Der Fluch des schwarzen Goldes (1)
Eigentlich müsste man Erdöl nicht das „schwarze Gold“, sondern das „rote Gold“ nennen – so viel Blut klebt an ihm. Was den Wohlstand der industrialisierten Welt vordergründig in ungeahnte Höhen führte, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Kriegstreiber in verschiedenen Ländern. Erdölriesen machten bereits im Jahre 2005 45 Millionen Dollar Gewinn pro Stunde – also mehr als eine Milliarde Dollar jeden Tag. Heutzutage ist diese Zahl noch um einiges gewachsen. Doch diese Gier nach Geld und damit die Gier nach der Kontrolle über das Erdöl lösten schon vor Jahren Konflikte aus und noch heute liegt die Ursache vieler Kriege in dieser Ressource.
Erdöl ist aus unserer heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Es ist fest in unserem Alltag verankert, da es der Hauptenergieträger ist. Kaum ein Auto, Flugzeug oder Schiff kommt ohne den fossilen Energieträger im Tank aus. Und Erdöl steckt in nahezu allen Produkten unseres Alltags. So besteht ein Smartphone zu 40 Prozent aus Öl, in einem Sofa stecken rund 60 Liter Erdöl und sogar Plastik wird zum Teil aus Erdöl herrgestellt. Das Erdöl muss deshalb von Staaten aus dem Westen aus anderen Ländern importiert werden, vor allem aus dem Mittleren Osten, wo der Anteil der weltweiten Reserven im Jahr 2014 bei 47,7 Prozent lag, und Afrika. Die Kontrolle über das begrenzte Gut für sich zu gewinnen, löste bereits zahlreiche Kriege aus. 1) Investor Verlag: Die Verwendung von Erdöl; Artikel vom 29.11.2007 2) WEG: Erdöl und Erdgas aus Deutschland: Sie wissen, welche Bedeutung die erneuerbaren Energien habe? Wir auch.; nicht mehr verfügbar
Sturz der Regierung Mossadegh im Iran 1953
Wenn man in der Zeit zurückspringt, erkennt man, dass sogar schon damals bei den Kriegen im Iran 1953 oder in Ägypten 1964 der eigentliche Beweggrund des Westens die Macht über das Erdöl war. Aufgrund der großen Erdöl-Vorkommen im Iran beispielsweiße führten die Briten seit 1908 Erdölbohrungen auf iranischem Staatsgebiet durch. Die AIOC (Anglo-Iranian Oil Company), der heutigen BP, die die iranische Erdölförderung vorantrieb und somit auch in Besitz des wohlgemerkt iranischen Erdöls war, wirtschaftete größtenteils in die eigene Tasche und zahlte in Form von Einkommenssteuern auch Geld an den britischen Staat, die iranische Regierung sowie die iranischen Arbeiter sahen hingegen nur einen Bruchteil des Geldes, das nach Großbritannien floss. Politiker im Land forderten deshalb immer wieder eine gerechtere Verteilung der Erlöse aus dem Milliardengeschäft. Das führte dazu, dass das iranische Parlament unter Führung von Mohammad Mossadegh 1951 ein Gesetz zur Verstaatlichung des iranischen Erdöls verabschiedete, um den Briten die Berechtigung zur Erdölforderung zu entziehen. Da der britischen Regierung der Kontrollverlust über die iranische Erdölforderung missfiel, wollten sie die Regierung Mossadegh stürzen und suchten sich hierfür Hilfe bei den Amerikanern. Unter Präsident Harry S. Truman noch ohne Erfolg, konnte der darauffolgende US-Präsident Dwight D. Eisenhower wenig später von der Idee, die Regierung Mossadegh zu stürzen, überzeugt werden. Das Vorhaben wurde vom MI6 und dem CIA als „Operation Ajax“ erfolgreich durchgeführt. Der gewalttätige Sturz der demokratisch gewählten Regierung Mossadegh und die Ernennung des iranischen Generals Fazlollah Zahedi als iranischen Premierminister am 13. August 1953 durch Schah Mohammad Reza Pahlavi waren illegal und entgegen dem von der UNO-Charta vereinbarten Gewaltverbot. Das aggressive und demokratiefeindliche Eingreifen der Nato-Länder Großbritannien und der USA in innerstaatliche Angelegenheiten des Iran aus wirtschaftlichen Interessen war nicht nur illegal, sondern auch maßgeblich verantwortlich für die wirtschaftliche und politische Entwicklung, die das Land danach nahm. Kurz nach dem Sturz Mossadeghs wurde die Verstaatlichung des iranischen Erdöls rückgängig gemacht. Unter dieser wirtschaftlichen Folge litt der Iran, für den die Erdölproduktion der wichtigste wirtschaftliche Sektor ist, sehr, denn er wurde jetzt nur noch zur Hälfte an den Einnahmen aus dem Ölgeschäft beteiligt. Doch die Auswirkung des Putsches auf die politische und vor allem zivilgesellschaftliche Entwicklung des Irans war noch viel tiefgreifender. Sie ist bis heute noch zu spüren. Der durch die USA und Großbritannien ausgelöste Sturz der ersten demokratisch gewählten Regierung im Iran, und die 25 Jahre andauernde Diktatur von Schah Pahlavi, die sowohl finanziell als auch militärisch von den USA unterstützt wurde, sind ohne Zweifel mitverantwortlich für die 1979 von Ayatollah Ruhollah Khomeini ausgelöste Islamische Revolution. Der Schah stützte seine Macht unter anderem auf seinen gefürchteten Geheimdienst SAVAK, den er mit Hilfe der USA aufbaute und mit dem er gnadenlos Oppositionelle verfolgte. Er ließ Unruhen in den 1960er Jahren brutal niederschlagen, bei denen die religiösen Führer des Landes eine wichtige Rolle spielten. Der Iraner Ruhollah Khomeini trat während dieser Unruhen zum ersten Mal als Gegenspieler des Schahs auf und konnte trotz zweimaliger Gefängnisaufenthalte und dem darauffolgenden angeordneten Exil im Irak und in Frankreich einen Großteil der iranischen Bevölkerung hinter sich vereinen. Im Jahr 1978 forderten die iranischen Massen, aufgestachelt durch den im Exil lebenden Khomeini, auf Protestmärschen über Monate den Tod des Schahs. Dieser antwortete abermals mit der brutalen Niederschlagung der Proteste, doch die Polizeikräfte des Schahs konnten die Situation angesichts der Vielzahl an Demonstranten nicht wieder unter Kontrolle bringen. Das war der Anfang vom Ende der Schah-Diktatur und trieb die größtenteils verarmte Bevölkerung in die Hände der religiösen Zirkel, und führte in der Folge zu der von Khomeini angestrebten Verquickung von Staat und Religion. Seitdem besteht die Islamische Republik Iran, die aufgrund ihrer pseudo-demokratischen und theokratischen Elemente auch als Gottesstaat bezeichnet wird. Die in der seit 1979 gültigen iranischen Verfassung fest verankerte mächtige Stellung des Obersten Religionsführers und die dadurch bedingte starke Verflechtung von Religion und Politik lässt keine zivilgesellschaftlichen Versuche der Säkularisierung und der Demokratisierung im Iran zu. 3) Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren: Der illegale Krieg gegen Iran 1953
Suezkrise 1964 – Kampf um den Suezkanal
In Ägypten passierte etwas ganz ähnliches. Das Land ist strategisch sehr wichtig, da der 1869 eröffnete und 160 Kilometer lange Suezkanal für die Versorgung von Europa mit Erdöl eine zentrale Rolle spielt. Der Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und erspart den Schiffen vom Persischen Golf nach Europa den Weg um Afrika. Der Kanal wird täglich von Tankern passiert, die Erdöl und verflüssigtes Erdgas auf den europäischen Markt bringen. Der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser verstaatlichte 1956 den Kanal, zum Entsetzen von Frankreich und Großbritannien, die ihn damals zusammen bauten. Die beiden NATO Länder griffen daraufhin zusammen mit Israel Ägypten an, um die Kontrolle über den Kanal widerzugewinnen. Israel unterstütze die beiden europäischen Länder, da Ägypten angeblich die komplette Vernichtung Israels angekündigt hatte. Die Angriffe waren illegal, denn sie verfügten nicht über ein Mandat des UN-Sicherheitsrates. Als die ersten UN-Verbände in Ägypten eintrafen, zogen sich die beiden europäischen Mächte bis zum 23. Dezember 1956 aus der Kanalzone zurück. Zum Glück der Europäer dauerte die Suezkrise nicht lange und die eigentlichen Kampfhandlungen beschränkten sich auf nur neun Tage, so dass sich bei den Zufuhren von flüssigen Brenn- und Treibstoffen keine Verzögerungen auftraten. Doch tausende von Ägyptern verloren ihr Leben, viele Städte wurden zerstört. 4) Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren: Der illegale Krieg gegen Ägypten 1956
Fußnoten und Quellen:
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