Flüchtlingszahlen auf Rekordniveau – 68,5 Millionen Menschen weltweit vertrieben
Gemäß einer neuen Studie des UNHCR waren Ende letzten Jahres 68,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Somit stieg die Zahl der Heimatvertriebenen im Vergleich zum Vorjahr um knapp drei Millionen. Obwohl der fortwährende Bürgerkrieg in Syrien immer noch die größten Flüchtlingszahlen verursacht, ist diese Steigerung auch auf andere Krisen zurückzuführen. So spielen beispielsweise die kriegsähnlichen Zustände im Südsudan oder in der Demokratischen Republik Kongo, aber auch die Vertreibung von 670.000 Rohingya aus Myanmar eine tragende Rolle. 1) epo: UNHCR-Studie – 68,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht; Artikel vom 19.7.2018 Nicht vergessen werden sollte hierbei auch der Exodus, der gerade in Venezuela stattfindet. Offiziellen Zahlen zufolge haben derzeit 600.000 Venezolaner alleine in Kolumbien Zuflucht gesucht, doch viele von ihnen kommen auf illegalem Wege ins Land, so dass von weitaus mehr Hilfesuchenden ausgegangen werden kann. 2) Brookings: Neighbor nations can´t bear cost of Venezuelan refugee crisis alone; Artikel vom 7.3.2018
Während die Flüchtlingszahlen weltweit steigen, geht die Zahl der in Europa ankommenden Vertriebenen sogar zurück. Alleine in Deutschland gab es 2016 ungefähr 100.000 Asylanträge weniger als noch im Jahr zuvor. Und obgleich diese Entwicklung mitunter verschiedenen Grenz- bzw. Routenschließungen geschuldet ist, kommt hierbei eine für Europa beschämende Wirklichkeit ans Licht: 85 Prozent der heimatlosen Menschen fliehen in ärmere Staaten. 3) epo: UNHCR-Studie – 68,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht; Artikel vom 19.7.2018
Unterdessen gewinnen rechte Kräfte in nahezu allen Staaten der Europäischen Union an Boden, denn sie verstehen es nur zu gut, aus politischem Kalkül heraus, Angst und Misstrauen gegenüber Fremden innerhalb der jeweiligen Bevölkerung zu schüren. Jedoch sollte sich an dieser Stelle jeder vor Augen führen, dass es nicht die Industrienationen sind, die die Hauptlast der Flüchtlingskrise schultern – im Gegenteil: Es sind vor allem Entwicklungsländer. 4) UNHCR: Poorer countries host most of the forcibly displaced, report shows; Beitrag vom 27.2.2017
So kann auch das Argument nicht gelten, Flüchtlinge würden auf der Suche nach einem besseren Leben in Massen an den europäischen Außengrenzen ankommen, denn die Mehrzahl von ihnen entfernt sich meist nicht sehr weit vom Heimatland – oftmals in der Hoffnung, dorthin wieder zurückkehren zu können. Abgesehen von der Türkei, die insgesamt bereits 3,5 Millionen vor allem syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen hat, gehören die Hauptaufnahmeländer zu den ärmeren Gesellschaften weltweit. 5) CNN: Number of refugees hits 5 year-high, UNHCR report reveals; Artikel vom 19.6.2018
Zu den Staaten, die die meisten Vertriebenen beherbergen, zählen Länder wie Pakistan, Uganda, der Libanon, der Iran, Äthiopien, Jordanien, Kenia und Tschad. Der humanitäre Beitrag, den derartige Staaten leisten, wird besonders deutlich, wenn man die Zahl der Flüchtlinge in Bezug auf die Bevölkerungzahl bzw. die Wirtschaftsleistung betrachtet. So leben beispielsweise in einem Land wie Jordanien mit knapp 10 Millionen Einwohnern über 650.000 syrische Kriegsflüchtlinge. Zieht man die Wirtschaftsleistung als Faktor heran, die diese Staaten für Flüchtlinge erbringen müssen, befinden sich 8 der 10 wichtigsten Aufnahmeländer in Afrika und 2 im Mittleren Osten. 6) UNHCR: Poorer countries host most of the forcibly displaced, report shows; Beitrag vom 27.2.2017
“The biggest contributors providing a safe haven to the world’s uprooted people are poorer communities.”
Filippo Grandi, Hoher Flüchtlingskommissar der UN
Fußnoten und Quellen:
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