Die angemessene Versteuerung von schnell beweglichem Kapital hat sich in einer globalisierten Wirtschaft zu einer großen Herausforderung entwickelt. Doch nicht nur in Industrieländern stellt illegale Steuerflucht und legale Steuervermeidung die Staaten vor Probleme.
Besonders die Länder des globalen Südens haben unter massiven Einkommenseinbußen zu leiden. Ursache hierfür sind unter anderem bilaterale Steuerabkommen mit westlichen Staaten, die sich vor das jeweilige nationale Recht schalten. Doppelbesteuerungsabkommen sollen multinational agierende Unternehmen vor doppelter Besteuerung schützen. Dabei werden die Entwicklungsländer bei den Verhandlungen von den Industriestaaten massiv unter Druck gesetzt, sodass der Großteil der Steuern in den Globalen Norden wandert. Allerdings setzten sich auch Entwicklungsländer gegenseitig unter Druck. Sie konkurrieren um die günstigsten Investitionsbedingungen, um internationale Kapitalgeber anzulocken. Im Ergebnis zahlen internationale Unternehmen in Entwicklungsländern oft gar keine oder kaum Steuern.
Alleine in Afrika schätzt der IWF die verlorenen Steuereinnahmen auf 175 Milliarden Euro, dreimal so viel wie an westlicher Entwicklungshilfe in den Kontinent fließt. Laut ActionAid sind nur 15 Prozent der afrikanischen Finanzdefizite auf Korruption zurückzuführen, Steuervermeidung hingegen ist für ganze 60 Prozent der Einkommensausfälle verantwortlich. Mittel, die für Entwicklungsprogramme, soziale Sicherung und generelle staatliche Investitionen fehlen. Armut in weniger entwickelten Ländern ist somit mitunter auch direkt auf solche Abkommen zurückzuführen. Diese wird zum Auslöser von Flucht vor mangelnden Perspektiven, Mittellosigkeit und Hunger.