Afrika baut eine „Grüne Mauer“ gegen die Ausbreitung der Wüste
Wüsten bedecken ein Drittel der gesamten Ladefläche dieser Welt – und jedes Jahr kommen 70.000 Quadratkilometer hinzu, ein Gebiet von der Größe Bayerns. Dieser Prozess wird als Desertifikation bezeichnet und findet aufgrund des Klimawandels und übermäßiger Ausbeutung des Bodens statt. Besonders stark von diesem Phänomen ist die Sahelzone betroffen, die Region südlich der Sahara. Dort hat die voranschreitende Wüstenbildung bereits zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen geführt und mancherorts sogar zu gewalttätigen Konflikten. Durch die Ausbreitung werden Millionen von Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt. Um das zu verhindern, ist ein gewaltiges Projekt geplant, die sogenannte Grüne Mauer. Entlang der Sahelzone soll sich von Senegals Küste im Westen bis in den Osten Äthiopiens ein knapp 8.000 Kilometer langes Band aus Bäumen ziehen. Ziel ist es, weitere Desertifikation zu verhindern und die von Dürre geplagte Region mit neuem Leben zu füllen. Langfristig soll durch die Grüne Mauer die lokale Wirtschaft gefördert und nachhaltig gestaltet werden. 1) BR: Die Wüste wächst – jedes Jahr um die Fläche Bayerns; Stand 18.11.2019 2)E+Z: Menschen vor Ort einbeziehen; Stand 12.02.2019 3) Global Citizen: Die “Grüne Mauer“ Afrikas: Eine Idee, die die Welt verbessern könnte; Stand 11.09.2019 4) DW: Die große, grüne Mauer: Wie steht es um Afrikas Vorzeigeprojekt?; Stand 31.03.2020
Gebiete, die erst kürzlich zu Wüsten geworden sind, bezeichnet man als „man made desserts“, denn sie sind nicht auf natürliche Weise entstanden, sondern durch das Verhalten von Menschen. Schlechtes Umweltmangement vor Ort ist einer der Hauptfaktoren für Wüstenbildung. Bei Überweidung von Flächen frisst das Nutzvieh zu viele Pflanzen, der Boden verliert seine schützende Vegetationsschicht, wird lockerer und erodiert. Übermäßiger Ackerbau mit kurzen Brachzeiten und Monokulturen entziehen dem Boden Nährstoffe. Dadurch verringert sich der Pflanzenwuchs und es kommt zu Erosion. Den stärksten Einfluss hat das großflächige Abholzen von Wäldern für Brennholz, Weiden, Ackerland oder Industriefläche. Weltweit leben eine Milliarde Menschen in Trockengebieten, viele von ihnen in Armut. Sie können nicht einfach aufhören, Brennholz und Ackerfläche zu verwenden, denn das ist ihre Lebensgrundlage. Was man aber durchaus beeinflussen kann, sind die Folgen des menschengemachten Klimawandels. Klimabedingte Dürre zerstört jedes Jahr weite Flächen der Sahelzone. Die stärkste Ausbreitung der Wüste gab es in den 70er und 80er-Jahren durch eine extreme Abnahme von Niederschlägen. Gegenüber den Jahren davor hat es in diesem Zeitraum nur halb so viel geregnet. Wenn wir unsere Lebensweise und unseren Konsum einfach weiter fortsetzen, wird es in der Sahelregion zu immer mehr Extremwetter-Ereignissen kommen und die Desertifikation vorantreiben. 5) BR: Die Wüste wächst – jedes Jahr um die Fläche Bayerns; Stand 18.11.2019 6) Bildungsserver Wiki: Desertifikation und Klimawandel; Stand 13.04.2017
Wenn aus fruchtbarem Boden Wüste wird, fällt die Lebensgrundlage der Menschen weg. Landwirtschaft ist nicht mehr möglich und die Betroffenen werden zu Binnenvertriebenen. Sie sind Klimaflüchtlinge. Der Tschadsee im Nordosten Nigerias ist ein gutes Beispiel: Heute hat er nur noch fünf Prozent seiner ursprünglichen Größe. Tausende Bauern, Fischer und Wanderhirten mussten aus der Gegend fliehen, weil sie sonst verhungert wären. Die Vertreibung führt neben Armut auch zu gewalttätigen Konflikten in der nigerianischen Middle-Belt-Region. In der ganzen Sahelzone haben