Wie Deutschland Bolsonaro durch den Konsum brasilianischer Produkte unterstützt und die indigene Bevölkerung vertrieben wird
Seit dem ersten Januar dieses Jahres hat der Rechtspopulist Jair Messias Bolsonaro in Brasilien das Amt des Präsidenten übernommen. Er war schon vor der Übernahme seines Amtes für seine frauenfeindlichen, homophoben und rassistischen Aussagen bekannt. Mit Beginn seiner Amtszeit haben jetzt schwere Zeiten für die Menschen in indigenen Schutzgebieten begonnen. 1)Welt: Warum die Finanzmärkte Brasiliens, rechte Populisten lieben. 12.02.2019 In Brasilien leben in etwa 900.000 indigene Menschen in 305 Gemeinschafte, die zusammen einen Teil von 0,4 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die geschützte Fläche, die ihnen dabei zugesprochen wurde, beträgt rund 13 Prozent der Gesamtfläche von Brasilien. Sie liegt im Amazonas. Unter den Gemeinschaften gibt es in etwa 80, die unkontaktiert sind. 2)Survival International: Brasiliens indigene Völker. 18.02.2019 Unkontaktiert heißt nicht, dass die Menschen noch nie Kontakt mit der Außenwelt hatten. Die Gemeinschaften wurden bereits in der Vergangenheit kontaktiert und haben sich bewusst und freiwillig für die Isolation entschieden. Genau für diese Gemeinschaften wird es jetzt ernst.
Eine der ersten Amtshandlungen von Bolsonaro war es, die Markierung indigener Gebiete in die Hände des Landwirtschaftsministeriums zu übergeben. Davor unterlag diese Aufgabe der FUNAI. Das ist eine Organisation, die sich um die Erfassung von indigenem Lebensraum kümmert und die Gebiete der Menschen und ihre Rechte schützen will. 3)Survival International: FUNAI. 18.02.2019 Dieser Akt war eine offene Kriegserklärung von Bolsonaro an die indigene Bevölkerung des Landes. Das Landwirtschaftsministerium verfolgt nicht die Ziele und Maßnahmen, um die Indigenen zu schützen. Ganz im Gegenteil! 4)Survival International: Bolsonaros ,,Kriegserklärung“ gegen Brasiliens Indigene: Kommentar von Survival. 04.01.2019 Viele Territorien wurden den Menschen bereits aberkannt und der neue Präsident beteuert, ihnen keinen einzigen Zentimeter mehr zu geben. Vor allem für die in Isolation lebenden Gemeinschaften stellt das ein riesengroßes Problem dar. Sie werden zur Flucht gezwungen und müssen sich eine neue Heimat suchen. 5)Survival International: Bolsonaros ,,Kriegserklärung“ gegen Brasiliens Indigene: Kommentar von Survival. 04.01.2019
Wie Bolsonaro am zweiten Tag seines neuen Amtes auf Twitter gepostet hat, will er die indigene Bevölkerung in das Land integrieren. Auf gut Deutsch möchte er ihnen den Lebensraum gewaltvoll entreißen, um mehr Gebiete im Amazonas für die Abholzung freizugeben. Sein Mantra dabei lautete: Die Umwelt darf kein Hindernis für den wirtschaftlichen Fortschritt sein. Die Indigenen sollen sich in das seiner Meinung nach ,,wahre Brasilien‘‘ integrieren und ihre Heimatdörfer verlassen. 6)Huffingtonpost: Jair Bolsonara contra los indígenas para favorecer a la agroindustria. nicht mehr verfügbar Der Präsident bezeichnete die Schutzflächen als ,,menschlichen Zoo‘‘, in denen die Menschen wie in der Steinzeit leben. Jetzt sind über 25.000 Indigene bereit zum Widerstand. 7)Folha: Dez anos após vitoria no STF, indígenas se preparam para enfrentar Bolsonaro em RR. 11.02.2019
