic Partnership Agreements treiben afrikanische Betreiber von Hühnerfarmen in den Bankrott. Durch die von der EU mit erpresserischer Manier aufgezwungenen Abkommen wird Menschen in Afrika ihre Lebensgrundlage entzogen. Die Betroffenen sind somit meist gezwungen, aus der lebensbedrohlichen Situation zu fliehen, um zu überleben.
Die Economic Partnership Agreements (EPAs) bezeichnen die auf Druck von der EU abgeschlossenen Freihandelsabkommen mit Afrika. Afrikanische Staaten müssen nach den EPAs 80 Prozent ihres Marktes für europäische Güter öffnen und dürfen keine Zölle mehr erheben. Händler aus der EU profitieren hiervon in hohem Maße und nutzen die Wettbewerbsunfähigkeit afrikanischer Händler aus. Den Staaten, die eine Unterzeichnung der Verträge ablehnen, drohen Kreditsperren auf Initiative von Währungsfonds und Weltbank. Um den ausbeuterischen Charakter der Knebelverträge zu verschleiern, versprechen die Behörden Brüssels, dass afrikanische Länder weiterhin zollfreien Zugang zu Europas Märkten erhalten sollen. Afrikas Märkte sind jedoch viel zu schwach, um mit den europäischen Billigpreisen zu konkurrieren. 1) Tagesschau.de: Erpressung durch die EU? – nicht mehr verfügbar 2) Deutschlandfunk.de: Wie die Eu Ghanas Geflügelwirtschaft zerstört – Stand 12.01.2016
Amankwaah ist Geschäftsführer einer der letzten Geflügelfarmen in Ghana. Er schildert die Hoffnungslosigkeit: „Es ist ein gnadenloser Wettbewerb. Die internationalen Produzenten wollen ihr Geflügel hier günstig verkaufen – und wir müssten unsere Kosten reduzieren, damit wir mithalten können. Unser Produkt ist am Ende einfach teurer als das importierte Fleisch, und deshalb sind wir nicht wettbewerbsfähig.“ Nach acht Wochen Zucht und Verarbeitung kostet ein Huhn seiner Farm rund 3,60 Euro. Das gleiche Huhn bieten ausländische Händler im Schnitt für weniger als die Hälfte an. Als logische Konsequenz dieser Dumpingpreise besitzen Ghanas Geflügelbauern nur noch einen Marktanteil von zehn Prozent im eigenen Land. 3) Deutschlandfunk.de: Wie die Eu Ghanas Geflügelwirtschaft zerstört – Stand 12.01.2016
Seit 2009 haben sich die Hühnchen-Exporte aus Europa in Richtung Afrika verdreifacht. 48.000 Tonnen aus Deutschland exportierter „Hühnchenabfall“ – Hälse, Flügel, Innereien – gelangten vergangenes Jahr nach Afrika. 4) Deutschlandfunk.de: Wie die Eu Ghanas Geflügelwirtschaft zerstört – Stand 12.01.2016 Die EU-Importe in afrikanische Staaten untergraben die Anstrengungen der Länder, einen eigenen Geflügelmarkt zu entwickeln. Besonders die Märkte in den Ländern Elfenbeinküste, Kamerun, Nigeria und Senegal versuchen die Schäden zu regulieren. In Ghana und Benin sowie den meisten anderen westafrikanischen Staaten ist die inländische Produktion heute fast vollständig zerstört. 5) Epo.de: EU-Geflügel schädigt Märkte in Westafrika – Stand 12.01.2016
Amankwaahs Farm steht kurz vor dem Bankrott. Einige Angestellte musste er schon entlassen. Die Geflügelproduktion sei nicht mehr rentabel, sagt er. Ghanas Bauern müssten zuschauen, wie die ausländischen Konzerne den Markt beherrschten – und wie ihre eigene Lebensgrundlage wegbricht. „Viele Kollegen gehen pleite. Die Kosten sind zu hoch. Wer nicht genug Kapital hat, muss früher oder später einpacken. Viele wollen Ghana sogar verlassen. Lange kann sich da niemand über Wasser halten, und dann ist es bald vorbei mit dem Geschäft.“ 6) Deutschlandfunk.de: Wie die Eu Ghanas Geflügelwirtschaft zerstört – Stand 12.01.2016
Fußnoten und Quellen:
Pingback:Fluchtgrund | Burkina Faso: Milchbauern werden von europäischen Dumpingpreisen ruiniert
Veröffentlicht um 14:13h, 17 März[…] In Ghana, einem Nachbarstaat Burkina Fasos, entfalten die EPAs derzeit ihre fatale Wirkung. Jahrelange Billigimporte von Geflügelresten aus der EU haben inzwischen alle heimischen Geflügel-Kleinbauern in den Ruin getrieben. Mehr Infos dazu: Die EU-Wirtschaftspolitik treibt afrikanische Bauern in die Flucht […]
Agnieszka Weisser
Veröffentlicht um 14:49h, 29 JanuarDer Beitrag ist gut und wichtig. Auch die Einbindung von Dokumentarvideos finde ich gut.
Vor allem halte ich es für wichtig dieses Thema wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken! Insbesondere auch vor dem Hintergrund der Wirtschaftsflucht muss doch endlich eingesehen werden, welche Rolle und Verantwortung die Europäische Wirtschaftspolitik UND die hierzulande lebenden Konsumenten !
Ich beschäftige mich schon länger mit diesen Themen und es macht mich immer wieder wirklich wütend und traurig und manchmal auch verzweifelnd. Ich sehe kaum Lösungsansätze, diesen Problemen strukturell zu begegnen, außer vielleicht den fairer Handel.
Jetzt sehe ich große Chancen für Veränderungen, da diese Zusammenhänge des Konsumverhaltens hier und der Aufrechterhaltung von Armut in Entwicklungsländern vielleicht nicht mehr ignoriert werden können. Fluchtursachen sollen in den Herkunftsländern bekämpft werden, das ist auch ein politisches Statement, das in die öffentliche Debatte eingebracht wird. In diesem Zusammenhang sollten die europäische Wirtschaftspolitik und Lösungsansätze diskutiert und immer wieder thematisiert werden, um Veränderungen im Konsum- Bewusstsein zu bewirken, denn ich bin der Meinung, dass die Konsumentscheidungen der europäischen Bürger einen großen Einfluß haben.
In diesem Sinne kann die Zivilgesellschaft mit all ihren Vertretern und Organisationen Druck auf Politik und Wirtschaft ausüben um langfristige Lösungen zu entwickeln. …… Andernfalls muss auch über den Sinn von Entwicklungszusammenarbeit diskutiert werden, wenn auf der einen Seite Gelder hinfliessen und auf der anderen Seite die Existenzgrundlage zerstört wird.
Die Welt ist sehr komplex, und was immer auch die Zukunft bereit hält, wir alle sollten uns der Verantwortung unseres Handelns bewusst werden und uns klar machen, dass wir die Konsequenzen zu spüren bekommen werden.