Regierungen auf diese Weise Gebiete an extremistische Gruppen wie Boko Haram oder Ableger von al-Qaida verloren. Etwa 4,2 Millionen Menschen wurden bisher in der Region durch Dürre und Konflikte vertrieben. Auch in Äthiopien leiden Millionen unter schwerer Dürre und Ernährungsunsicherheit, da viele Felder zu Wüste werden. Die dunkle Prognose der Weltbank lautet, dass der Klimawandel insgesamt 85 Millionen Afrikaner südlich der Sahara zur Migration zwingen wird. 7)E+Z: Menschen vor Ort einbeziehen; Stand 12.02.2019 8) Global Citizen: Die “Grüne Mauer“ Afrikas: Eine Idee, die die Welt verbessern könnte; Stand 11.09.2019 9) Welthungerhilfe: Great Green Wall: ein grüner Gürtel entlang der Sahara; Stand 02.2020
Das Projekt Grüne Mauer hat 2007 begonnen und wird inzwischen von 20 Ländern umgesetzt, außerdem gibt es finanzielle Unterstützung durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, die Weltbank und das “African Forest Forum“. Auf der Pariser Klimakonferenz 2015 wurden bereits 4 Milliarden US-Dollar für das Projekt zugesagt. Insgesamt wird es in etwa 7,4 Milliarden kosten und zur Wiederaufforstung von 247 Milliarden Hektar auf der gesamten Breite Afrikas beitragen. In den letzten dreizehn Jahren ist dieser riesige Traum bereits teilweise zur Realität geworden. In Senegal wurden schon mehr als 12 Millionen Bäume gepflanzt. Äthiopien hat 15 Millionen Hektar Land renaturiert, Nigeria und Niger jeweils fünf. Bei einem so großen Projekt läuft natürlich nicht alles nach Plan. Die Bemühungen vieler Länder im Zentrum Afrikas werden durch den Terrorismus gelähmt. Auch Korruption ist ein Faktor, der bremst, vor allem, wenn Gelder öfters in die Tasche von Politikern wandern als in die Projektentwicklung. Besonders in Burkina Faso ist die mangelnde Finanzierung ein großes Hindernis. Heute ist die Grüne Mauer zu etwa 15 Prozent umgesetzt, damit drängt die Zeit, denn Ziel ist es, sie bis 2030 fertigzustellen. 10) DW: Die große, grüne Mauer: Wie steht es um Afrikas Vorzeigeprojekt?; Stand 31.03.2020 11) Global Citizen: Die “Grüne Mauer“ Afrikas: Eine Idee, die die Welt verbessern könnte; Stand 11.09.2019 12) Welthungerhilfe: Great Green Wall: ein grüner Gürtel entlang der Sahara; Stand 02.2020
Es geht nicht nur darum, Bäume in der Sahelregion zu pflanzen, sondern eine langfristige Lebensgrundlage für die Bevölkerung sicherzustellen. Arbeit und Einkommen zu schaffen gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, um Fluchtursachen in der Region zu bekämpfen. Die große Grüne Mauer darf keine große grüne Plantage werden, denn durch Monokulturen werden Umwelt und Boden aufs Neue zerstört. Stattdessen muss nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft gefördert werden. Millionen von Menschen, die im Moment die Folgen des Klimawandels hautnah erleben, sollen ihre landwirtschaftlichen Flächen wieder nutzen können, um sich zu ernähren. Ist das Projekt ein Erfolg, kann es Menschen Nahrung liefern, Konflikte eindämmen und Migration mindern. „When resources are degraded, we start competing for them. […] So one way to promote peace is to promote sustainable management and equitable distribution of resources.” – Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin und Umweltaktivistin aus Kenia. 13) Welthungerhilfe: Great Green Wall: ein grüner Gürtel entlang der Sahara; Stand 02.2020 14)E+Z: Menschen vor Ort einbeziehen; Stand 12.02.2019 15) DW: Die große, grüne Mauer: Wie steht es um Afrikas Vorzeigeprojekt?; Stand 31.03.2020 16)Joint Research Center: World Atlas of Desertification; Stand 18.09.2019
Fußnoten und Quellen:
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