820 Millionen Menschen sind von Hunger bedroht – Die ernüchternde Bilanz des Welternährungstages
Am 16. Oktober war Welternährungstag. Die dazugehörige Bilanz ist ernüchternd: Aktuell sind 820 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Die Zahlen steigen. Vor allem betroffen sind krisengebeutelte Regionen wie Syrien oder der Jemen. Neun Jahre nach Beginn des Krieges sind sechs Millionen Syrer ohne sichere Nahrungsversorgung. Im Jemen stirbt alle zehn Minuten ein Kind an Unterernährung. Laut Welthungerindex ist die Lage in 47 von 117 erfassten Ländern „ernst“ oder „sehr ernst“. In der Zentralafrikanischen Republik sogar „gravierend“.
Hauptgrund ist neben gewaltsamen Konflikten der Klimawandel. Seit Anfang der 1990er Jahre haben sich die weltweiten Wetterextreme verdoppelt. Ernteverluste und steigende Lebensmittelpreise bedrohen ohnehin schon benachteiligte Staaten, die den Klimawandel zwar nicht bewirken, aber darunter leiden. In den Dürreregionen Afrikas mussten bereits 20 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Der Klimawandel und die Ernährungslage sind beide längst zur Überlebensfrage der Menschheit geworden, so Entwicklungsminister Gerd Müller. Er fordert ein „entschlossenes Eingreifen der Weltgemeinschaft“ und plädiert dafür, in den betroffenen Staaten stärker in den Erhalt der Lebensgrundlagen zu investieren. Um Flucht verhindern zu können, brauchen die Betroffenen Lebensperspektiven in ihrer Heimat. 1) epo: Entwicklungszusammenarbeit: Entwicklungsminister Müller: „Ernährungssituation in Krisengebieten ist besorgniserregend; Artikel vom 16.10.2019
Die global noch immer anhaltende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern schlägt sich auch in der Ernährungssituation nieder. Obwohl Frauen eine zentrale Schlüsselrolle bei der Überwindung des Hungers zukommt, sind sie stärker betroffen als Männer. Anbau, Ernte und Zubereitung von Nahrungsmitteln liegen maßgeblich in weiblicher Hand. Gründe für den Unterschied sind mangelnde Bildung, niedrigere Einkommen, fehlende rechtliche Gleichstellung, Gewalt und Diskriminierung beim Zugang zu Land und anderen Ressourcen. Die politische Handlungsfähigkeit der Frauen ist jedoch selbst gegenüber repressiven und neoliberalen Regierungen groß. In vielen Ländern organisieren sie sich gegen die Unterdrückung.
In ihrer Agenda 2030 haben sich die Vereinten Nationen dazu verpflichtet, bis zum entsprechenden Jahr das Recht auf Nahrung für alle Menschen weltweit zu verwirklichen. Es ist in Artikel 11 des UN-Sozialpakts als Menschenrecht deklariert. Obwohl sich die Ernährungssituation seit 2000 insgesamt verbessert hat, geht die Entwicklung unabhängig von den aktuellen Rückschlägen zu langsam. Bei gleichem Tempo werden 45 Länder den Hunger bis 2030 nicht überwinden können. 2) epo: Ernährung: Welternährungstag: Diskriminierung von Frauen bremst Überwindung des Hungers; Artikel vom 16.10.2019
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare