Ein Zusammenspiel aus kolonialem Erbe und schwacher Regierungsführung schürt den Konflikt in Mali
Seit Mali im Jahr 1960 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, kam es in dem Land immer wieder zu Revolten der Tuareg. So befindet sich der westafrikanische Staat seitdem in einem Dauerzustand politsicher Unruhen und Aufständen. Diese wurden von der malischen Regierung wiederholt mit militärischen Operationen adressiert. 1) Clingendael: The roots of Mali’s conflict; aufgerufen am 22.08.2018 Da die Konflikte jedoch stets über politische und ökonomische Forderungen entstanden, konnte so keine langfristige Lösung erzielt werden. In Folge dessen kam es 2012 zu einer erneuten Revolte der Tuareg, woraufhin die Regierung durch einen Putsch des malischen Militärs gestürzt wurde. 2) BPB: Mali; Artikel vom 20.04.2018 Daraufhin entstand im Norden Malis ein Machtvakuum, das sich islamistische Terrororganisationen zu Eigen machen. 3) Council on Foreign Relations: Destabilization of Mali; Stand: 21.08.2018 Der Konflikt schwelt seither und die zahlreichen Friedensverhandlungen waren bisher nicht erfolgreich.
Ähnlich zu den Konflikten in der Zentralafrikanischen Republik oder dem Südsudan liegt der Ursprung für den anhaltenden Disput in der Vergangenheit des Landes. Schon während der Kolonialherrschaft Frankreichs kam es zu einer fortwährenden Ungleichbehandlung der Volksgruppen. Die Kolonialmacht förderte die Entstehung einer politischen Klasse lediglich im Süden des Landes und schaffte so die Grundlage für das bestehende Nord-Süd-Zerwürfnis. Nach dem Ende der Kolonialzeit 1960 übernahm eben diese politische Klasse des Südens die Kontrolle des Staates. Die Regierung hatte große Schwierigkeiten ihre Autorität im ganzen Land auszubreiten. Mit dem Ziel der territorialen Integrität kam es zu einer weiteren Marginalisierung des Nordens , wodurch sich die Fronten bis heute verhärteten. 4) Clingendael: The roots of Mali’s conflict; aufgerufen am 22.08.2018 Zerwürfnis und Marginalisierung schafften einen Nährboden für die darauf folgenden Revolten – und auch für den aktuellen Konflikt. Gerade in den nördlichen Regionen Malis wurde die dort lebende Bevölkerung kontinuierlich benachteiligt und von politischer Teilhabe ausgeschlossen. Bis heute ist in einigen Gegenden keine Grundversorgung in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Strom und Wasser sichergestellt, die Justiz ist abwesend und es herrscht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. 5) BPB: Mali; Artikel vom 20.04.2018 Die Perspektivlosigkeit der Nordbevölkerung wurde durch eine Reihe von Dürren verschärft, die vielen Farmern der Region ihre Lebensgrundlage nahm. 6) Council on Foreign Relations: Destabilization of Mali; Stand: 21.08.2018 7) BPB: Mali; Artikel vom 20.04.2018 Nach dem Militärputsch im Jahr 2012 entwickelte sich in den nördlichen Provinzen ein Machtvakuum, das schnell von terroristischen Gruppierungen wie Al-Qaida in Maghreb eingenommen wurde. Durch die Benachteiligung der Bevölkerung bot Malis Norden den Terrororganisationen einen idealen Ausgangspunkt für ihre Handlungen. 8) International Crisis Group: Central Mali: An Uprising in the Making?; Artikel vom 06.07.2016 Da die Not der Nordbewohner groß war, wandten sich viele den Terrorgruppen zu, da sie zu diesem Zeitpunkt oftmals die einzige Möglichkeit zur finanziellen Erhaltung darstellten. Schätzungen zufolge waren lediglich ein Drittel der Mitglieder tatsächlich von den Motiven der Organisation überzeugt, während der Rest aus reiner Not Teil der Terrorgruppe wurde 9) FRIDE: The Mali conflict: avoiding past mistakes; aufgerufen am 23.08.2018 . Nach der Machtübernahme nahm die Zahl der verschiedenen Gruppen im Norden Malis zu und gleichzeitig kam es zu einer steigenden Zahl an Gewalttaten 10) International Crisis Group: The Politics of Islam in Mali: Separating Myth from Reality; Artikel vom 18.07.2017 Der Einfluss der Terrororganisationen und die Zahl der Gewalttaten breiten sich vom Norden Malis auch auf weitere Gebiete des Landes aus. Vermehrt ist nun auch Zentralmali betroffen, ebenso angrenzende Länder wie Burkina Faso oder Niger. 11) International Crisis Group: Central Mali: An Uprising in the Making?; Artikel vom 06.07.2016 12) Stiftung Wissenschaft und Politik: Mali: Friedensprozess ohne Stabilisierung; aufgerufen am 23.08.2018 Diese radikale Ausweitung stellt eine fundamentale Bedrohung für die Stabilisation von Mali und der gesamten Sahelzone dar. 13) Stiftung Wissenschaft und Politik: Mali: Friedensprozess ohne Stabilisierung; aufgerufen am 23.08.2018 Zur Lösung des Konfliktes ist es jedoch unabdingbar, den Konflikt nicht nur auf die Aspekte des Terrorismus‘ und des Nord-Süd-Zerwürfnis‘ zu reduzieren. Stattdessen müssen die Ursachen, wie beispielsweise schwache und korrupte Staatsinstitutionen, ethnische Spannungen und fehlender Zugang zu staatlichen Dienstleistungen und Ressourcen, Ziel der Friedensbestrebungen sein. 14) FRIDE: The Mali conflict: avoiding past mistakes; aufgerufen am 23.08.2018
Zwar steht der Konflikt in Mali bereits auf der politischen Agenda nationaler und internationaler Akteure, trotzdem konnte in keiner der zahlreichen Friedensverhandlungen bisher ein anhaltendes Ergebnis erzielt werden. Zunächst ist eine Lösungsfindung dadurch erschwert, dass es innerhalb der zahlreichen ethnischen Gruppen keine allgemeine Übereinkunft gibt. Neben dem durchaus bestehenden Nord-Süd-Konflikt gibt es jedoch auch innerhalb der Nordbevölkerung äußerst diverse Volksgruppen, die weder auf eine gleiche Vergangenheit zurückblicken können, noch identische Ziele haben. 15) Clingendael: The roots of Mali’s conflict; aufgerufen am 22.08.2018 Zudem präsentiert sich das derzeitige malische Regime nicht besonders engagiert in der Umsetzung von bestehenden Friedensabkommen. Vermehrt werden gravierende Probleme der Regierungstätigkeit deutlich, die lediglich durch politisch-institutionelle Reformen gelöst werden können. Diese hindern die Implementierung eines Friedensabkommens – sind aber gleichzeitig auch Teil von diesem. Ein Ausweg muss auch auf einem weitaus größeren Engagement des Regimes bestehen. 16) Stiftung Wissenschaft und Politik: Mali: Friedensprozess ohne Stabilisierung; aufgerufen am 23.08.2018 Gleichzeitig setzen die geplanten Maßnahmen, gerade auch die der internationalen Akteure, wiederholt nicht an den Ursachen des Konfliktes an. Der Fokus liegt vermehrt auf sicherheitspolitischen Aspekten, obwohl die langfristige Lösung des Konfliktes politscher und sozio-ökonomischer Ansätze bedarf. 17) BPB: Mali; Artikel vom 20.04.2018 Darüber hinaus ist es besonders wichtig, das zukünftige Initiativen zwischen den internationalen, regionalen und nationalen Akteuren besser koordiniert werden, da etwaige Lösungsansätze sonst ins Wirkungslose verlaufen. Gerade bei der Aufgabe der besseren Kodierung weiter Strategien kann auch Deutschland eine Schlüsselrolle einnehmen, damit es zu einer baldigen Lösung des Konfliktes kommt.
Fußnoten und Quellen:
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