Ein Drittel der Weltbevölkerung hat kein sauberes Trinkwasser
Vor zehn Jahren – am 28. Juli 2010 – nahm die UN-Generalversammlung die Rechte auf Wasser und Sanitärversorgung in den Katalog der Menschenrechte auf. Trotz großer Fortschritte hat ein Drittel der Weltbevölkerung noch immer keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung kann keine hygienischen Toiletten benutzen. Besonders in Afrika, Lateinamerika und Asien herrscht vielerorts dramatische Wasserknappheit. Schuld daran sind hauptsächlich die Industriestaaten.
Die menschenrechtlichen Prinzipien verpflichten Regierungen, marginalisierten und unterversorgten Bevölkerungsgruppen bei der Wasser- und Sanitärversorgung Vorrang einzuräumen. In der Praxis werden sie jedoch oft übergangen. Die Ausweitung wasserintensiver Exportlandwirtschaft und der Rohstoffabbau raubt ihnen das wenige Wasser, das dank dem Klimawandel noch zur Verfügung steht. Rund 85 Prozent des Wassers werden weltweit für die Landwirtschaft aufgebracht. Künftig wird es durch den Klimawandel mehr Dürreperioden und zugleich mehr Überflutungen geben, für die Nahrungsmittel- und Wasserversorgung stellt das eine große Herausforderung dar. „Als Mit-Verursacher des Klimawandels und über die Weltmärkte tragen wir direkt zum Wassermangel in anderen Ländern bei. Wassermangel ist kein Schicksal, sondern Folge von Diskriminierung und Politikversagen“, erklärte Klaus Seitz, Leiter der Abteilung Politik von Brot für die Welt. Schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr extrem wasserarm sind. Bis 2040 wird fast jedes vierte Kind auf der Welt in einem Gebiet leben, das von extremer Trockenheit betroffen ist.
In ihren internationalen Nachhaltigkeitszielen definiert die UN unter anderem die Bestrebung, bis 2030 alle Menschen mit sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen zu versorgen. Ohne massive zusätzliche internationale Anstrengungen wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein. Handelsabkommen, die eine exportgetriebene Agrar- und Rohstoffpolitik ohne Rücksicht auf Umweltschäden sowie Land- und Wasserkonflikte fördern, müssen verhindert werden. Auch das viel diskutierte Lieferkettengesetz muss unbedingt Regelungen bereithalten, die es deutschen Unternehmen und ihren Zulieferern untersagt, die Wasserressourcen anderer Länder zu verschmutzen und zu verschwenden. Wassermangel trifft besonders Frauen, Kinder, Geflüchtete und Kleinbauernfamilien. Die Corona-Pandemie verdeutlicht gerade, wie schwerwiegend sich der mangelnde Zugang zu sauberem Wasser auf die Gesundheit auswirken kann. Vor allem bei Kindern gehören Erkrankungen durch verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Im Südsudan hat ein Cholera-Ausbruch seit dem Sommer 2016 über 400 Menschenleben gefordert.
Auch die Schulbildung der Kinder in Entwicklungsländern wird von Wasserknappheit und mangelnden Sanitäreinrichtungen beeinflusst. Wenn Kinder täglich lange Wege gehen müssen, um Wasser für die Familie zu holen, verpassen sie oft die Chance, zur Schule zu gehen. Hinzu kommt, dass rund 900 Millionen Kinder weltweit an ihrer Schule keinen Zugang zu Hygiene haben. Mädchen müssen deshalb während ihrer Menstruation häufig zu Hause bleiben.
Die Menschenrechte auf Wasser und Sanitärversorgung sind unverzichtbare Voraussetzung für ein Leben in Würde und die Überwindung von Armut. Es besteht schneller und dringender Handlungsbedarf. 1) epo: 10 Jahre Menschenrechte auf Wasser und Sanitärversorgung; Artikel vom 28.07.2020 2) Deutschlandfunk: Weltweite Wasserressourcen: Kampf um Qualität und Menge; Artikel vom 19.01.2017 3) Unicef: Weltwassertag 2020: 10 Fakten über Wasser; Artikel vom 19.03.2020
Fußnoten und Quellen:
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