Weltwassertag 2018: Plädoyers für naturnahe Wasserwirtschaft und gegen ungerechte Verteilung des Wassers
Heute ist Weltwassertag. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte die UNESCO am vergangenen Montag während des 8. Weltwasserforums in Brasília den Weltwasserbericht 2018. Eine zentrale Aussage des Berichts: Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden schätzungsweise bis zu 5,7 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser sein. Bereits jetzt ist fast die Hälfte (etwa 3,6 Milliarden) der gesamten Menschheit von der lebenswichtigen Ressource so gut wie abgeschnitten. 1) 8th World Water Forum – Brasília-Brazil 2018: Homepage; nicht mehr verfügbar
Laut dem Bericht kann eine nachhaltige Lösung des Problems nur in sogenannten naturbasierten Lösungen (kurz NBS, aus dem Englischen für Nature-based Solutions) liegen. Diese Maßnahmen binden natürliche Gegebenheiten und Prozesse in die Wassernutzung und –speicherung ein. Darunter fallen beispielsweise Wiederaufforstung, Nutzung von Feuchtgebieten (auch als Bestandteil der Abwasserreinigung) und gezielte Grundwasseranreicherung. Ein zentrales Problem stellt der Umgang mit Abwässern dar, weil diese bislang nur – wenn überhaupt – in rein technischen Anlagen gereinigt werden. Die Autoren des Berichts heben jedoch hervor, dass die zuvor genannten Feuchtgebiete einen erheblichen Beitrag zur Klärung des Wassers beitragen könnten, wenn sie denn an geeigneter Stelle und im richtigen Umfang genutzt würden. Aktuell werden nach Schätzungen lediglich 5 Prozent der weltweiten Gesamtsumme für das Ressourcenmanagement im Bereich von NBS aufgewendet. Eine Nutzung naturähnlicher Wassergewinnung, so der Bericht weiter, würde aber nicht nur einer besseren Versorgungslage dienen. Auch sekundäre Effekte, wie höhere Ernteerträge und eine Abschwächung der Folgen des Klimawandels, könnten unter anderem gezeitigt werden. 2) EPO: Weltwasserbericht 2018; Hälfte der Menschheit von Wassermangel bedroht; Artikel vom 19.03.2018 3) UNESCO: Weltwasserbericht 2018: Hälfte der Menschheit von Wassermangel bedroht; aufgerufen am 22.03.2018 (nicht mehr aufrufbar)
Ein anderer Aspekt, der im Weltwasserbericht allerdings unbeachtet bleibt (und das nicht zuletzt, weil die Finanz- und Privatwirtschaft beim Weltwasserforum mit am Tisch sitzt), ist das Problem einer gerechten Wasserverteilung. Während in der brasilianischen Hauptstadt das 8. Weltwasserforum tagt, findet – am selben Ort – ein alternatives Wasserforum der Zivilgesellschaft statt. Zentraler Kritikpunkt der beteiligten Organisationen ist die Ausbeutung kostbarer Reservoirs zugunsten extensiver industrieller Bewässerungslandwirtschaft. 70 Prozent der globalen Wasserentnahme erfolgt durch die Landwirtschaft. Mithilfe ganzjähriger Bewässerung und dem großflächigen Einsatz von Spritz- und Düngemitteln soll die weltweit steigende Nachfrage etwa nach Kaffee, Baumwolle und Soja für die Fleischproduktion bedient werden. Wasservorkommen werden so jedoch schneller aufgebraucht, als sie sich regenerieren können und lokalen Kleinbauern wird damit endgültig die Grundlage für ihre Feldwirtschaft entzogen. Es sind vor allem die entwickelten und aufstrebenden Länder, die durch ihren hohen Bedarf an den oben genannten Agrarprodukten diesen immensen Wasserverbrauch zusätzlich fördern und damit die ungerechte Verteilung zementieren. 4) EPO: Weltwasserforum; Verbindliche Regeln gegen den Ausverkauf von Wasser notwendig; Artikel vom 16.03.2018
Das alternative Wasserforum drängt daher auf verbindliche Regeln für eine gerechte und ökologisch nachhaltige Wasserverteilung. Wenn hierzu komplementär die vonseiten des „offiziellen“ Weltwasserforums geforderten NBS als ökologisch ausgewogene Methode Eingang in das globale Wassermanagement finden, wäre dies ein wichtiger Schritt, um mehr Menschen den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen und die bestehende Verteilungsungerechtigkeit abzubauen. 5) EPO: Weltwasserforum; Verbindliche Regeln gegen den Ausverkauf von Wasser notwendig; Artikel vom 16.03.2018
UNESCO: Weltwasservericht der Vereinten Nationen 2018; Zusammenfassung; aufgerufen am 22.03.2018 (nicht mehr aufrufbar)
UNESCO: The United Nations World Water Development Report 2018; aufgerufen am 22.03.2018 (nicht mehr aufrufbar)
Fußnoten und Quellen:
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