Bolsonaro verfolgt eine menschenrechtsverletzende Politik und sollte von ausländischen Staaten keine Unterstützung dafür erhalten. Aber das ist gar nicht so einfach. Für Deutschland beispielsweise ist Brasilien der wichtigste Handelspartner in Lateinamerika. São Paulo ist einer der größten deutschen Wirtschaftsstandorte weltweit. Viele Lebensmittel werden aus Brasilien nach Deutschland importiert. Unter ihnen sind zum Beispiel Eisenerz, Soja, Kaffee, Fleisch und Rohöl. Damit diese Produkte generiert werden können, muss der Regenwald weichen. Und wenn der Regenwald weichen muss, dann auch seine Bewohner. 8)Auswärtiges Amt: Beziehung zu Deutschland. 01.10.2018 Auch wichtige deutsche Konzerne wie beispielsweise Hamburg Süd, Siemens, Bayer und Mercedes-Benz haben schon seit dem 19. Jahrhundert ihren Sitz in Brasilien. Deutschland macht alles, damit diese Beziehungen auch in Zukunft bestehen bleiben und nicht gefährdet werden. 9)BDI: Brasilien: Wichtigster Wirtschaftspartner in Lateinamerika. 18.02.2019 Dank der Politik des neuen Präsidenten sollen die Handelsbedingungen für ausländische Unternehmen einfacher werden. Deswegen befürworten sie viele Staaten. Bereits nach dem Amtsantritt wirbt das bundesdeutsche Wirtschaftsministerium für eine Ausweitung der Geschäfte mit Brasilien. Seit dem ersten Januar steigt auch der brasilianische Aktienindex Bovespa an der Börse steil auf und ist bereits fünf Wochen nach der Amtseinführung Bolsonaros um 15 Prozent gestiegen. 10)Welt: Warum die Finanzmärkte Brasiliens, rechte Populisten lieben. 12.02.2019 Über einen Rückgang der Zusammenarbeit auf Grund von Verletzungen der Menschenrechte im Land oder gar einen Boykott wird hier nicht einmal nachgedacht. Damit unterstützen die ausländischen Staaten und vorallem auch Deutschland die Vertreibung der Menschen aus dem Amazonas. 11)Amerika21: Bundeswirtschaftsminesterium ,,Jetzt auf Brasilien setzen“. 17.01.2019 12)Handelsblatt: Die deutsche Wirtschaft feiert den ,,Trump der Tropen“. Artikl nicht mehr verfügbarNicht nur die Menschen in Brasilien behandelt Bolsonaro unwürdig. Er spricht sich stark gegen offene Grenzen und venezolanische Flüchtlinge aus. Sie sind für ihn nur ein weiterer Dorn im Auge. Er will härter gegen sie vorgehen, die Grenzen stärker schützen und Flüchtlingslager aufbauen, damit sie sich nicht weiter in das Land hinein bewegen. 13)Wirtschafts Woche: Wie Bolsonaro Brasiliens Wirtschaft verändern will. 29.10.2019 Ähnlich wie die Politik von US-Präsident Donald Trump und dem Mantra „America First“, will sich auch Bolsonaro mit dem Regierungsprogramm „Brasil acima de tudo“ (Brasilien über allem), für die brasilianische Gesellschaft einsetzen. Sie soll an erster Stelle stehen. 14)Süddeutsche Zeitung: Bolsonaro und Trump: Zwei Brüder im Geiste. 04.01.2019. In Anbetracht dessen, dass tausenden von Menschen ihren Lebensraum verlieren, ist das fast ironisch.
Den ganzen Januar über liefen unter dem Motto ,,roter Januar“ Proteste. In fast allen Bundesstaaten von Brasilien sind die Menschen auf die Straße gegangen, um für die Rechte der indigenen Bevölkerung zu demonstrieren. Der Bevölkerung ist klar, sie müssen für ihre Rechte weiter kämpfen. Und diese Kämpfe hören nicht mit dem Januar auf.
Fußnoten und Quellen:
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