Wie die Industriestaaten Somalia als Giftmüllhalde benutzen
Vor den Küsten Somalias wird seit den achtziger Jahren giftiger und radioaktiver Müll im Meer versenkt. Unzählige Schiffe mit kontaminierter Fracht wurden entweder im Golf von Aden versenkt oder an den Stränden entsorgt. In Europa müssen strenge Auflagen zur Giftmüllentsorgung eingehalten werden. Somit weichen die Konzerne zunehmend auf die Entwicklungsländer aus, da der afrikanische Standard im Vergleich viel oberflächlicher ist. Afrika wird seither nicht nur von seinen früheren Kolonialmächten an Rohstoffen beraubt, sondern auch als Lagerstätte für ihren verseuchten Müll benutzt. 1) Radio Utopie: Mülldeponie Afrika: Was wir Afrika antun, ist barbarisch; Artikel vom 16.09.08
Durch den Ausbruch des Bürgerkriegs vor 27 Jahren und der damit verbundenen instabilen staatlichen Strukturen erweist sich Somalia zur Entsorgung als optimal. Sowohl staatliche Akteure als auch die rivalisierenden Warlords profitierten in der Vergangenheit zunehmend von den illegalen Entsorgungsgeschäften mit den Industriestaaten. Aufgrund der fehlenden somalischen Küstenwache war das Geschäft vor allem für die Rebellen attraktiv, die im Gegenzug für die Müllentsorgung militärische Ausrüstung oder Bargeld forderten. Das organisierte Verbrechen reguliert den Handel von giftigen Chemikalien. Ausländischen Geschäftemacher bereicherten sich wiederum an der illegalen Ablagerung, denn die vorschriftsgemäße Entsorgung kostet vor allem Geld. Der Preis für die Giftmülllagerung liegt in Europa bei circa 250 US-Dollar pro Tonne. In Afrika hingegen zahlt man für die gleiche Menge zwei bis drei US-Dollar. 2) Dritte Welt: Somalia und die Giftmüllmafia; Artikel vom 28.08.12 3) Planet Wissen: Atommüll; nicht mehr verfügbar
Die Ablagerung hat dabei verheerende Auswirkungen für die somalische Bevölkerung, die den gesundheitsschädlichen Folgen schonungslos ausgesetzt ist. Obwohl die OECD-Staaten bereits 1995 beschlossen, den Giftmüll nicht mehr in Nicht-OECD-Länder zu exportieren, wird der Abfall nach Afrika geschifft. Der verseuchte Müll dringt zunehmend in den Boden und das Grundwasser ein. Handelt es sich dabei auch noch um nuklearen Abfall, steigt das Gesundheitsrisiko ins Unermessliche. Uran verursacht nahezu alle existierenden Krebserkrankungen. Zudem sind plötzliche Todesfälle und Missbildungen von Säuglingen die Folge. Mittlerweile gehören Vergiftungen durch Substanzen aus der Industrie zu den fünf weltweit häufigsten Todesursachen. Die Bevölkerung ist teilweise über die Gefahren kontaminierter Materialien kaum informiert, sodass sie radioaktiven Abraum für den Straßen- und Häuserbau verwendet. 4) Bankwatch Network: Exporting toxic pollution from Europe to Namibia; Artikel vom 19.11.15 5)RTL Next: Profitgier: Giftmüll tötet kaut UN 1.000.000 Menschen im Jahr; nicht mehr verfügbar Durch die Müllentsorgung in den somalischen Gewässern kommt es folglich zur Nahrungsmittelknappheit. Die Felder werden durch das kontaminierte Wasser vergiftet und können nicht mehr kultiviert werden. In Kombination mit dem ariden Klima und der anhaltenden Dürre sind die Somalis gezwungen, in andere Regionen abwandern. Der jahrzehntelange Bürgerkrieg verschärft ihre Lage zusätzlich. Eine Hungersnot breitet sich in Somalia immer weiter aus. Mehr als jeder zweite der zwölf Millionen Einwohner ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. 6) Brot für die Welt: Erst der Hunger, dann die Flucht?; Artikel vom 01.06.17
Von der Entsorgung giftiger Chemikalien ist nicht nur Somalia betroffen. Ganz Afrika wird davon überschüttet. Die Bewohner der Elfenbeinküste leiden gesundheitlich immer noch an den Folgen, nachdem ein europäischer Frachter vor zwölf Jahren hunderte Tonnen hochgiftiger Ölabfälle vor der Küste und in der Hafenhauptstadt illegal entsorgt hatte. Seinem Nachbarsstaat Ghana ergeht es dabei nicht anders. Hier liegt eine der größten Elektroschrott-Müllkippen Afrikas. Weltweit kommen jedes Jahr circa 20 bis 50 Millionen Tonnen Elektromüll an. Die Arbeiter verbrennen die Plastikverkleidungen der Geräte, um an das verwertbare Metall zu kommen. Die Bewohner sind den giftigen Substanzen ausgesetzt, die nicht nur gesundheitsschädigend sind, sondern auch Luft, Boden und Grundwasser verseuchen. Doch die illegalen Geschäfte sind für die meisten Konzerne zu lukrativ, um sie aufzugeben. Es liegt demnach an uns Verbrauchern, der Politik und den Unternehmen kritisch und aktiv entgegenzutreten. 7) Planet Wissen: Giftiger Elektromüll, Stand vom 28.02.18 8) Brot für die Welt: Müllexport; Ausgabe März 2006 9) Bayerischer Rundfunk: Europas Giftmüll und die Folgen in der Elfenbeinküste; Artikel vom 18.08.16
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare