Bangladescher flüchten vor Naturkatastrophen – ein Opfer unserer Klimapolitik
Rabeya Akter erlebte einen Sturm, der stärker war, als jeder Wind, der zuvor über ihre Heimat hinwegfegte. Ihre Familie und sie mussten über das Wasser waten, um sich zu retten, weil Bäume auf ihr Haus fielen und der Wasserspiegel immer höher stieg. Sie wurde von Rettungskräften in ein Boot gezogen und fand, als sie Tage später in ihre Heimat zurückkehrte, ihr Haus nicht mehr. Es wurde von der Flut mitgerissen. Rabeya verlor ihre Lebensgrundlage, ihre Heimat und all ihr Hab und Gut. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu fliehen. Damit ist sie eine von hunderttausenden Bangladeschern, welche die Heimat aufgrund der Naturkatastrophen und dem ansteigenden Wasserspiegel verlassen mussten. Rabeya lebt nun mit ihrer Tochter in einer Betonzelle. In dem Slum leben nur wenige in richtigen, stabilen Häusern. Die Meisten bauen sich ihre eigenen vier Wände aus Werbetafeln und Wellblechen zusammen. Dabei ist ihr Schicksal das beste Beispiel für die „erzwungene Mobilität“, von der viele Opfer von Klimakatastrophen betroffen sind: Rabeya wusste nicht wohin. Sie musste sich letzten Endes mit einer winzigen Behausung inmitten von Schlamm unter menschenunwürdigen Verhältnissen zufrieden geben, weil sie keine Mittel hatte, um sich ein anderes zu Hause zu suchen. 1) Handelsblatt: Fluchtursache Klima-Warum Industriestaaten jetzt handeln müssen; Artikel vom 02.08.2018
Im ersten Halbjahr 2017 sind 855 000 Menschen in Bangladesch vor Klima und Krieg geflüchtet. Das Land liegt in einer Zone, die oft von Erdbeben heimgesucht wird. Außerdem kommt es während der Monsunzeit zwischen Juni und Oktober zu zahlreichen Überschwemmungen. Vor allem im Süden des Landes bilden sich Tsunamis und Taifune. Aufgrund des Klimawandels werden ganze Völker dazu getrieben und gezwungen, auszuwandern. Der steigende Meeresspiegel, die Wasserknappheit, Ernährungsunsicherheit und die daraus resultierenden Kämpfe führen zu einer Verstärkung der Klimaproblematik, welche, je weiter sich der Klimawandel fortsetzt, immer schwieriger und unmöglicher zu lösen sein wird. Weil es immer wärmer wird, vertrocknet der Boden und Wasserquellen versiegen. Die abnehmenden Wasserressourcen, Naturkatastrophen und Ernterückgänge bringen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Bis 2050 könnte die Zahl der Klimaflüchtlinge 143 Millionen Menschen betragen, wenn sich der Klimawandel fortsetzt. Die Forscherin der Brac University in Bangladeschs Hauptstadt Marjan Nur erzählt, dass die Zyklone, also die wandernden Tiefdruckgebiete, welche sich als Wirbelsturme kenntlich machen, „stärker und häufiger“ werden. 2) Bellevue.NZZ: Weltrisikoindex 2018; Artikel vom 24.11.2018 3) Handelsblatt: Fluchtursache Klima-Warum Industriestaaten jetzt handeln müssen; Artikel vom 02.08.2018 4) Wiener Zeitung: Flucht vor dem Klima; Artikel vom 20.03.2018 5) ZDF: Flogen des Klimawandels; nicht mehr verfügbar
Der Klimawandel hat auch gesundheitliche Folgen: Durch die Erwärmung der Meere und das Schmelzen der Eiskappen fließt das salzige Meerwasser in Süßwasserflüsse im Landesinneren, und schließlich in den Boden. Es vermischt sich mit dem unterirdisch gespeicherten Frischwasser und kontaminiert es. Forscher konnten feststellen, dass das Trinken des salzigen Wassers mit der steigenden Fehlgeburtenrate in Bangladesch zusammenhängt. Daneben führt der hohe Salzgehalt des Bodens zur Zerstörung der Äcker und somit zur Vernichtung der Lebensgrundlage der Bauern und zu Lebensmittelknappheit. 6)The Conversation: Climate change is making soils saltier, forcing many farmers to find new liverlihoods; Artikel vom 29.11.2018
Die Insel Bhola zählt zu den Teilen Bangladeschs, die am stärksten vom Klimawandel betroffen ist. Sie versinkt im Meer. Bangladeschs größte Insel ist flach und ragt nur wenige Meter aus dem Meer. Durch den ansteigenden Wasserspiegel wird die Insel überschwemmt und tausende Familien müssen flüchten, da sie ihre Häuser und ihre Arbeit verlieren. Inselteile brechen ab und werden vom Meer weggeschwemmt. 7) Das Este: Bangladesch: Untergehende Insel; Artikel vom 02.08.2015
Bangladesch ist nur für 0,3 Prozent der für den Klimawandel ursächlichen Treibhausgase verantwortlich. Doch leider erkennen der Klimawandel und seine Folgen keine Schuldigen. Die Opfer sind ungleich verteilt. So sind vor allem Entwicklungsländer, welche nur schwer Schäden kompensieren können, bedroht. Bangladesch und seine Bevölkerung leiden, weil sie die Konsequenzen unseres Fortschritts austragen müssen. Der Westen hat ihnen gegenüber eine Verantwortung. Deswegen ist die Umsetzung von Klimaabkommen und Regelungen unabdingbar. Doch auch der einzelne Bürger kann tagtäglich seiner Verantwortung nachkommen. Dabei sollte uns bewusst sein, dass jede Handlung ein Stimmzettel für oder gegen den Klimawandel und seine zerstörerischen Folgen sein kann. 8) Scientific American: The Unfolding Tragedy of Climate Change in Bangladesh; Atrikel vom 21.04.2017
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare